Frauenstudium

Aufgezeigt werden einige Basisinformationen zum Thema Studium von Frauen an der Universität Münster. Ausführlich behandelt das Thema:

Happ, Sabine/Jüttemann, Veronika (Hg.): "Laßt sie doch denken!" 100 Jahre Studium für Frauen an der Universität Münster (Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster, 2), 2. Auflage, Münster 2009

Senatsbeschluss von 1902
Senatsbeschluss über die Zulassung von Gasthörerinnen, 1902
© Universitätsarchiv Münster

Beginn des Frauenstudiums

1902 genehmigte der Senat der Universität Münster, dass Frauen als Gasthörerinnen an Lehrveranstaltungen teilnehmen durften. Es dauert allerdings noch drei Jahre, bis sie von dieser Erlaubnis Gebrauch machten. 1908 wurde dann Frauen in ganz Preußen das Studium erlaubt, nicht als Gasthörerinnen, sondern als ordentliche Hörerinnen.

Das Bild zeigt das Protokoll des Senatsbeschlusses von 1902 über die Zulassung von Gasthörerinnen (Universitätsarchiv Münster, Bestand 4, Nr. 23).

Studentinnen, 1918
Studentinnen, 1918
© Universitätsarchiv Münster

Erste Studentinnen

Die ersten Gasthörerinnen waren im Jahr 1905 Helene Falk, Margarethe Moormann, Aloysia Pfennings und Margarethe Streitberg. 1908 immatrikulierte sich Auguste Rannenberg als erste ordentliche Studentin. Sie studierte an der Universität Münster Mathematik und Naturwissenschaften, wechselte dann aber zum Medizinstudium an die Universität Marburg. Dort wurde sie 1915 zur Dr. med. promoviert. Zu den ersten Studentinnen gehörte auch die Sprachwissenschaftlerin Johanna Richter, die 1909 ihr Studium als erste Promovendin an der Universität Münster beendete.

Von diesen Studentinnen der Anfangsjahre kennen wir keine Fotos. Das gezeigte Foto stammt von 1918 und zeigt eine Gruppe von Studentinnen beim geselligen Beisammensein.

Damenverbindung, 1920
Mitglieder einer Damenverbindung, 1920
© Universitätsarchiv Münster

Frühe Damenverbindungen

Die ersten Frauen, die an der Universität Münster studierten, fanden sich als verschwindend kleine Minderheit im Gros der männlichen Studierenden wieder. Schon früh schlossen sie sich daher zusammen und gründeten Vereine und Verbindungen. Einige hatten nur wenige Jahre Bestand oder schlossen sich zusammen. Die verbliebenen mussten sich mit Beginn des Nationalsozialismus auflösen.

Gründungsdaten:

  • 1909 Deutscher Akademischer Frauenbund
  • 1909 Verein katholischer deutscher Studentinnen Winefreda
  • 1910 Verein Münsterscher Studentinnen
  • 1913 Verein katholischer deutscher Studentinnen Mimigardeford
  • 1915 Verein katholischer deutscher Studentinnen Hiltburg
  • 1919 Katholischer Studentinnenverein Radegund
  • 1923 Verein katholischer deutscher Studentinnen Winefreda-Mimigardeford

Das Foto zeigt Mitglieder des Verein katholischer deutscher Studentinnen Winefreda oder Mimigardeford im Jahr 1920.

Erste Promovendinnen

Die erste Promovendin an der Universität Münster war die schon erwähnte Johanna Richter an der Philosophischen Fakultät im Fach Indogermanische Sprachwissenschaften. Es folgten bald Promotionen an den meisten anderen Fakultät, mit Ausnahme der Katholisch-Theologischen Fakultät, an der erst 1962 erstmals eine Frau promoviert wurde. Die erste Promotion einer Ärztin erfolgte 1925 im Gründungsjahr der Medizinischen Fakultät.

Erste Promotionen:

  • 1909 Philosophische Fakultät, Geisteswissenschaften: Johanna Richter, indogerm. Sprachwissenschaften
  • 1913 Philosophische Fakultät, Naturwissenschaften: Hedwig Dübigk, Mineralogie und Geologie
  • 1919 Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, Wirtschaftswissenschaften: Martha Ascher
  • 1920 Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, Jura: Isabel Richter
  • 1925 Medizinische Fakultät: Theresa Kortmann
  • 1925 Evangelisch-Theologische Fakultät: Paula Kogge
  • 1962 Katholisch-Theologische Fakultät: Helga Voss
Habilitation von Angela Nolte, 1953
Habilitation der Zoologin Angela Nolte, 1953
© Universitätsarchiv Münster

Erste Habilitandinnen

45 Jahre nach Zulassung von Frauen zum Studium in Preußen gelang es mit der Zoologin Angela Nolte (1922-2001) erstmals einer Frau, sich an der Universität Münster zu habilitieren. Das Foto zeigt sie bei der Übergabe ihrer Habilitationsurkunde im Jahr 1953.

Noch im selben Jahr wurde die Philosophin Gerda von Bredow habilitiert, ein Jahr später die Volkswirtin Ingeborg Esenwein-Rothe sowie die Chemikerin Almuth Klemer. Während 1963 Marianne Bogatzki als erste Frau an der Medizinischen Fakultät und 1972 Barbara Aland an der Evangelisch-Theologischen Fakultät habilitiert wurde, dauerte es an der Rechtswissenschaftlichen (Ursula Nelles, 1990) und an der Katholisch-Theologischen (Teresa Berger, 1991) Fakultät bis in die 1990er-Jahre. 

Marie-Luise Dittrich
Marie-Luise Dittrich, erste ordentliche Professorin an der WWU
© Universitätsarchiv Münster

Erste Lehrstuhlinhaberinnen

Im Jahr 1965 wurden erstmals zwei Frauen als ordentliche Professorinnen und Lehrstuhlinhaberinnen berufen: die Germanistin Marie-Luise Dittrich (1911-1999), die auf dem Foto zu sehen ist, und die Althistorikerin Ruth Altheim-Stiehl (Jg. 1926). Zwischen beiden Ernennungen lagen nur wenige Wochen.

Auf dem Feld der Berufungen holen Frauen derzeit kräftig auf. Das statistische Jahrbuch der Universität Münster für das Jahr 2019 benennt 32 Berufungen, von denen 21 an Frauen ergingen.

Rektorin Maria Wasna
Rektorin Prof. Dr. Maria Wasna
© Uni MS

Erste Rektorinnen

Die Universität Münster hatte bislang zwei Frauen im Rektoramt: die Psychologin Maria Wasna (1930-2019) und die Juristin Ursula Nelles.

Das Foto zeigt Prof. Dr. Maria Wasna, die nicht nur an der WWU die erste Frau im Rektoramt war, sondern die erste nach der "Wiedervereinigung" deutschlandweit. In ihre Amtszeit von 1990 bis 1994 fallen die Einrichtung des Zentrums für Niederlandestudien und die Übernahme der sog. "Reiterkaserne" durch das Land Nordrhein-Westfalen als Campus für Universität, Fachhochschule und Kunstakademie, dem heutigen Leonardo-Campus.

Prof. Dr. Ursula Nelles, die von 2006 bis 2016 amtierte, ist unter allen bisherigen Rektorinnen und Rektoren diejenige mit der längsten Amtszeit.