Wl 1106 Geomuseum

So könnte es aussehen: das neue Geo-Museum

Für die Rektorin der Universität Münster, Prof. Ursula Nelles, besteht der originäre Auftrag einer Hochschule darin, "den Wissenserwerb zu fördern und die Erkenntnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen". Dies lässt sich auf vielfache Art und Weise in die Tat umsetzen, etwa durch Publikationen, Veranstaltungen oder Medienauftritte. Aber es gibt einen weiteren, einen buchstäblich populären Weg, der für jeden Wissens-Hungrigen einen besonderen Charme entfaltet: durch die Öffnung von Museen.

Der Betrieb eines Museums ist für eine Universität keine Selbstverständlichkeit – die WWU hat mit dem Botanischen Garten, dem Archäologischen Museum und dem Bibelmuseum gleich drei derartige Angebote. Und jetzt soll, kündigt Ursula Nelles an, ein "besonderes Projekt" hinzukommen: der Bau eines neuen Geomuseums in der Anfang des 18. Jahrhunderts erbauten Landsberg‘schen Kurie unweit des Domplatzes. Die Besonderheit: Nirgendwo sonst, versprechen die Geowissenschaftler der WWU, lässt sich die erdgeschichtliche Entwicklung der Region Westfalen vom Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren bis heute so hautnah erleben.

In einer künstlichen, im Zeitraffer wachsenden Tropfsteinhöhle beispielsweise, auf einer steilen Gletschertreppe, im ältesten Hörsaal der Universität Münster oder auf einer Freitreppe, von der aus die Besucher eine freischwebende Erdkugel betrachten und in den inneren Eisenkern hineinschauen können. Der Rundgang durch die drei großen Themenbereiche endet am Wahrzeichen des geplanten Museums – zu Füßen des 1910 entdeckten und rund 40000 Jahre alten "Ahlener Mammuts". Und spätestens jetzt werden die Besucher auch wissen, was sie möglicherweise immer schon wissen wollten: Warum lag Westfalen einst 300 Meter unter dem Meeresspiegel? Und stimmt es, dass Münster vor Millionen Jahren am Äquator lag?

Der Umbau der dreiflügeligen Anlage, in der einst die Adelsfamilie von Landsberg während der Wintermonate residierte, und die Präsentation der Modelle und Exponate kosten rund 4,5 Millionen Euro. Rund die Hälfte davon hat die Universität bereits gegenfinanziert. Um das Museum möglichst schnell zu eröffnen, soll die Lücke von 2,3 Millionen Euro jetzt mit Hilfe von Spendern geschlossen werden. Und mit Unterstützung eines prominenten Schirmherrn: Der ehemalige münstersche Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek hat sich bereit erklärt, einem Kreis von Unterstützern vorzustehen, die für die Spendenkampagne der WWU werben. "Ich bin sicher, dass wir viele Verbündete finden, die die Universität bei dieser großartigen Aufgabe unterstützen", betont Peter Paziorek. Das scheint tatsächlich möglich zu sein, wie sich vor einigen Tagen beim 3. WWU-Forum zeigte, als einige Gäste spontan Hilfsbereitschaft signalisierten.

Die erste Spende ist bereits eingegangen: 10.000 Euro. 60 Millionen Jahre hat der Gönner damit symbolisch erworben – sein Name wird auf einem spiralförmigen Zeitstrahl abgebildet, der im Eingangsbereich des Museums im Boden eingelassen sein wird. Die Initiatoren haben sich eine pfiffige Spenden-Umrechnungsformel ausgedacht. Teilt man 13,8 Milliarden Jahre Erdgeschichte durch das Spendenziel von 2,3 Millionen Euro, kommt man auf folgende Gleichung: ein Euro entspricht 6000 Jahren. Mit einer Spende von 100.000 Euro darf man also 600 Millionen Jahre sein "Eigen" nennen. "Jetzt kommt es darauf an", unterstreicht Rektorin Ursula Nelles, "Menschen zu finden, denen das Geomuseum genauso wie uns am Herzen liegt. Menschen, die einen entscheidenden Beitrag zu einem Mammut-Ereignis leisten möchten."  

  Norbert Robers