Hostile Terrain 94 Münster

Überall auf der Welt versuchen Migrierende aus vielen verschiedenen Gründen, Grenzen zu überqueren. Viele der Grenzüberschreitenden werden von der Hoffnung angetrieben, einen Ort zu erreichen, an dem sie Arbeit, ein neues Zuhause und Sicherheit finden. Oft überleben sie die Reise jedoch nicht. Die Befestigung von Grenzgebieten und tödliche Grenz-politiken, besonders in den Vereinigten Staaten, stellen den Kern des globalen partizipativen Ausstellungsprojekts „Hostile Terrain 94“ dar.

Das Projekt lenkt Aufmerksamkeit auf die staatlich sanktionierte Gewalt der US-Grenzschutz-Strategie „Prevention through Deterrence“ („Verhinderung durch Abschreckung“). Seit 1994 instrumentalisiert diese Strategie das „hostile terrain“ („feindliches Gelände“) der Sonora-Wüste in Arizona als eine natürliche Hürde zur Abschreckung für illegalisierte Migrierende. Jedes Jahr bleibt tausenden Migrierenden trotzdem keine andere Option, als die Wüste zu durchqueren und eine Reise auf sich zu nehmen, die den Tod bedeuten kann – aufgrund von Verhungern, Erschöpfung, bitterer Kälte, sengender Hitze, oder brachialer Gewalt. In der Bürokratie des Staatsapparates ist kein Platz für Trauer um die Opfer dieser Grenzstrategie, sie werden auf klinisch erfasste Zahlen reduziert, die der Abschreckung dienen sollen.

„Hostile Terrain 94“ bemüht sich darum, die statistische Sprache des US-Grenzregimes in eine gemeinschaftsbasierte Aktion des Gedenkens an die Individuen, die ihr Leben in der Sonora-Wüste verloren, zu übersetzen. Freiwillige nehmen sich der herausfordernden Aufgabe an, Tausende an „toe tags“ mit den Daten der verstorbenen Migrierenden zu beschriften und so Widerstand gegen das verschwiegene Sterben zu leisten, welches in den US-Grenzgebieten vonstattengeht.

„Hostile Terrain 94“ findet 2020 und 2021 an über 100 Locations weltweit statt – darunter auch Münster.

Trotz des aktuellen Lockdowns findet das Projekt statt und kann die Ausstellung besucht werden.

Wo: Innenhof des Bibelmuseums, Johannisstraße 20, 48143 Münster & online (via Instagram-Livestream, Vortragsreihe und Augmented Reality-Erlebnis)
​Wann: 18. bis 29. Januar 2021, verlängert bis 31. Januar 2021

Erfahre mehr über den Hintergrund der Ausstellung hier.

© Privat

Nach der Ausstellung

Obwohl Hostile Terrain 94 Münster vorbei ist, ist das Sterben an Grenzen keine Geschichte, die mit dem letzten aufgehängten "toe tag" endet.

Jeden Tag, überall auf der Welt, sterben weitere Menschen an Grenzen aufgrund tödlicher Grenzpolitiken. Hostile Terrain 94 ist nicht als Kunstwerk gedacht, das fertiggestellt werden und dann irgendwo in Vergessenheit geraten kann. Es soll Aufmerksamkeit auf eine andauernde humanitäre Krise lenken. ​

​Wenn du erfahren möchtest, wie es nach der Ausstellung mit Hostile Terrain 94 weitergeht, wie du selbst noch Teil davon werden kannst, oder mehr über die Hintergründe wissen willst, dann schaue hier vorbei.

© Undocumented Migration Project

HT94 Münster: Installation in Progress

6 Tage lang, in bis zu 5 Schichten pro Tag, haben 15 Freiwillige die 3,200 "toe tags" auf die Wandkarte hinter der Glasfront des Bibelmuseums angebracht.

Hostile Terrain 94 ist ein Kunstwerk im Entstehen. Erst nach und nach kamen in der letzten Woche (18.01.21 bis 25.01.21) immer mehr "toe tags" hinzu, die langsam die große Leere auf der Karte füllten. Die anfängliche Leere der Karte spiegelt die Unsichtbarkeit wider, die viele Schicksale von Flüchtenden und Migrierenden prägt. Die "toe tags", die auf die Karte montiert werden, dienen dazu, diese Schicksale sichtbarer zu machen. ​Nun ist die Karte hinter der Glasfassade des Bibelmuseums vollständig, die Arbeiten sind beendet, 3,200 "toe tags" verweisen auf diejenigen, die ihr Leben beim Versuch, die Grenze zu überqueren, verloren.

Doch die Geschichte endet nicht mit dem letzten aufgehängten "tag". Jeden Tag, überall auf der Welt, sterben weitere Menschen an Grenzen. Hostile Terrain 94 ist nicht als Kunstwerk gedacht, das fertiggestellt werden und dann irgendwo in Vergessenheit geraten kann. Es soll Aufmerksamkeit auf eine andauernde humanitäre Krise lenken.