Die Geschichte der Universität Münster ist durch eine Vielzahl von Persönlichkeiten geprägt. Die getroffene Auswahl stellt nur einen kleinen Ausschnitt dar, der auch diejenigen nicht ausnimmt, deren Ruf aufgrund ihrer Verstrickungen mit dem NS-Regime Kratzer aufweist.
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Kurt Aland (1915-1994)
Konflikte mit dem DDR-Regime führten 1958 zur Entlassung Kurt Alands durch die Universität Halle und seiner Flucht in den Westen. Hier wurde der evangelische Theologe Mitglied der Universität Münster, die ihn 1961 zum ordentlichen Professor ernannte. Kurt Aland gründete 1959 das Institut für neutestamentliche Textforschung, zu dessen Schwerpunkten die Erforschung der Textgeschichte des Neuen Testaments gehört. 20 Jahre später gründete er das Bibelmuseum, eine weltweit einzigartige Einrichtung, die die Geschichte der Bibel von ihren Anfängen bis heute dokumentiert.
Max Apffelstaedt (1863-1950)
Die Interessen des Münsteraners Max Apffelstaedt waren breit gefächert. So studierte er in Berlin, Göttingen, London und Chicago neuere Sprachen, Kunst, Naturwissenschaften und Zahnmedizin. Sein Examen legte er 1893 in der Zahnheilkunde ab und ließ sich anschließend als praktischer Zahnarzt in seiner Heimatstadt nieder. 1907 gründete er die Zahnklinik der Universität Münster, die ihn zum Dozenten und später zum Professor ernannte. Daneben trat er als Kunstsammler hervor und widmete sich der Lyrik. Dem NS-Regime stand er später positiv gegenüber.
Karl Barth (1886-1968)
Der Schweizer Karl Barth gehört zu den bedeutendsten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Als Pfarrer des Dorfes Safenwil verfasste er einen Kommentar zu den Römerbriefen des Apostels Paulus, der ihm große Bekanntheit einbrachte. Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Münster zeichnete ihn 1922 mit der Ehrendoktorwürde aus und berief ihn 1925 auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie, von wo aus er 1930 nach Bonn wechselte. Der Mitbegründer der Bekennenden Kirche musste Deutschland 1935 schließlich verlassen und nahm eine Professur an der Universität Bern an.
Heinrich Behnke (1898-1979)
Als der Mathematiker Heinrich Behnke 1927 an die Universität Münster berufen wurde, war er 29 Jahre alt und damit der jüngste Ordinarius. Bis zu seinem Tod 1979 blieb er der Universität treu und starb als ihr dienstältester Hochschullehrer. Behnke konzentrierte sich in Münster auf die „Funktionstheorie mehrerer komplexer Veränderlicher“ und betreute 56 Doktoranden, von denen 30 selbst Hochschullehrer wurden. Sein Institut wurde als „Münstersche Schule der komplexen Analysis“ bekannt. Wichtig war ihm die Ausbildung von Mathematiklehrern. 1951 gründete er daher das Seminar für Didaktik der Mathematik.
Herwig Blankertz (1927-1983)
Herwig Blankertz gehört zu den bedeutenden Reformern des deutschen Bildungswesens nach dem Zweiten Weltkrieg, obwohl er schon mit 55 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls starb. 1969, als er zum Professor für Pädagogik und Philosophie an die Universität Münster berufen wurde, hatte er selbst eine anstrengende Bildungsbiographie vom Hilfsarbeiter zum Wissenschaftler zurückgelegt. Seine „Theorien und Modelle der Didaktik“ gelten als Standardwerk. Für das Kultusministerium Nordrhein-Westfalen erarbeitete er das Konzept einer Kollegschule. Das Berufskolleg Recklinghausen trägt seinen Namen.
Hans Blumenberg (1920-1996)
Die Philosophie Hans Blumenbergs, seit 1970 als Nachfolger von Joachim Ritter Ordinarius an der Universität Münster, lässt sich in einem Satz nicht zusammenfassen, zu weit gefasst ist die Fülle der von ihm bearbeiteten Themen. Seine Hauptwerke, zu denen u.a. „Die Legitimität der Neuzeit“, „Lebenszeit und Weltzeit“ oder „Die Sorge geht über den Fluss“ gehören, fallen in die Zeit in Münster. Blumenberg, vom Feuilleton als Dichter-Philosoph gefeiert, war weit über Münster und die engere philosophische Wissenschaft bekannt und zog mit seinen Vorlesungen auch das städtische Bildungsbürgertum an.
