Zielstrebig

Unter die Lupe genommen wurden die Fachbereiche durch externe Gutachter. Herausgekommen ist ein differenziertes Bild der Leistungen in Forschung und Lehre.
Montage: Goldmarie
"Wir haben versucht, uns ein sehr differenziertes Bild zu machen." Prof. Jörg Becker, Prorektor für strategische Planung und Qualitätssicherung, ist deshalb auch zuversichtlich, dass die Ergebnisse der Evaluation von Forschung und Lehre, die im vergangenen Sommersemester stattgefunden hat, auf große Akzeptanz in den Fachbereichen und untersuchten Fächern stoßen. Ziel der Evaluationsverfahren war die Begutachtung insbesondere der inhaltlichen Schwerpunktsetzungen, der Qualität der Leistungen, der mittelfristigen Entwicklungsperspektiven sowie der Binnenstruktur und Qualitätssicherungsmaßnahmen der Fächer beziehungsweise Fachbereiche. Die von den Gutachterkommissionen erstellten Evaluationsabschlussberichte dienen als Basis für die Verhandlung von Zielvereinbarungen zwischen der Hochschulleitung und den Dekanaten der Fachbereiche, um konkrete Maßnahmen aus den Ergebnissen der Evaluation abzuleiten. Aktuell bilden die Empfehlungen der Gutachter eine hinreichende Grundlage für Sofortmaßnahmen, die aus Boni finanziert werden können. Im Rahmen des Bonus-Programm werden sechs Millionen Euro für drei Jahre vergeben.
Die Mitglieder des Rektorats haben die Evaluationsabschlussberichte nach den Kriterien ausgewertet, die "evalag" den Begutachtungen zugrunde gelegt hat, mit dem Ziel, die evaluierten Einheiten in die drei Kategorien "hervorragend", "sehr gut" und "gut" einzuordnen. Zugrunde gelegt wurden die Ergebnisse der flächendeckenden Evaluation durch externe Gutachter, aber auch Rankings wie die des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). "Dabei hat sich gezeigt, dass es große Übereinstimmungen zwischen den verschiedenen Untersuchungen gab. Wer im DFG-Ranking zur Einwerbung von Drittmittel gut abgeschnitten hat, tat dies auch bei der Evaluation", erläutert Becker. Das ist nicht verwunderlich, da die Einwerbung von Drittmitteln jeder Art auch zu den Kriterien der Evaluation durch die Agentur "evalag" gehörte.
"Ich würde mich sehr wundern, wenn es zu größeren Diskussionen kommt."
Forschung und Lehre bekamen absoluten Vorrang, sie wurden jeweils mit dem Faktor drei gewichtet. Alle anderen Faktoren wie zum Beispiel die Organisationsstrukturen, der Umgang mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs, Kooperationen und das Qualitätsmanagement wurden nur einfach gewichtet. "Natürlich gab es Einheiten, die stark in der Lehre waren und schwächer in der Forschung oder umgekehrt, aber das war nicht die Regel. Meist gab es zwischen beiden Aufgabenbereichen keine extremen Abweichungen", berichtet Becker. Keine große Abweichungen gibt es seiner Meinung nach auch zwischen Selbstbild und Fremdbild der untersuchten Evaluationseinheiten: "Ich würde mich sehr wundern, wenn es zu größeren Diskussionen bei den Ziel- und Leistungsvereinbarungen kommt."
Anders als bei der leistungsorientierten Mittelvergabe, bei der Fächer auch schon mal Geld verlieren können, wenn sie im Landesvergleich schlecht abgeschnitten haben, werden durch die Ziel- und Leistungsvereinbarungen die Etats der Fachbereiche nicht angegriffen. "Wir wollen die, die nicht so gut abgeschnitten haben, nicht bestrafen, sondern sie motivieren, besser zu werden", erklärt Becker. "Aber sie erhalten natürlich weniger Geld als die Fächer, die bereits jetzt sehr gut oder exzellent sind."
Die "Stärken stärken" ist das Motto des Rektorats und eine der großen Stärken der WWU ist sicherlich die Vielfalt der so genannten Kleinen Fächer. "Dort haben wir exzellente Bereiche, die wir weiter fördern wollen." Ein hervorragendes Beispiel dafür sei der Exzellenzcluster. Der sei bewilligt worden, weil er so breit und interdisziplinär sei. "Viele, auch Kleine Fächer sind da involviert, das wäre nicht an vielen Universitäten realisierbar gewesen", ist sich Becker sicher.
Zwei Millionen stellt das Rektorat jedes Jahr für die Verwirklichung der Ziel- und Leistungsvereinbarungen bereit. Konkrete Maßnahmen und Ziele müssen die Dekane vorschlagen, um das Geld, das ihnen nach der Evaluation zustehen würde, auch zu erhalten. "Jeder Fachbereich ist aufgefordert, sich zu überlegen, was er erreichen will und mit welchen Maßnahmen das zu verwirklichen ist", beschreibt Becker die Anforderungen des Rektorats. Als Beispiel für ein solch konkretes Ziel nennt Becker die stärkere internationale Ausrichtung eines Fachbereiches. Konkrete Maßnahmen, die die Forschung oder Lehre strukturell verbessern, seien willkommen. Becker appelliert an die Kreativität der Fachbereiche, hier intelligente Lösungen vorzuschlagen. Sein eigener Fachbereich, die Wirtschaftswissenschaften, bemüht sich derzeit um einen DFG-Großforschungsauftrag. "Dafür brauchen wir konkrete finanzielle Unterstützung, um den Antrag überhaupt formulieren zu können", beschreibt Becker ein mögliches Ziel.
Zwei Millionen Euro pro Jahr, das ist nicht viel, wenn man sie auf 15 Fachbereiche verteilt. "Das ist uns bewusst, aber mehr hat der Haushalt nicht hergegeben. Wir denken aber, dass wir dadurch attraktive Anreize schaffen können", meint der Wirtschaftsinformatiker. "Es war uns wichtig, dass wir nach der sehr umfangreichen Evaluation auch konkrete Maßnahmen folgen lassen können. Es ist ein erster Schritt und, wie ich glaube, ein sehr guter erster Schritt."
bn