Nachruf Hugo Brandenburg
Das Institut für Klassische Archäologie und Christliche Archäologie trauert um seinen ehemaligen Kollegen Prof. Dr. Dr. h.c. Hugo Brandenburg, der am 26. Dezember 2022 im Alter von 93 Jahren verstorben ist.
Brandenburg studierte von 1948 bis 1955 Archäologie und Alte Sprachen in Bonn, wo er auch 1957 das Staatsexamen in Klassischer Philologie ablegte. Von 1958 bis 1960 studierte er an der Universität Köln Klassische Archäologie. 1962 erfolgte die Promotion bei Prof. Dr. Andreas Rumpf in der Philosophischen Fakultät in Köln mit der Arbeit „Studien zur Mitra. Beiträge zur Waffen- und Trachtgeschichte der Antike“. Von 1957 bis 1962 war er Assistent am Franz Joseph Dölger-Institut zur Erforschung der Spätantike an der Universität Bonn, wo er u. a. mit der Redaktion des Reallexikons für Antike und Christentum und des Jahrbuchs für Antike und Christentum betraut war. Für die Doktorarbeit erhielt er das Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts, das er 1963/1964 wahrnehmen konnte. Von 1965 bis 1982 war er Referent für „Christliche Archäologie“ am Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Rom. 1972 habilitierte Brandenburg sich mit einer Arbeit über spätantike Sarkophagplastik an der Universität Köln und erlangte damit 1973 die Venia Legendi für „Klassische Archäologie mit besonderer Berücksichtigung der spätantiken und frühchristlichen Archäologie“. Seit 1976 war er wissenschaftlicher Oberrat am Deutschen Archäologischen Institut.
Am 01.10.1982 wurde Brandenburg zum C3-Professor für „Klassische Archäologie mit besonderer Berücksichtigung der Spätantike“ am Archäologischen Seminar der WWU Münster ernannt, wo er bis zu seiner Pensionierung im Juli 1994 das Lehr- und Forschungsprofil der Christlichen Archäologie prägte. Er fungierte seitdem auch als Mitherausgeber der Münsteraner Fachzeitschrift Boreas. Am Ende seines Wirkens in Münster gelang es ihm, dass in der Philosophischen Fakultät 1993 unter der Bezeichnung „Frühchristliche Archäologie“ ein eigenständiges Studienfach (mit dem Abschluss Magister Artium) eingerichtet wurde.
Sein wissenschaftliches Interesse galt vornehmlich der Sarkophagplastik, der Entstehung der Katakomben und dem christlichen Kultbau. Seit den 1980er Jahren nahm er insbesondere die stadtrömische Kirche S. Stefano Rotondo in den Blick. Ein Architekturmodell jenes Sakralbaus, das auf seinen Forschungsergebnissen beruht, wird im Archäologischen Museum der WWU aufbewahrt. In den letzten Jahrzehnten gerieten speziell die Kirche S. Paolo fuori le mura in Rom und deren Kapitellplastik in den Fokus seiner Forschungen, die sich in zahlreichen Publikationen niedergeschlagen haben. Des Weiteren erschien im Jahr 2017 sein Buch „Die konstantinische Petersbasilika am Vatikan in Rom“, das mit zahlreichen Rekonstruktionen versucht, das Aussehen des verlorenen, spätantiken Kirchenbaus und seiner Ausstattung dem Leser zu vermitteln. Am 12.05.2018 wurde dieses Werk in Rom mit dem „Premio Daria Borghese“ ausgezeichnet. Sein Buch „Die frühchristlichen Kirchenbauten Roms“ ist mittlerweile in der dritten überarbeiteten Auflage und in mehreren Sprachen erschienen und ein Standardwerk zu den stadtrömischen Sakralbauten.
Seine wissenschaftlichen Leistungen erfuhren hohe Anerkennung. Brandenburg war seit 1971 korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts sowie seit 1994 ordentliches Mitglied der Pontificia Accademia Romana di Archeologia. In Anerkennung seiner Erforschung der christlich-antiken Denkmäler Roms wurde ihm im April 2006 vom Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana die Ehrendoktorwürde verliehen. Am 09.01.2010 wurde er schließlich von Papst Benedikt XVI. zum Mitglied der Pontificia Commissione di Archeologia Sacra ernannt.
Wir betrauern einen hoch geschätzten und verdienstvollen ehemaligen Kollegen sowie einen hervorragenden Vertreter der Christlichen Archäologie. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und seiner langjährigen Lebenspartnerin.