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Nicht nur einen, sondern gleich drei prima Jobs

HD Dr. Christiane Frantz wurde zur neuen Gleichstellungsbeauftragten gewählt

 Christianefrantz 

Optimistisch ist Dr. Christiane Frantz, dass sie die Dreifach-Belastung als Gleichstellungsbeauftragte, Sprecherin eines Graduiertenkollegs und Hochschuldozentin meistern wird.    

Foto: Peter Grewer

 
Auf den ersten Blick scheint die Universität Münster keine Gleichstellungsbeauftragte mehr zu benötigen. Schließlich bestehen sowohl Studierendenschaft wie Rektorat aus jeweils 50 Prozent Frauen und Männern. Einer Rektorin, Kanzlerin und Prorektorin im sechsköpfigen Leitungsgremium stehen 52 Prozent Frauen unter den Studierenden gegenüber. Doch schaut man sich die Zahlen genauer an, zeigt sich, dass auch in Münster in puncto Gleichstellung noch Nachholbedarf besteht: Nur zwölf Prozent der höchst bezahlten Hochschullehrerstellen sind von Frauen besetzt, im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) sitzen gerade mal vier Referentinnen. Auf Hochschuldozentin Dr. Christiane Frantz, Hochschullehrerin am Institut für Politikwissenschaft, warten als neue Gleichstellungsbeauftragte also noch gewaltige Aufgaben.

Die 36-Jährige, für zwei Jahre zur Nachfolgerin der Kommunikationswissenschaftlerin Dr. Marianne Ravenstein gewählt, war vier Jahre lang Gleichstellungsbeauftragte des Fachbereiches Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften. Seither kennen sich die neue Gleichstellungsbeauftragte und ihre Vorgängerin aus der gemeinsamen Arbeit an Gleichstellungsprojekten – unter anderem bei dem vor einigen Jahren initiierten Nachwuchswissenschaftlerinnen-Netzwerk, in dem Frantz Sprecherin war.

Die neue Prorektorin für Lehre und Amtsvorgängerin bat Frantz, das Amt der universitätsweiten Gleichstellungsbeauftragten zu übernehmen, auch wenn sie gerade erst Sprecherin des Graduiertenkollegs "Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse in Deutschland und den Niederlanden" geworden ist. "Obwohl ich mit 50 Prozent freigestellt bin, ist das natürlich viel auf einmal. Aber ich denke, von der guten Arbeit, die Marianne Ravenstein geleistet hat, kann auch ich profitieren", so Frantz.

Dazu gehörte vor allem, die Interessen der Frauen nicht nur auf der Fachbereichsebene, sondern auch in allen zentralen Gremien zu vertreten – allein aus zeitlichen Gründen eine Aufgabe, die deutlich über das Nebenamt hinaus geht. "Ein Jahr habe ich mir gegeben, um mich einzuarbeiten", meint Frantz, die nach eigener Einschätzung ein gut profiliertes Amt übernimmt. "Nur wenn ich die Strukturen und Prozesse kenne, kann ich inhaltlich auch etwas bewegen." Das sei in diesen Zeiten wichtiger denn je, denn das Hochschulfreiheitsgesetz gibt den Gremien auch mehr Macht als früher. "Vieles ist im Umbruch, Eingeschliffenes wird in Frage gestellt. Das ist eine Chance, aber es ist notwendiger denn je, zu schauen, wie sich das auf die Belange der Frauen auswirkt", so Frantz. Was bedeutet die neue Autonomie der Hochschulen für die Belange der Frauen? Wie könnten sich Studiengebühren in Sachen Gleichstellung auswirken?

Schwierige Fragen, doch Frantz freut sich darauf, sie gemeinsam mit anderen engagierten Menschen beantworten zu können. "Ich sehe meine Aufgabe nicht darin, im Alleingang Gleichstellungsfragen zu regeln, sondern zu schauen, wo gute Projektideen sind und dafür zu sorgen, dass die Infrastruktur dafür geschaffen wird, um diese Ideen auch zu verwirklichen." Von Gleichstellungspolitik hat auch Frantz selbst profitiert: Ihre Habilitation zum Thema "Karrieren in NGOs. Politik als Beruf jenseits der Parteien" konnte sie mithilfe eines Lise-Meitner-Stipendiums des Landes Nordrhein-Westfalen zur Förderung der Habilitation von Nachwuchswissenschaftlerinnen verwirklichen. WWU-eigene Stipendien halfen bei der Teilnahme an internationalen Fachtagungen.

"Ich kann nur in Ausnahmefällen individuelle Probleme lösen, aber ich kann dafür sorgen, dass die Menschen, die sie haben, die Unterstützung bekommen, die sie brauchen", hofft Frantz. "Das ist das reizvolle an meinem Job: viele Menschen zu treffen, die gute Ideen haben und sie zu fördern, damit diese Ideen nicht untergehen."

Wenn Frantz nicht gerade zwischen dem Institut für Politikwissenschaft in der Scharnhorststraße, dem Gleichstellungsbüro in der Georgskommende und dem Graduiertenkolleg im Haus der Niederlande am Alten Steinweg hin und her saust, geht sie mit ihrem Hund in der Natur spazieren. "Ich bin froh, wenn ich es trotz der vielen Jobs schaffe, regelmäßig mit dem Hund draußen zu sein." Doch zeitliche Belastung hin oder her, Frantz schätzt den vielfältigen Arbeitsalltag an der Uni: "Ich kann alles miteinander verbinden: Forschung, Lehre, Projektmanagement, Personalführung, Wissenschaftsmanagement und auch ein bisschen Politik. Ich habe drei prima Jobs hier!"

bn