Strategische Partnerschaft mit der Universität Twente
Die Universitäten Twente (UT) und Münster (WWU) arbeiten in zahlreichen Bereichen zusammen. Neben Forschungskooperationen und gemeinsamen Studiengängen besteht auch ein regelmäßiger Austausch für Studierende sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die beiden Hochschulleitungen gehen jetzt einen Schritt weiter: Sie wollen ihre strategische Partnerschaft vertiefen und dafür weitere Kooperationspotenziale identifizieren und die bestehenden Forschungsverbünde stärken.
3. July 2023 | Münster (upm/kk).
Neue grenzüberschreitende Projekte zwischen Münster und Twente
Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels (vorne links) und Rektor Magnificus Prof. Dr. Tom Veldkamp (vorne rechts) gratulierten den vier Siegerteams.
Hochschulleitungen vergeben vier „Collaboration Grants“
Die Hochschulleitungen der Universitäten Münster und Twente haben am 30. Juni erneut die sogenannten Collaboration Grants verliehen – insgesamt konnten vier Teams mit ihren Konzepten überzeugen. Die Universitäten nutzen dieses Förderinstrument seit 2018 als eine interne Anschubfinanzierung, um bestehende Forschungskooperationen zwischen Münster und Twente zu intensivieren und grenzüberschreitende Zusammenarbeiten anzustoßen. Darüber hinaus entfalten sie ein hohes Potenzial für die Einwerbung von Drittmitteln.
In diesem Jahr gingen 15 Projektanträge ein, acht von ihnen stellten ihr Vorhaben in fünfminütigen Kurzpräsentationen der Jury vor. Zwei Konzepte, die sogenannten Strategic Collaboration Grants, erhalten jeweils 80.000 Euro, die zu je 50 Prozent von der Universität Münster und der Universität Twente für eine Laufzeit von zwölf Monaten finanziert werden. Erstmals erhielten zwei weitere Teams eine Förderung für bilaterale Forschungsvorhaben, die durch Doktoranden umgesetzt werden. Für die Betreuung der Nachwuchskräfte können erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jährlich bis zu 50.000 Euro für bis zu vier Jahre erhalten.
Gewinnerprojekte
Strategic Collaboration Grants
“Model Order Reduction for Discrete Particle Systems”: Dr. Stephan Rave (Fachbereich Mathematik und Informatik, Institut für Analysis und Numerik, Universität Münster) und Prof. Dr. Thomas Weinhart (Department of Thermal and Fluid Engineering, Universität Twente):
Granulat ist nach Wasser die am meisten bearbeitete Substanz auf unserem Planeten. Sie spielt in zahlreichen Branchen eine wichtige Rolle, etwa in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, in der Agrar- und Ernährungswirtschaft, im Energiesektor, in der Hightech-Produktion, im Bergbau und in der Baubranche. Während andere Sektoren wie die Luft- und Raumfahrt die computergestützte Konzeption für sich entdeckt haben, sind diese Branchen immer noch stark auf zeit- und kostenaufwändige Experimente angewiesen. Um diese Lücke zu schließen, sollen zwei bekannte Open-Source-Codes, MercuryDPM (Twente) und pyMOR (Münster), für die Simulation des Verhaltens von körnigen Materialien kombiniert werden, um Zeit und Ressourcen im Design- und Entwicklungsprozess zu sparen und die Gesamtleistung und Zuverlässigkeit des Endprodukts oder Systems zu verbessern.
“Novel tools to study and steer the volume of living cells”: Prof. Dr. Bart Jan Ravoo (Organisch-Chemisches Institut und Center for Soft Nanoscience, Universität Münster), Prof. Dr. Jeroen Leijten und Assistant Prof. Dr. Julieta Paez (beide Faculty of Science and Technology, Developmental Bioengineering Group, Universität Twente):
Lebende Zellen in Geweben interagieren mit der sie umgebenden extrazellulären Matrix (ECM), einem Netzwerk auf Proteinbasis, durch komplizierte physikalische und chemische Signale, die verschiedene Zeit- und Längenskalen umfassen. Das Verständnis der Mechanismen, die dieser Kommunikation zugrunde liegen, ist für das Gesundheitswesen von entscheidender Bedeutung. Der Einblick in das Ungleichgewicht von Geweben und Krankheiten ermöglicht die Entwicklung präziser und wirksamer Behandlungen zur Wiederherstellung der Gewebefunktion und erlaubt innovative Ansätze für das sogenannte Tissue Engineering. Dieses Projekt zielt auf die Einführung eines innovativen fotochemischen Ansatzes ab, der eine Kontrolle über das Zellvolumen in drei Dimensionen ermöglicht, und zwar auf reversible Art und Weise und unter der Kontrolle des Anwenders. Diese innovative Technik wird eine präzise Analyse des Einflusses des Zellvolumens auf das Zellverhalten mit erhöhter Präzision und Flexibilität ermöglichen. Darüber hinaus bietet sie eine einfache Implementierung, Kosteneffizienz und Vereinbarkeit mit Hochdurchsatz-Produktion und -Analyse, was die Möglichkeit zu umfassender Forschung und potenziellen Anwendungen in diesem Bereich eröffnet.