Marie-Luise Dittrich (1911-1999)
Als Frau in der Kriegs- und Nachkriegszeit in den Wissenschaften zu reüssieren, war kein leichtes Unterfangen. Die erste Frau, der es an der Universität Münster gelang, ein Ordinariat zu erlangen, war die Germanistin Marie-Luise Dittrich. 1965, 20 Jahre nach ihrer Habilitation, wurde sie auf den Lehrstuhl für Ältere Germanistik berufen. Hinter ihr lag ein langer Berufsweg, der sie u.a. an die Akademie der Wissenschaften zu Berlin und die Universität Frankfurt führte. Wenige Wochen nach ihr wurde mit der Althistorikerin Ruth Altheim-Stiehl eine weitere Frau zur ordentlichen Professorin ernannt.
Gerhard Domagk (1895-1964)
Den Forschungen von Gerhard Domagk verdanken viele Menschen ihr Leben. Der Pathologe entdeckte 1935 die antibakterielle Wirkung von „Prontosil“, einem Sulfonamid-Farbstoff. Prontosil wurde seither bei der Bekämpfung von bakteriellen Infektionen wie Hirnhautentzündungen, Kokken-Infektionen oder Wundbrand eingesetzt. 1939 erhielt Domagk für seine Entdeckung den Nobelpreis für Medizin, den er erst 1947 entgegennehmen konnte. Der Universität Münster, an der er seit 1925 als Privatdozent tätig war, blieb er auch nach seinem Wechsel zur Bayer AG 1927 als außerplanmäßiger Professor verbunden.
Heinrich Erman (1857-1940)
Heinrich Erman entstammte einer weit verzweigten Gelehrtenfamilie. Als er 1902 im Alter von 45 Jahren an die neu gegründete Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Münster auf den Lehrstuhl für Römische Recht berufen wurde, war er schon 19 Jahre in gleicher Funktion an der Universität Lausanne tätig gewesen. In Münster beschäftigte er sich vor allem mit der Bodenreform der Weimarer Verfassung und fungierte als stellvertretender Vorsitzender des Bundes Deutscher Bodenreformer. Nach seiner Emeritierung 1928 nahm er nochmals seine Vorlesungstätigkeit in Lausanne auf.
Franz von Fürstenberg (1729-1819)
Franz von Fürstenberg, Generalvikar im Bistum Münster, gilt als der Gründer der ersten Universität Münster, obwohl dies offiziell Fürstbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels war. Nach Verleihung der päpstlichen Privilegien wurde 1773 der Unterricht aufgenommen, 1780 erfolgte die offizielle Eröffnung. Fürstenberg fungierte ab diesem Zeitpunkt als Vizekanzler der Universität und bestimmte ihren Aufbau, der sich über etwa 15 Jahre hinzog. 1791 verfasste er eine Denkschrift zu den Bildungseinrichtungen des Münsterlandes, in der er auch seine Vorstellungen zur Universität darlegte.
Georg Hermes (1775-1831)
Nach Georg Hermes ist der sogenannte Hermesianismus benannt, eine von ihm vertretene philosophische Lehre, mit der der römisch-katholische Glaube rational begründet werden sollte. Sie fand an preußischen Hochschulen starke Verbreitung, wurde aber 1835 von Papst Georg XVI. verboten. Die Werke von Hermes wurden danach auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt. Hermes selbst wurde nach Studium und Tätigkeit als Lehrer am Paulinum 1807 zum ordentlichen Professor für Dogmatik an der Universität Münster ernannt. Nach der Herabstufung der Universität zur Lehranstalt wechselte er 1820 an die Universität Bonn.
Wilhelm Hittorf (1824-1914)
Wilhelm Hittorf war der bedeutendste Naturwissenschaftler der Akademie Münster im 19. Jahrhundert. Schon mit 23 Jahren wurde er 1847 als außerplanmäßiger Professor berufen und vertrat sowohl die Chemie als auch die Physik. 1856 verlieh die Akademie ihm eine ordentliche Professur. Als 1877 ein eigener Lehrstuhl für Chemie eingerichtet wurde, konnte er sich auf die Physik konzentrieren. Er führte praktische Übungen für Studenten ein, die zu dieser Zeit nur in zwei Privatlaboratorien in Deutschland möglich waren. Nach ihm wurden die Hittorfschen Überführungszahlen und die Hittorfröhre benannt.
