Die drei "I" - Information, Identifikation, Integration
Unter den Talaren steckte der Muff von tausend Jahren, Frauen waren noch nicht zum regulären Studium zugelassen und an der Westfälischen Wilhelms-Universität studierten gerade mal 1554 Studenten. 1907, das Jahr, als die WWU ihren heutigen Namen bekam, war auch das Jahr, in dem die "Münstersche Universitätszeitung“ das Licht der Welt erblickte. Als dritte deutsche Hochschule nach Heidelberg und Aachen leistete sich die WWU eine eigene Zeitung, die jedem Studenten noch persönlich ins Haus geschickt wurde.
Sie lebte schon damals von den Beiträgen aller Leser. So wurde beispielsweise das Frauenstudium heftig in Leserbriefen diskutiert. Aber auch die Frage, ob Biergenuss schädlich sei, kam zu ihrem Recht. Diese erste münstersche Universitätszeitung existierte bis 1914, dann wurde sie eingestellt. Ob das etwas mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges zu tun hatte, kann heute nicht mehr geklärt werden.
Die nächste Unizeitung erschien erst Jahrzehnte später, dafür aber in einer besonders bewegten Zeit. Die "Nachrichten & Berichte" starteten 1968 und wurden bis 1984 von der Pressestelle herausgegeben. Studentenrevolte, PH-Integration oder wachsende Studierendenzahlen mit einer Warnung des damaligen Rektors, bloß nicht an die überfüllte Massenuniversität nach Münster zu kommen, füllten die Seiten. An der kleineren Schwesterhochschule, der Pädagogischen Hochschule, erschien von 1973 bis 1980 die "PH-Info". Bestimmt waren sie vor allem von den Plänen zur PH-Integration, die 1980 verwirklicht wurden.
Medium für alle Angehörigen der WWU
Die
"Universitätszeitung", älteren Mitarbeitern vielleicht noch im roten
Design vertraut, erschien von 1987 bis 1994. Die erste Rektorin an
einer deutschen Hochschule, die Einführung des Semestertickets und das
erste Hochschulsonderprogramm, von Möllemann nach den großen
Studentenprotesten des Jahres 1988 initiiert, fallen in diese Zeit.
Abgelöst
wurde sie nahtlos von der "muz – Münsters Universitäts-Zeitung". Die
lehnt sich nicht nur im Namen an die erste Vorgängerin an. Getreu ihrem
Motto "Information, Identifikation, Integration" will sie für alle
Angehörigen der Universität eine publizistische Heimat sein. Anders als
viele andere Hochschulzeitungen wendet sie sich bewusst an alle vier
Statusgruppen. "Uns sind alle Angehörigen der WWU gleichermaßen wichtig
und wir setzen darauf, dass sie sich mit Leserbriefen und Anregungen
beteiligen. Natürlich bieten wir auch zielgruppenspezifische Angebote
wie die Erstsemesterzeitung oder demnächst die Zeitschrift für die
sonstigen Beschäftigten, aber wir brauchen ein zentrales Instrument,
mit dem wir alle erreichen können", so Norbert Frie, Leiter der
Pressestelle.
Im hundertsten Jahr ihres Bestehens wird die
Unizeitung wieder einmal mit der Zeit gehen und im Lauf des Jahres das
noch zu entwickelnde neue Design-Konzept der Universität übernehmen. An
der Glaubwürdigkeit, bei der die "muz" bei der letzten Leserumfrage
besonders hohe Werte erreichte, wird das hoffentlich nichts ändern –
und auch nichts daran, dass nicht alle Wahrheiten abgebildet werden
können.
Brigitte Nussbaum
Im
Laufe des Jahres werden wir mit Unterstützung des Universitätsarchivs
alle Zeitungen und die Zeiten, in denen sie entstanden sind, Revue
passieren lassen.