Französische Brieffreundschaften
Bekannt geworden ist Marcel Proust vor allem durch den Romanzyklus "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit". Ein internationales Symposium zum 25-jährigen Jubiläum der Marcel-Proust-Gesellschaft widmet sich jetzt den Briefen des französischen Schriftstellers. Vom 21. bis zum 24. Juni kommen Referenten aus Deutschland, dem europäischen Ausland, Japan und den USA nach Münster, um Prousts Briefe zu diskutieren. Prof. Achim Hölter vom Germanistischen Institut und Prof. Karin Westerwelle vom Romanischen Seminar organisieren die dreitägige Veranstaltung im Erbdrostenhof, die von der DFG gefördert wird und zu der rund 100 Teilnehmer erwartet werden. Den Eröffnungsvortrag hält der diesjährige Büchner-Preisträger Martin Mosebach über "Der reiche Kaufmannssohn und die verbotene Kammer. Marcel Prousts Lektüre von '1001 Nacht'" um 19 Uhr.
Die Proust-Forschung hat den Blick in den vergangenen Jahren zunehmend auf die Briefe des Schriftstellers gerichtet. Auch in "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" spielen Briefe eine entscheidende Rolle: Liebesbeziehungen beginnen oder enden durch sie, schriftliche Korrespondenzen fädeln gesellschaftliche Begegnungen ein. Da sich die Briefeschreiber meist verstellen oder falsche Nachrichten versenden, beeinflussen ihre Botschaften die Beziehungen der Personen im Werk des französischen Autors negativ. Anders die Funktion der Briefe in Prousts tatsächlichem Leben: Über sie hielt er Kontakt zur Außenwelt, während er in nächtlicher Abgeschiedenheit an seinem größten Werk arbeitete.
Das münstersche Kolloquium ist ein Beitrag zur Erforschung der Proustschen Korrespondenz. Klären soll es, ob die Briefe, die in 21 Bänden erschienen sind, lediglich Anhaltspunkte über die historisch-biografische Entwicklung des Schriftstellers und seine Zeit geben oder ob sie über einen eigenen ästhetischen Gehalt verfügen.
jri
Weitere Informationen unter www.uni-muenster.de/Romanistik/