Franz Hitze (1851-1921)
Der katholische Priester Franz Hitze fungierte viele Jahre als Generalsekretär des Verbandes „Arbeiterwohl“ und war zugleich langjähriges Mitglied im Preußischen Landtag und im Deutschen Reichstag für die Zentrumspartei. Sowohl praktisch als auch wissenschaftlich beschäftigte er sich mit der sozialen Frage. 1893 wurde er zum ersten Lehrstuhlinhaber für christliche Gesellschaftslehre an die Katholisch-Theologische Fakultät der Akademie Münster berufen. Hitze zählt zu den maßgeblichen Förderern der katholischen Arbeitervereine und war Mitbegründer des Caritasverbandes.
Hermann Landois (1835-1905)
In der öffentlichen Wahrnehmung wird Hermann Landois gerne auf seine Schrullen mit langer Pfeife und Zylinderhut, als Erbauer der Tuckesburg und Gründer des Anti-Katzen-Vereins reduziert. Der Theologe und Naturwissenschaftler war aber davon abgesehen ein hervorragender Zoologe, der schon in seiner Zeit als Lehrer am Paulinum den Unterricht mit biologischen Präparaten illustrierte. Seit 1879 war er an der Akademie Münster zunächst als Privatdozent, ab 1876 als ordentlicher Professor tätig. Auf seine Initiative geht die Gründung des Zoos und des Museums für Naturkunde in Münster zurück.
Josef Mausbach (1861-1931)
Josef Mausbach gehört gemeinsam mit Franz Hitze zu denjenigen, die 1919 in die Weimarer Nationalversammlung berufen wurden und Einfluss auf die Verfassung nahmen. Seit 1892 ordentlicher Professor für Moraltheologie und Apologetik an der Akademie Münster machte sich Mausbach nicht nur in der Moraltheologie einen Namen, sondern trat auch als Sozialethiker hervor. Er gilt als Förderer des Frauenstudiums und machte sich für die Bildung der Volksschullehrer stark. 1912 wurde er zum päpstlichen Hausprälaten berufen, 1918 zum Dompropst.
Wolfgang Metzger (1899-1979)
Mitten im Krieg wurde Wolfgang Metzger 1942 an die Universität Münster auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Psychologie berufen, auf dem er bis zu seiner Emeritierung 1967 blieb und wo er das Institut für Psychologie aufbaute. Metzger war Schüler von Wolfgang Köhler und Max Wertheimer und gehörte zur „Berliner Schule“ der Gestaltpsychologie, zu deren bedeutendsten Vertretern er zählt. Metzger beeinflusste nicht nur die deutsche Psychologie, sondern war ein international beachteter Wissenschaftler. Sein Hauptwerk „Gesetze des Sehens“ gilt heute noch als Standardwerk.
Alfred Müller-Armack (1901-1978)
Üblicherweise wird Ludwig Erhard als Vater der sozialen Marktwirtschaft bezeichnet. Tatsächlich ging der Begriff aber auf Alfred Müller-Armack zurück, der schon im Zweiten Weltkrieg an einem solchen Konzept arbeitete. Zusammen mit Erhard sorgte er dafür, dass es nach 1945 in die Realität umgesetzt wurde. Müller-Armack, seit 1933 Mitglied der NSDAP und ab 1945 der CDU, wurde 1940 an die Universität Münster berufen. Dort war er bis 1950 Direktor des Instituts für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, nahm dann eine Professur in Köln an, ehe er 1952 ans Bundeswirtschaftsministerium wechselte.
Johann Plenge (1874-1963)
Der Volkswirt und Soziologe Johann Plenge gilt als einer der großen Gelehrten des 20. Jahrhunderts, dessen auf den „Ideen von 1914“ fußendes Wirken jedoch nicht konfliktfrei ablief. 1913 nach Münster berufen, gründete er 1919 das Staatswissenschaftliche Institut, das allerdings 1923 nach Streitigkeiten mit der Universitätsleitung geschlossen wurde. Das 1925 für Plenge eingerichtete Forschungsinstitut für Organisationslehre und allgemeine und vergleichende Soziologie wurde ebenfalls geschlossen und Plenge 1935 vorzeitig emeritiert. An die Wissenschaft der Nachkriegszeit fand Plenge keinen Anschluss mehr.
