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Eine Schule für 30000 Euro

Initiative „weitblick" fördert Straßenkinder in Benin

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Aus festem Stein statt Lehm soll die geplante Schule im beninischen Dogbo gebaut werden. Nur ein Jahr benötigten die "weitblicker", um das Geld dafür zu sammeln.

Foto: weitblick

Benin gehört zu den ärmsten Ländern der  Erde. Fast 90 Prozent der Bevölkerung hängen direkt oder indirekt von der Landwirtschaft ab, das Pro-Kopf-Einkommen liegt bei rund 800 US-Dollar pro Jahr. Auch in Dogbo, einem 70000 Einwohner zählenden Dorf  im Herzen Benins. "Die meisten Kinder dort müssen zuhause für das tägliche Brot arbeiten", erzählt Andreas Pletziger. Er hat die studentische Initiative "weitblick" ins Leben gerufen. Bereits im ersten Jahr ist es ihnen gelungen, 30000 Euro für den Bau einer Schule in Dogbo zu sammeln. Deren Grundstein wird jetzt gelegt.  

Bereits jetzt werden 228 Schüler in der Schule unterrichtet. Fünf Klassen sind es, mit 47 Kindern pro Klasse. Die Klassenzimmer bestehen aus Lehm und wurden von den Eltern und einem Teil der Schüler gebaut. Die Holztische und Bänke wurden von den Lehrern provisorisch zusammengebaut. "Wir arbeiten nur mit Projekten zusammen, bei denen wir die Leute persönlich kennen und wissen, dass das Geld gut angelegt ist", erklärt Pletziger. Im Fall von Dogbo ist das der Verein "pro dogbo e. V.", der vor Ort die Bauarbeiten begleitet. Im Mai werden die ersten "weitblicker" nach Benin reisen, um nach dem Rechten zu schauen – natürlich auf eigene Kosten. Nicht nur den Bau der Schule übernimmt die studentische Initiative, auch die Ausstattung muss bezahlt werden. Dabei sind die "weitblicker" auch auf Sachspenden angewiesen. Da es in Dogbo keine Stromversorgung gibt, waren sie froh, Wechselrichter gespendet zu bekommen.

"Wir wollen nachhaltig und mit langem Atem fördern", erklärt Pletziger. Dazu gehört nicht nur der Schulbau, sondern auch, dass die Kinder die Möglichkeit bekommen, die Schule zu besuchen und nicht für den Unterhalt der Familie arbeiten müssen. Das Projekt "50x50+5" bedeutet, dass 50 Straßenkindern eine Schulausbildung  – Schulgeld, Essen, Uniformen – mit 50 Euro pro Jahr finanziert wird. Fünf Schulabgänger erhalten darüber hinaus eine Berufsausbildung, die an die örtlichen Verhältnisse angepasst ist.  

Der Unterricht in Dogbo ist sehr schwierig, da kaum didaktisches Material vorhanden ist. "Die Lehrer sprechen vor, die Schüler sprechen nach", erzählt Pletziger. Deshalb haben die "weitblicker" alte Schulbücher in Französisch und Englisch gesammelt. Über 850 Bücher kamen zusammen, sie sollen im Sommer nach Benin geschickt werden.  

"Man braucht beides: Organisationen, die breit aufgestellt sind und flexible studentische Organisationen."

Auch in Münster ist der erste Beniner angekommen, und zwar in Gestalt vonYves Eke. Der beninische Austausch-Student hat ein "weitblick"-Stipendium in Höhe von 5000 Euro für ein Semester erhalten. Davon werden zwei Monate Sprachschule, ein Semester BWL-Studium und ein Monat Praktikum finanziert. "Wir wollen auch in höher qualifizierte Bildung investieren", erklärt Pletziger. Sein Traum: "Dass alle ,weitblick’-Gruppen, auch die neu gegründeten in Köln und Bonn, sich irgendwann zusammen tun und gemeinsam eine Universität bauen." Ein ehrgeiziges Ziel, auch, weil die einzelnen Gruppen unabhängig voneinander agieren und sich ihre Projekte selbst suchen. So fördern die Bonner beispielsweise eine Kindertagesstätte in Guatemala.3

38000 Euro konnten die 280 "weitblicker" in Münster im ersten Jahr sammeln. Eine beeindruckende Summe, die sich zusammensetzt aus Mitgliedsbeiträgen, Sammelaktionen wie bei der Kinder-Uni und Unterstützungen durch Stiftungen wie die Heribert-Meffert-Stiftung. Auch Sonderaktionen waren dabei wie die Party "Aid for Africa", deren Eintrittsgelder an Weitblick gingen. Die Verwaltungskosten betrugen nur 0,9 Prozent im ersten Jahr. Wenn Kosten anfallen, beispielsweise für Kopien, werden sie reihum verteilt.

Doch warum musste es eine eigene Initiative sein, warum hat sich Pletziger nicht einer der bestehenden Organisationen angeschlossen? "Mir fehlte eine entwicklungspolitisch-unternehmensethische Studierendeninitiative. Ich glaube, dass das eine 'Marktlücke' an den deutschen Unis ist", sagt der gerade fertig gewordene VWLer. "Man braucht beides: riesengroße Organisationen, die breit aufgestellt sind und Studenteninitiativen, die sehr flexibel reagieren können." 

Getreu ihrem Motto "Vermitteln – Fördern – Bilden" beschäftigen sich die "weitblicker" auch theoretisch mit den Themenkreisen Entwicklungshilfe und Unternehmensverantwortung. Am 13. Mai findet um 19 Uhr im H3 ein Symposium zum Thema "Mikrokredite" statt. Eingeladen sind alle Interessierten, der Eintritt ist frei – vielleicht kann "weitblick" ja bald sein 300. Mitglied begrüßen. Wer Interesse an einer Mitarbeit bei "weitblick" hat. kann jeden Donnerstag um 20.00 Uhr in den J490 (Juridicum) kommen und an einer der Sitzungen teilnehmen.

 

bn

 www.weitblicker.org/muenster/