Spitze in Sport und Studium
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Think pink, play green: Rieke Brink-Abeler mit ihrer Partnerin Hella Jurich |
Rückblick: Familienurlaub auf Borkum. Seit ihrer Kindheit fährt die gebürtige Emsdettenerin jeden Sommer hierher – bis heute. Mit etwa 13 Jahren begann sie, mit anderen Jugendlichen am Strand Volleyball zu spielen, zunächst klassisch sechs gegen sechs. Ein Hobby, dem sie sich bald täglich widmete. In der elften Klasse nahm sie für ein Jahr an einem Schüleraustausch in Visa-lia/Kalifornien teil. "Die Gastfamilie war super", erinnert sie sich. "Ihre Kinder haben Volleyball gespielt, wir haben jeden Tag zwei Stunden trainiert." Nach ihrer Rückkehr ging die 16jährige zur Hallenmannschaft des USC. "Parallel habe ich aber auch schon bei Jux-Turnieren im Beachvolleyball mit meiner Schwester mitgemacht", verrät sie. "Für mein Abitur hatte ich damals trotzdem noch genug Zeit."
Alles änderte sich, als Rieke Brink-Abeler 1999 Hella Jurich kennenlernte. Die beiden jungen Frauen freundeten sich an, teilten ein Zimmer – und spielten 2000 ihre erste Beachvolleyballsaison zusammen. "Am Anfang haben wir eher einen Ausgleich zum Hallensport gesucht." 2002 trennten sich ihre Wege noch einmal für eine Saison. Jurich ging nach Berlin, Brink-Abeler spielte mit einer anderen Partnerin. Heute schmunzelt sie über ihre Entscheidung. "Das war alles nicht das Wahre. Wir haben in der Zeit festgestellt, dass wir sozusagen füreinander bestimmt sind." Die Stärken der 1,79 Meter großen Außenangreiferin sind Schnelligkeit und hohe Sprünge. "Dafür hat Hella mehr Ballgefühl." Sie sollten recht behalten. Im Jahr 2004 wurden sie überraschend Deutsche Meister. Kurz darauf berief der Deutsche Volleyball-Verband die beiden Spielerinnen zum Nationalteam.
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Keine Extrawurst will Rieke Brink-Abeler in ihrem Studium. Ihr Medizinexamen muss bis nach den Olympischen Spielen warten. Foto: js |
Die Universität Münster als "Partnerhochschule des Spitzensports" entwickelte im Jahr 2002 eine Vereinbarung für studierende Spitzensportler. Brink-Abeler hat den Vertrag bis jetzt jedoch nicht genutzt. Er bietet Spitzenathleten im Studium zum Beispiel individuell abgestimmte Prüfungstermine oder flexibilisierte Anwesenheitszeiten. "Ich will keine Extrawurst", betont Brink-Abeler. "Außerdem ist Medizin so oder so ein umfangreiches Fach." Mit dem Sport finanziert sie ihr Studium; Praktika schiebt sie auf die Wintermonate. Examen und das Praktische Jahr müssen dafür bis 2008 – nach den Olympischen Sommerspielen in Peking – warten.
Und "ganz nebenbei" läuft ja auch noch ihre Doktorarbeit. Mit ihrem Thema versucht Brink-Abeler, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Mit ihrem Physiotherapeuten erstellte sie ein Programm, das die Stabilität der Knie prüfen soll. "Bei mir haben diese Übungen nach einer Verletzung am Außenminiskus sehr geholfen", erklärt sie. Für ihr Experiment beobachtete sie die Übungen zehn Wochen lang bei ihren Kameradinnen vom USC. "Orthopädie finde ich als Fach ohnehin faszinierend. Mein Traumziel ist die technische Orthopädie, zum Beispiel Prothesetechnik."
Länger als vier Wochen hält Brink-Abeler es nicht in der Ferne aus. "Hella und ich sind münsterverbunden", gesteht sie. "Wir versuchen, so oft wie möglich nach Hause zu kommen." In ihrer spärlichen Freizeit genießt sie es, Freunde zu treffen oder mal faul zu sein. "Und ich lasse mich gerne bekochen.“"Schließlich sehe sie ihren Freund ohnehin schon seltener als ihre Spielpartnerin. "Hella und ich hocken ständig aufeinander, essen zusammen und sehen uns oft auch noch abends", erzählt sie. "Wir sind wie ein Ehepaar – und Axel ist unser Eheberater."
Julia Schay