Karl Heinrich Rengstorf (1903-1992)
Dem evangelischen Theologen Karl-Heinrich Rengstorf wurde Ende 1936 als Mitglied der Bekennenden Kirche die Lehrbefugnis an der Universität Kiel entzogen. 1948 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Neues Testament, Geschichte und Literatur des Judentums der Universität Münster. Dort begründete er das Institutum Judaicum Delitzschianum neu und hatte früh Kontakte zu jüdischen Gelehrten. Sein Forschungsschwerpunkt lag auf der Erforschung des antiken und rabbinischen Judentums sowie der Geschichte des Judentums. Von der auch von ihm verfolgten Judenmission nimmt man heutzutage Abstand.
Joachim Ritter (1903-1974)
Für die neu gegründete Bundesrepublik war die Philosophie Joachim Ritters von großer Bedeutung. Zu seinem Collegium Philosophicum, das er nach seiner Berufung nach Münster 1946 einrichtete, gehörten Persönlichkeiten, die Westdeutschland nach dem Krieg maßgeblich prägten, wie Ernst-Wolfgang Böckenförde, Odo Marquard oder Robert Spaemann. Die „Ritter-Schule“ gilt dabei als konservativer Gegenpol zur sogenannten Frankfurter Schule mit den Protagonisten Adorno, Horkheimer oder Marcuse. Ritter selbst trug mit seiner Konzeption einer praktischen Philosophie zu deren Rehabilitierung bei.
Leo von Savigny (1863-1910)
Leo von Savigny lehrte ab 1902 an der Universität Münster Staats-, Verwaltungs-, Völker- und Kirchenrecht und setzte sich als Gründungsdekan der neu errichteten Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät für deren Aufbau ein. Schon zuvor hatte er sich über Jahre mit Hochschulfragen, insbesondere der Organisation von Universitäten beschäftigt. Die Belange der Universität Münster vertrat er auch in politischer Hinsicht, denn ab 1909 bis zu seinem frühen Tod 1910 fungierte er als ihr Vertreter im preußischen Herrenhaus.
Helmut Schelsky (1912-1984)
Helmut Schelsky, einer der einflussreichsten Vertreter der Soziologie in der jungen Bundesrepublik, erhielt 1960 einen Ruf an die Universität Münster. Er baute die Sozialforschungsstelle in Dortmund auf, die sich unter seiner Ägide großes Renommee erwarb. 1970 wechselte Schelsky an die neu gegründete Universität Bielefeld, die er jedoch nach drei Jahren schon wieder verließ, um erneut in Münster tätig zu sein. Hier übernahm er den Lehrstuhl für Rechtssoziologe sowie Rechts- und Sozialphilosophie. Auf Schelsky geht die Bezeichnung „skeptische Generation“ für die deutsche Generation nach 1945 zurück.
Heinrich Scholz (1884-1956)
Heinrich Scholz beeinflusste mit seinen Forschungen die heutige theoretische Informatik. Dabei war er 1928 zunächst als Professor für Philosophie an die Universität Münster berufen worden und hatte sich zuvor 1910 für Religionsphilosophie und systematische Theologie habilitiert. 1924 setzte er jedoch sein früher abgebrochenes Mathematik- und Physikstudium fort, erhielt 1936 einen Lehrauftrag für mathematische Logik und Grundlagenforschung und war in Deutschland seit 1943 erster Lehrstuhlinhaber auf diesem Gebiet. In der Mathematik war sein Lehrstuhl seither als „Schule von Münster“ bekannt.
Georg Schreiber (1882-1963)
1945 wählte der Senat der Universität Münster Georg Schreiber in Abwesenheit zum ersten Rektor nach dem Krieg. Der katholische Theologe, der 1917 zum Professor für mittlere und neuere Kirchengeschichte und historische Caritaswissenschaft berufen worden war, hatte die Universität in der NS-Zeit verlassen müssen. Schreiber gründete in den 1920er- und 1930er- Jahren die Forschungsstelle für Auslanddeutschtum und Auslandkunde, eine Auswandererberatungsstelle sowie das „Deutsche Institut für Volkskunde e.V.”. Zwischen 1920 und 1933 war er Zentrumsabgeordneter im Deutschen Reichstag.
