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Heiß und kalt, niemals lau

Studentinnen gaben Buch über Israel und Palästina heraus
Florentine Dame

Die Reise nach Jerusalem organisierte Florentine Dame, um sich ein eigenes Bild zu machen.

  Foto: ps

Der Staat Israel wird 60 Jahre alt. Doch von Feiern kann keine Rede sein, da viele Israelis und Palästinenser heute wie damals sehnlichst auf einen nachhaltigen Frieden hoffen. Doch was steckt eigentlich hinter dem ewigen Konflikt? Auskunft gibt ein Band, den zwei Studentinnen der WWU herausgebracht haben.

Bücher und TV-Berichte konnten den beiden Politik-Studentinnen Florentine Dame und Elisabeth Weydt keine befriedigende Antwort geben. Also nahmen die engagierten jungen Frauen das Heft selbst in die Hand. "Wir hatten es satt immer wieder die gleichen Bilder zu sehen: Anschläge und steifes Händeschütteln der Politiker." So starteten die Studentinnen der WWU das Projekt "Reise nach Jerusalem". Dazu casteten sie vorurteilsfreie Studenten aus ganz Deutschland, die im März 2007 schriftstellerisch durch den Nahen Osten reisten.

Die studentischen Reiseschriftsteller drücken ihre mulmigen Gefühle wie auch ihre positiven Gedanken offen aus, bringen den Alltag der Menschen näher, denn sie treffen Palästinenser und Israelis aus unterschiedlichen sozialen Schichten, mit unterschiedlichen politischen und religiösen Einstellungen: einen Physikprofessor, der wegen seiner politischen Gesinnung im Gefängnis saß, gastfreundliche Familienclans in Hebron, palästinensische Studenten, Beduinen in der Wüste, den Friedensaktivisten Amos Oz am Toten Meer oder einen israelischen Soldaten, der mit ihnen über muslimische Frauen fachsimpelt. Viele suchen nach einem politischen Weg jenseits von Hamas und Fatah.

Wieder zurück in Münster tragen Dame und Weydt mit Freundin Carolin Wohlschlögel in ihrer Dreier-WG im Erphoviertel alle Berichte zusammen. Mit Feuereifer machte sie sich an die Fertigstellung ihres ersten Buches "An Grenzen". Nomen est Omen. Wenn etwa Dame mal ein Tief hat, muntert sie Weydt wieder auf. "Das Buch hat unsere Freundschaft verstärkt und umgekehrt und die nicht einfache Fertigstellung grenzt an ein Wunder." Auch weil die Studentinnen selbst die Kosten tragen: "Dafür verzichten wir auf neue Klamotten, Urlaube und viel, viel Freizeit."

Aber es hat sich gelohnt. Kein geringerer als der Berliner Bestsellerautor Wolfgang Büscher schrieb das vielsagende Vorwort: "Es ist, als würde man ein Fenster öffnen. Diverse Fenster. Was hereinströmt ist heiß und kalt, niemals lau." Während Weydt derzeit bei der "taz" in Hamburg ein Praktikum macht, möchte Dame nach ihrem Examen 2009 ebenfalls in den Medien beruflich Fuß fassen.

Peter Sauer

"An Grenzen. Acht Reisen durch Israel und Palästina", Verlag Ralf Liebe, Weilerswist 2008, 15 Euro, ISBN 978-3-935221-96-2