Verantwortung für die Gesellschaft

Dass am 21. September der Dalai Lama die Universität Münster besucht, kommt nicht von ungefähr. Prof. Jan Andersson vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie ist seit Jahrzehnten ein enger Freund und Vertrauter des geistigen Oberhaupts der tibetischen Buddhisten. Er hat arrangiert, dass der Dalai Lama zur Jahresversammlung der nordrhein-westfälischen Graduate Schools, die unter dem Motto "Globale Verantwortung in Wissenschaft und Gesellschaft" steht, kommt. Wegen des großen Interesses in der Öffentlichkeit wird Tenzing Gyatso, so sein bürgerlicher Name, am 21. September um 14.30 Uhr in englischer Sprache einen öffentlichen Vortrag über "Universal Responsibility in Science und Society" in der Halle Münsterland halten.

Der Dalai Lama, der 1958 nach der Okkupation Tibets durch China nach Indien fliehen musste und seitdem in Dharamshala im Exil lebt, gilt weltweit als Vorbild für Weltoffenheit und Toleranz, der den Kontakt mit anderen Weltreligionen fördert und versucht, eine gemeinsame geistige Grundhaltung für eine friedliche Welt zu definieren. "Natürlich hat er sich im Lauf der Zeit verändert, inzwischen hat er viel Erfahrung im Umgang mit Menschen aus verschiedenen Kulturen dazugewonnen", beschreibt ihn Andersson. "Aber eines hat sich nicht geändert, noch immer ist ihm der Stand eines Menschen vollkommen gleichgültig. Er geht auf jeden mit derselben Freundlichkeit und Offenheit zu."

Damit ist der 1935 geborene Dalai Lama für die jungen Nachwuchswissenschaftler, die in den sechs Graduate Schools des Landes ausgebildet werden, ein großes Vorbild. Die sollen nicht nur wissenschaftlich Großes leisten, sondern im Sinne einer umfassenden Bildung auch gesellschaftliche Verantwortung verinnerlichen.

Die Graduate Schools sind an verschiedene Hochschulen in NRW verteilte internationale Promotionsprogramme, die seit 2001 vom Land finanziert werden. An der Universität Münster ist der Fachbereich Chemie und Pharmazie daran beteiligt. Das Thema der Veranstaltung mit dem Dalai Lama bringt zum Ausdruck, dass die in den letzten Jahren gestiegene internationale Ausrichtung der beteiligten Universitäten zu einer bewussteren Wahrnehmung weltweiter Zusammenhänge und Veränderungen geführt hat. Etwa zwei Drittel der Promovenden an den nordrhein-westfälischen Graduate Schools kommen aus dem Ausland, überwiegend aus dem asiatischen Raum. Viele der Absolventen werden in eigener Verantwortung Einfluss auf Entwicklungen in der globalen Wissenschaft und Gesellschaft nehmen.

bn