Waltraut Seitter (1930-2007)
Unter Waltraut Seitter erlebte das Astronomische Institut der Universität Münster eine Blütezeit, die vor allem mit dem von ihr vorangetriebenen Ausbau des Instituts und dem Muenster Redshift Project verbunden ist. Gleichwohl traf ihre Berufung nach Münster nicht unbedingt auf ungeteilte Freude in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, war sie doch die erste Frau, die in Deutschland einen Ruf auf einen Astronomischen Lehrstuhl erhalten hatte. Über Jahrzehnte war Waltraut Seitter zudem am Observatorium Hoher List der Universität Bonn und dem Smith College in Northampton (USA) tätig.
Anton Matthias Sprickmann (1749-1833)
Der Jurist Anton Matthias Sprickmann, der zwischen 1778 und 1814 Professor für Deutsche Geschichte sowie Staats- und Lehnsrecht an der gerade gegründeten Universität war, hatte ein zwiegespaltenes Verhältnis zu Münster. Dem Schöngeist, der auch als Literat hervortrat und der von Franz von Fürstenberg gefördert wurde, fehlten einerseits die geistigen Anregungen, wie Theaterbesuche, und er beklagte sein geringes Gehalt. Andererseits fanden seine Vorlesungen guten Zuspruch und er war in die Stadtgesellschaft integriert. Nach Stationen in Breslau und Berlin kehrte er am Lebensende wieder nach Münster zurück.
Aurel von Szily (1880-1945)
Der erste Direktor der Augenklinik verschaffte der gerade gegründeten Medizinischen Fakultät der Universität Münster auf dem Gebiet der Augenheilkunde nationales und internationales Renommee. 1924 nach Münster berufen, war Aurel von Szily zuvor 20 Jahre an der Universität Freiburg tätig und machte sich mit dem „Atlas der Kriegsaugenheilkunde“ einen Namen. Sein Wirken in Münster sollte nur ein gutes Jahrzehnt dauern, denn wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er 1935 beurlaubt und 1937 zwangsweise emeritiert. Er überlebte in seinem Heimatland Ungarn, verstarb aber unmittelbar nach Kriegsende.
Otmar Freiherr von Verschuer (1896-1969)
Bis heute lässt sich nicht eindeutig nachweisen, in welchem Umfang Otmar von Verschuer über die Verbrechen seines ehemaligen Doktoranden Josef Mengele im Konzentrationslager Auschwitz informiert war. Der Mediziner, Humangenetiker und Zwillingsforscher, der bis 1942 Professor an der Universität Frankfurt und danach Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik Berlin-Dahlem gewesen war, wurde 1951 rehabilitiert, als er zum Professor für Humangenetik an die Universität Münster berufen wurde und das dort neu gegründete Institut aufbauen konnte.
Hermann Volk (1903-1988)
Der Name Hermann Volk ist eng mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil verknüpft, in deren Vorbereitung der katholische Theologe und Professor für Dogmatik an der Universität Münster schon früh eingebunden war. An dem Konzil nahm er nicht mehr als Professor, sondern schon als Bischof von Mainz teil, zu dem er 1962 berufen worden war. Seine Professur, die er seit 1946 bekleidete und die ihn 1954/55 in das Amt des Rektors brachte, gab er für das Bischofsamt auf. 1973 wurde er wegen seiner Verdienste bei der Umsetzung des Konzils zum Kardinal ernannt.
Harry Westermann (1909-1986)
Fünf Rufe ereilten Harry Westermann, der seit 1945 Ordinarius für Bürgerliches Recht und Zivilprozessrecht war, doch er blieb der Universität Münster treu. Westermann war weit über seinen eigentlichen Wirkungskreis bekannt, ein Netzwerker par excellence, der nicht nur Wert auf die Forschung legte, sondern gleichrangig der Lehre, aber auch der Praxis verbunden war. Er war Mitbegründer des Instituts für Berg- und Energierecht, des Instituts für Genossenschaftswesen und des Zentralinstituts für Raumplanung. Nach ihm ist ein Preis der Juristischen Fakultät für herausragende Promotionen benannt.