
Verleihung des Wülfing-Stipendiums 2016/17 und des Walter-Hävernick-Preises 2016 für Dissertation der Klassischen Archäologie an der WWU Münster.
Die Dissertation „Parasema. Offizielle Symbole griechischer Poleis und Bundesstaaten“ von Simone Killen wurde mit dem Wülfing-Stipendium 2016/17 des Deutschen Archäologischen Instituts und mit dem Walter-Hävernick-Preis 2016 der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Die Einrichtung des Wülfing-Stipendiums geht auf eine Stiftung des Ehrenmitglieds des Deutschen Archäologischen Instituts, John Max Wülfing, aus dem Jahre 1928 zurück. Es ermöglicht Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern der Archäologie und verwandter Disziplinen eine vier- bzw. achtmonatige Reise in die Länder der klassischen Antike, in den Vorderen Orient und Ägypten zur allgemeinen Wissenserweiterung. Die Vorstellung der Stipendiatinnen und Stipendiaten fand am 23. Juni 2016 in der Zentrale des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin statt.
Simone Killen wird ihre viermonatige Reise Anfang Februar 2017 beginnen: gemeinsam mit anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten wird sie Ägypten, Israel, Jordanien und den Iran bereisen, aber es stehen auch Bulgarien, Rumänien und die Türkei auf dem Reiseplan. Der Walter-Hävernick-Preis wird seit 2012 jährlich an eine Nachwuchswissenschaftlerin/einen Nachwuchswissenschaftler verliehen, die/der eine hervorragende wissenschaftliche Arbeit aus dem Bereich der Numismatik vorgelegt hat. Der mit 2.000 Euro dotierte Preis soll die Weiterentwicklung der numismatischen Forschung in Deutschland unterstützen und wird für Arbeiten vergeben, die neue wissenschaftliche Erkenntnisse liefern und über die Fachgrenzen hinauswirken. Die Preisverleihung inkl. Vortrag der Preisträgerin wird am 17. November 2016 in der Staatlichen Münzsammlung München stattfinden.

In ihrer Dissertation untersuchte Simone Killen das Phänomen der griechischen Staatssymbolik in seiner ganzen Breite. Dabei konnte sie zeigen, dass es sich bei Parasema um ein originär griechisches Phänomen handelt, das sich in insgesamt 14 verschiedenen Denkmälergattungen für den Zeitraum vom 6. bis zum 1. Jh. v. Chr. nachweisen lässt. Nicht nur diese lange und vielfältige Verwendung, sondern auch die weite geographische Verbreitung – Parasema sind für 96 Poleis und 8 Bundesstaaten in Griechenland, Kleinasien und an der Schwarzmeerküste belegt – zeugen von der allgemeinen Verständlichkeit der Symbole und von ihrer Bedeutung für die Bürgergemeinschaften. Anhand von ikonographischen Untersuchungen und Fallstudien zu den Parasema der Poleis Athen, Priene und Magnesia a. M. wurde herausgearbeitet, dass zwar für eine Vielzahl der Bürgergemeinschaften nur ein einzelnes Symbol überliefert ist, aber auch ganze ikonographische Programme Verwendung fanden. Über die staatsrechtlichen Funktionen (Garantie, Kontrolle und Herkunftsangabe) hinaus waren Parasema aufgrund ihrer stets positiv besetzten Motive bestens dafür geeignet, die Gemeinwesen in optimaler, knapper Form zu repräsentieren. Neben dem auswertenden Teil umfasst die Arbeit einen umfangreichen Katalog, der die Materialgattungen wie Münzen (Abb. 1), Siegel, Marktgewichte (Abb. 2), Amphorenstempel, Urkundenreliefs usw. geographisch geordnet beinhaltet. Sie wird Anfang 2017 als Band 36 der Archäologischen Forschungen im Reichert Verlag erscheinen.

Simone Killen studierte Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Lateinische Philologie in Münster und München. 2012 wurde sie mit der genannten Arbeit bei Prof. Dr. Dieter Salzmann an der Universität Münster promoviert. Derzeit forscht sie zu griechischen Marktgewichten als Post-Doc-Stipendiatin der Université catholique de Louvain im Rahmen des Pondera-Online-Projektes. Ihre Forschungsschwerpunkte sind neben der antiken Staatssymbolik und den Marktgewichten vor allem griechische Numismatik und das antike Kleinasien.