Immer wieder Mittelpunkt für die frühen Menschen
Importware aus Belgien ist dieser Feuerstein, den Doktorand Christian Groer bei Grabungen in Nottuln-Uphoven gefunden hat. Fotos (2): Peter Grewer |
Im März dieses Jahres konnten die Forschungen fortgesetzt werden: „Ich wollte den Graben eigentlich nur wiederfinden, aber dank des Bodenradars konnten wir so präzise vorgehen, dass wir ihn gleich gefunden haben und weitergraben konnten“, erzählt Groer. Mit vier Studierenden konnte er innerhalb von drei Wochen auf einer Fläche von zwei mal zehn Metern bis in eine Tiefe von 1,70 Meter vorstoßen. Über 150 Funde brachten sie in dieser Zeit zu Tage. Viele Feuersteine sind dabei, aber auch Keramiken, die eine genaue zeitliche Einordnung erlauben.
So gehören die ältesten Funde aus der Zeit um 4500 vor unserer Zeitrechnung zu den ältesten neolithischen Kulturen in Norddeutschland. In Süddeutschland waren die Menschen rund 1500 Jahre zuvor in agrarisch geprägten Siedlungen sesshaft geworden. In Nottuln-Uphoven sind Keramik-Bruchstücke der so genannten Michelsberger-Kultur zu finden, die hier um 4000 vor Christus ansässig wurde, dann Fundstücke aus der Trichterbecher-Kultur, rund 1000 Jahre jünger. Im fortgeschrittenen Neolithikum explodierte die Kultur der Menschen, sie lernten beispielsweise, mit dem Pflug die Felder zu bearbeiten und erfanden das Rad.
Bis zu 7,5 Meter breit ist der Graben in Nottuln-Uphoven |
Das möchte Groer in den kommenden zwei Jahren klären, ebenso wie die Frage, wann und warum die Menschen im Münsterland begannen, sesshaft zu werden. Ob sie nun aus Süddeutschland über das Rheingebiet und die Hellwegzone einwanderten oder ob die ansässigen Jäger und Sammler aus eigenem Entschluss den Ackerbau erlernten, ist umstritten. Dass es Kontakte und einen Austausch auch zwischen weit auseinanderlebenden Menschen gegeben haben muss, ist klar. So fand Groer ein Arbeitsgerät aus einem Feuerstein, der aus Belgien importiert wurde.
In den folgenden Kampagnen der Jahre 2007 und 2008 werden weitere durch die Geophysik erschlossene auffällige Strukturen mit Hilfe einer weit größeren Mannschaft ergraben. Einbezogen ist bereits jetzt das Institut für Landschaftsökologie zur Rekonstruktion der alten Umwelt. Weiter vorgesehen sind Untersuchungen zur frühen Tier- und Pflanzenwelt dieser wichtigen Umbruchszeit.
bn