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Ideen für gute Lehre

Bund-Länder-Pakt: WWU beantragt 30 Millionen Euro

Mit der Veröffentlichung im Bundesanzeiger am 23. November 2010 ist es amtlich, unterteilt in acht Ziffern und nachzulesen auf den Seiten 3911 bis 3914. Rekordschulden hin, Einnahmeausfälle her: Der Bund und die 16 Länder verpflichten sich, bis zum Jahr 2020 knapp zwei Milliarden Euro für "bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre" zu investieren.

"Die Studierenden erwarten eine zu Recht hochklassige Ausbildung. Dafür schaffen wir Freiräume", verspricht Bundesbildungsministerin Annette Schavan. "Wir", das sind vor allem 194 Hochschulen, die sich an der ersten Antragsrunde des Programms beteiligen. Denn sie sind es, die in ihren jeweils 25 Seiten dickenn Anträgen belegen müssen, wie sie die drei Ziele des Programms umsetzen wollen: die Verbesserung der Personalausstattung in der Lehre, die (Weiter-) Qualifizierung des Personals für deren Aufgaben in der Lehre sowie die Optimierung der Studienbedingungen in der Studieneingangsphase sowie die Erhöhung des Praxisbezugs. Knapp 30 Millionen Euro hat die Universität Münster für die drei Förderlinien beantragt – Ende Mai wird die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) das Geld verteilen.

Im Mittelpunkt aller Bemühungen um eine hochwertige Lehre steht in der Förderlinie 1 die Verbesserung der "Betreuungsrelation". Derzeit betreut ein Professor beziehungsweise wissenschaftlicher Mitarbeiter der WWU durchschnittlich 28,1 Studierende. Um diese Ausgangslage vor allem in den besonders stark nachgefragten Studiengängen wie Jura oder Wirtschaftswissenschaften zu verbessern, hat die WWU mehrere Dutzend zusätzliche Stellen für wissenschaftliches Personal beantragt. Damit sollen einerseits die Teilnehmerzahlen gesenkt und andererseits die thematische Vielfalt an Lehrangeboten erweitert werden. "Diese Maßnahmen haben für uns oberste Priorität", betont Dr. Marianne Ravenstein, Prorektorin für Lehre und studentische Angelegenheiten.

Förderlinie 2: Wie will die Universität Münster die Lehrenden weiterqualifizieren?  Im Mittelpunkt steht dabei die Gründung eines Zentrums für Hochschullehre (ZHL). Die WWU will sich zu einem "Teach-Tank" entwickeln – zu einer Einrichtung, in der "die Verbesserung des Lehrverhaltens" systematisch gesteuert wird, etwa mit Mentorenprogrammen oder interdisziplinären Teaching-Teams. Neben den klassischen Lehrformen (Vorlesungen, Seminaren, Übungen) sollen auch neue mediengestützte Formate wie virtuelle Seminare, Newsletter oder Podcasts vorgestellt werden. "Wir rechnen mit einer starken Nachfrage bei den Weiterqualifizierungs-Angeboten", unterstreicht Marianne Ravenstein.

Die Erfahrung zeigt schließlich, dass Studierende vor allem zu Beginn ihres Studiums eine optimale Betreuung und Beratung brauchen. In der 3. Förderlinie des Programms sind deshalb gute Ideen zur "Sicherung einer qualitativ hochwertigen Lehre" gefragt. Die Antwort der WWU ist vielfältig: studienbegleitende Tutorien zur Vertiefung des Wissens, Unterstützung durch Mentoren aus höheren Semestern sowie die Einführung von "Vorkursen", um beispielsweise in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern ein Mindestniveau an Wissen der Studienanfänger sicherzustellen. Hinzu kommen Unternehmensexkursionen, eine individuelle Beratung zur Berufswahl sowie die Förderung praxisorientierter Abschlussarbeiten. Ein Gesamtprogramm, das die Forderung von Ministerin Schavan unterstreicht: "Die Wertschätzung der Lehre ist so wichtig wie die Wertschätzung der Forschung."

Norbert Robers