Das freiwillige Engagement eines Landes gilt als Gradmesser für gesamtgesellschaftliche Entwicklungen, weshalb das "Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend" seit 1999 im Fünfjahrestakt Trenderhebungen, sogenannte Freiwilligensurveys, in Auftrag gibt. Die jüngste, 2009 von "TNS Infratest Sozialforschung" veröffentlichte Erhebung macht deutlich, dass die Generation der 14- bis 30-Jährigen nicht, wie es ihr so oft vorgeworfen wird, weniger ehrenamtliches Engagement für die Zivilgesellschaft aufbringt.
Interessant ist jedoch, dass die Gruppe der 20- bis 24-jährigen Studierenden, also die erste Generation der Bachelor- und Master-Studierenden, ihre ehrenamtliche Arbeit um fünf Prozentpunkte in den letzten zehn Jahren reduziert hat. "Das kann ein Hinweis auf die dem freiwilligen Engagement von Studierenden entgegenwirkenden Effekte des Bachelor-Systems sein", heißt es in dem Survey. Die Zahlen zu den verbindlichen, längerfristigen Tätigkeiten, die Studierende eingehen, sind leicht rückläufig (von 38 Prozent auf 36 Prozent). Dagegen steht der Trend, dass die Bereitschaft für freiwillige Arbeit unter Studierenden in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen ist.
Die Erhebung des Bundesministeriums zeigt, dass die neuen Studiengänge die Bereitschaft der Studierenden, sich zu engagieren verringern, weil schlicht die Zeit fehlt. Zudem müsse sich die Landschaft der Freiwilligen-Organisationen zugunsten kürzeren, flexibleren Tätigkeiten umstrukturieren. Sie belegt aber auch, dass der Wille, etwas Gutes zu tun wächst.
Pjer Biederstädt