Auf der Flucht
Klappe zu, Mitarbeiter gerettet. Im Schloss wird derzeit an allen Ecken und Enden gebaut, um den Brandschutz zu verbessern. Das kostet rund drei Millionen Euro. Foto: bn |
Zu den augenfälligsten Maßnahmen gehört die Abschottung der Treppenhäuser durch gläserne Wände. Sie werden geschlossen, damit sich im Brandfall weder Rauch noch Feuer in andere Etagen ausbreiten können. Wie in der nordrhein-westfälischen Bauordnung vorgeschrieben, werden so genannte "notwendige Brandabschnitte" gebildet.
Die Befürchtung, das Schloss werde danach düster und unfreundlich wirken, können Josef Kemming vom Baudezernat und Vassili Rakin vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) ausräumen: "Wir haben uns insbesondere auf Wunsch der WWU für eine Konstruktion aus Aluminium und Glas entschieden, das Licht kann nach wie vor in die Treppenhäuser fallen." Außerdem, so Rakin, werden die Türen im Normalfall offen stehen. Sie sind mit Rauchmeldern ausgestattet und schließen sich bei Rauchausbildung automatisch, können aber im Notfall von Hand geöffnet werden, um die Flucht zu ermöglichen.
Nicht nur das Äußere, auch das Innere des Schlosses steht in Teilbereichen unter Denkmalschutz, obwohl die ursprüngliche Raumaufteilung nur an einigen Stellen zu erahnen ist. Teile der heutigen Ausstattung gelten als beispielhaft für den Stil der 50er Jahre und wurden von dem Denkmalpfleger als erhaltenswert eingestuft. Das hatte allerdings zur Folge, dass einige der Originaltüren erhalten bleiben müssen und nicht durch Brand- und Rauchschutztüren ersetzt werden können. So kommt es, dass historische Türen und moderne Brandschutztüren zum Teil nur drei Meter auseinander liegen. „Das alles dient dem Schutz der Mitarbeiter, der Studierenden und der Besucher“, betont Martina Cramer vom BLB NRW. "Außerdem haben wir großen Wert darauf gelegt, die Maßnahmen nicht nur funktional richtig, sondern auch gestalterisch ansprechend durchzuführen." Insgesamt werden gut 100 Türen neu eingebaut. 70 vorhandene Türen werden durch Brand- und Rauchschutztüren ersetzt, 30 Türen werden zusätzlich eingebaut.
Das Schlossfoyer wird mit finanzieller Hilfe des Förderkreises renoviert.
Arbeitsraum geht durch die Brandschutzmaßnahmen nicht verloren, auch wenn in einigen Fällen Wände durchbrochen und neue Rettungswege geschaffen werden. Im Keller kann dafür das untere Foyer wieder genutzt werden, weil ein zweiter notwendiger Rettungsweg in Richtung Schlossgarten ausgebaut wurde. Der Hörsaal S10 kann allerdings zurzeit noch nicht wieder geöffnet werden. Seine zukünftige Nutzung wird im Rahmen der Grundsanierung überdacht.
Unabhängig von der Grundsanierung steht als nächstes die Renovierung des Foyers an, die die Universität aus eigenen Mitteln bezahlt: Der Förderkreis schießt 30.000 Euro aus der Weihnachtsspendenaktion des vergangenen Jahres dazu. Mit dem Geld sollen vor allem Optik und Akustik verbessert werden, um es bei repräsentativen Veranstaltungen besser nutzen zu können.
Das münstersche Schloss wurde von dem westfälischen Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun geplant, der die Fertigstellung im Jahr 1787 nicht mehr erlebte. Ursprünglich als Repräsentationsbau des Fürstbischofs genutzt, brannte es im zweiten Weltkrieg fast vollständig aus. Das Gebäude wurde auf Initiative des Landeskonservators zum Hörsaal und Verwaltungsgebäude umgebaut. Die Fassade wurde gemäß dem Ursprungszustand auf den Ruinen rekonstruiert. Die Innenwände wurden an die Anforderungen der neuen Nutzung angepasst und auf den vorhandenen Kellerwänden errichtet. Nur in der ehemaligen Kapelle im Südflügel, in der auf Höhe der Galerie eine Decke eingezogen und so die Hörsäle S1 und S2 geschaffen wurden, sind Fragmente der originalen Innenausstattung in Form der Doppelhermen und Engel erhalten.
bn