Collaboration Grants for Young Researchers
“Quantifying and modelling peat breathing with satellite radar data”: Prof. Dr. Hanna Meyer (Institut für Landschaftsökologie, Universität Münster) und Associate Professor Dr. Ling Chang (Faculty of Geo-Information Sciences and Earth Observation, Universität Twente):
Torfmoore sind wichtige Kohlenstoffsenken, die für die Abschwächung des Klimawandels unerlässlich sind. Um das Verständnis der Torfatmung und des Kohlenstoffverlustes zu verbessern, verfolgen die Verantwortlichen einen neuartigen Ansatz, bei dem sie die Satelliten-Fernerkundung, insbesondere die Radartechnologie, einsetzen. Die Studie konzentriert sich auf das Amtsvenn und das Hündfelder Moor, ein 894 Hektar großes grenzüberschreitendes Moorgebiet. Durch die Integration von Satelliten- und In-situ-Beobachtungen mit Techniken des maschinellen Lernens soll ein Modell entwickelt und validiert werden, das aktuelle und künftige Trends bei der Degradierung von Mooren und der Freisetzung von Kohlenstoff genau erfasst.
“Role of contacts in two-dimensional van der Waals heterostructures for solar energy harvesting applications”: Prof. Dr. Ursula Wurstbauer (Physikalisches Institut and Center for Soft Nanoscience, Universität Münster) und Prof. Dr. Rebecca Saive (Faculty of Science and Technology/S&T, Inorganic Materials Science Group, Universität Twente):
Mit Blick auf die Energiekrise sind lokale und erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Solarenergie von großer Bedeutung, insbesondere in Regionen wie den Niederlanden und Deutschland. Auf der Suche nach nachhaltigen Lösungen, die eine Kreislaufwirtschaft mit minimalem Materialeinsatz und einfacher Wiederverwertbarkeit fördern, befasst sich das Projekt mit der Untersuchung, Verbesserung und Herstellung einer vielversprechenden Materialklasse für Solarzellen: nahezu atomar dünne, zweidimensionale Heterostrukturen.
Gemeinsame Forschung - Collaboration Grants
Collaboration Grants 2022
Strategic Collaboration Grants
Model Order Reduction for Discrete Particle Systems: Dr. Stephan Rave, Fachbereich Mathematik und Informatik, Institut für Analysis und Numerik, Universität Münster und Prof. Dr. Thomas Weinhart Department of Thermal and Fluid Engineering, Universität Twente
Novel tools to study and steer the volume of living cells: Prof. Dr. Bart Jan Ravoo, Organisch-Chemisches Institut und Center for Soft Nanoscience, Universität Münster, Prof. Dr. Jeroen Leijten und Prof. Dr. Julieta Paez beide Faculty of Science and Technology, Developmental Bioengineering Group, Universität Twente
Collaboration Grants for Young Researchers
Quantifying and modelling peat breathing with satellite radar data: Prof. Dr. Hanna Meyer, Institut für Landschaftsökologie, Universität Münster und Prof. Dr. Ling Chang, Faculty of Geo-Information Sciences and Earth Observation, Universität Twente
Role of contacts in two-dimensional van der Waals heterostructures for solar energy harvesting applications: Prof. Dr. Ursula Wurstbauer, Physikalisches Institut and Center for Soft Nanoscience, Universität Münster und Prof. Dr. Rebecca Saive, Faculty of Science and Technology/S&T, Inorganic Materials Science Group, Universität Twente
Collaboration Grants 2021
Vertrauen aufbauen bei der Einstellung von neuen Mitarbeitenden: Systematische Verhaltensanalysen mit Hilfe von sozialer Robotik: Prof. Dr. Guido Hertel, Dr. Dominik Sondern und Dr. Christoph Nohe, Organisations- und Wirtschaftspsychologie der Universität Münster; Prof. Dr. Tanya Bondarouk und Dr. Jan-Willem van‘t Klooster, Wirtschaftsingenieurwesen und Wirtschaftsinformatik der Universität Twente
Quantenschlüsselverteilung mit Hochgeschwindigkeit zwischen Twente und Münster: Prof. Dr. Carsten Schuck, Physikalisches Institut der Universität Münster ; Prof. Dr. Pepijn W.H. Pinkse, Adaptive Quantum Optics der Universität Twente
Untersuchung des vibrotaktilen Cueings über Vibrationsstrümpfe in einer virtuellen Umgebung zur Linderung des „Freezings“ bei Parkinson-Patientinnen und -Patienten: Prof. Dr. Claudia Voelcker-Rehage, Institut für Sportwissenschaft der Universität Münster, Prof. Dr. Ciska Heida, Biomedical Signals and Systems der Universität Twente
Collaboration Grants 2020
Scalable Verification of Industrial Embedded Control Systems: Prof. Paula Herber (Universität Münster, Faculty of Mathematics and Computer Science, Embedded Systems Group) and Prof. Dr. Marieke Huisman (UT, Faculty of Electrical Engineering, Mathematics and Computer Science Formal Methods and Tools Group)
Microdroplet-based screening for directed evolution: on-chip DNA transcription-translation and fluorescence activated droplet sorting:Prof. Andrea Rentmeister (Universität Münster Institute of Biochemistry) and Asst. Prof. Tim Segers (UT, EEMCS/BIOS lab-on-a-chip group, Max-Planck Center Twente for Complex Fluid Dynamics, MESA+ Institute)
Fully biodegradable cubosomes: A new class of mesoporous material with tunable degradation rates for agrochemical release:Prof. Dr. André Gröschel (Universität Münster, Institute of Physical Chemistry) and Prof. Dr. Frederik Wurm (UT, Faculty of Science and Technology, Sustainable Polymer Chemistry Group)
Collaboration Grants 2019
Mikrochips und Hoden – ein neuer Ansatz zum Einfluss von Plastikmüll auf die männliche Fertilität:Prof. Dr. Stefan Schlatt (Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie der Universität Münster) und Prof. Dr. Séverine Le Gac (UT, Fakultät für Elektrotechnik, Mathematik und Informatik, Applied Microfluidics for BioEngineering Research)
ENERGIES – Wärmeleiter für Energieumwandlung und -management in Batterien:Prof. Dr. Nikos Doltsinis (Institut für Festkörpertheorie der Universität Münster), Dr. Jimmy Faria (Fakultät für Wissenschaft und Technologie der UT), Prof. Dr. Bojana Rosic (Department für Angewandte Mechanik und Datenanalyse der UT) und Dr. Miguel Muñoz Rojo (Department of Thermal and Fluid Engineering der UT)
Smarte weiche Beschichtungen – Entwicklung neuer Strategien für Sensorik und Separation:Prof. Dr. Uwe Thiele (Institut für Theoretische Physik der Universität Münster), Prof. Dr. Sissi de Beer (Arbeitsgruppe Materialwissenschaft und Polymertechnologie der UT), Prof. Dr. Jacco Snoeijer (Arbeitsgruppe Physik der Fluide der UT
Gemeinsame Lehre
Von der strategischen Partnerschaft zwischen der Universität Münster und der UT profitieren die Studierenden beider Hochschulen durch gemeinsame Lehrangebote:
„International steht das Thema Batterie hoch im Kurs“
Hochrangige Experten der Universitäten Stanford (USA) und Twente (Niederlande) werden das MEET Batterieforschungszentrum der Universität Münster im Rahmen einer „Winter School“ vom 24. bis 26. Januar besuchen. Vor etwa einem Jahr war eine Delegation der Universität Münster, darunter Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels und Prof. Dr. Martin Winter, mit einer Delegation der Universität Twente zur Stanford University nach Kalifornien gereist. In den Gesprächen ging es unter anderem um die Rolle der Batterieforschung und der Energiespeicherung als weltweite Herausforderungen der Energie- und Mobilitätswende. Die Kooperation zwischen Münster, Twente und Stanford in der Batterieforschung soll ausgebaut werden, um hochqualifizierte Batterieforscher auszubilden. Kathrin Kottke sprach mit Martin Winter, dem Direktor und wissenschaftlichen Leiter des MEET Batterieforschungszentrums und des Helmholtz-Instituts Münster (HI MS) des Forschungszentrums Jülich, über die wissenschaftliche Bedeutung des Besuchs und darüber, welche nächsten Schritte in der Zusammenarbeit geplant sind.
Das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium fördert mit insgesamt rund 20 Millionen Euro bis 2024 den Aufbau und die Arbeit eines Start-up-Centers unter Federführung der Universität Münster - daraus ist REACH entstanden. Das Start-up-Center bietet die nötige Infrastruktur und die Ressourcen, um Gründungsinteressierte in den Hochschulen beim Aufbau ihrer Start-ups zu unterstützen.