Sprung auf die Karriereleiter
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Erfolgreich durchgestartet ist Britta Kleymann auch dank der Erfahrungen, die sie bei „Radio Q“ sammelte. Heute ist sie Chefin vom Dienst bei der Osteuroparedaktion der Deutschen Welle. Foto: Peter Sauer |
"Hallo, in Münster gibt es was Neues." Mit diesen Worten begrüßte am 18. Oktober 1999 Moderator Oliver Steuck die Hörer vom Radio Q. An diesem Tag ging das Campusradio für Münster zum ersten Mal auf Sendung: auf einer eigenen UKW-Frequenz, die auch den damaligen Namen gab: "Q 90,9". Steuck, heute freier Mitarbeiter beim WDR-Landesstudio Münster, erinnert sich noch gut an die Anfänge: "Ich wusste gar nicht, ob mir jemand oder wer mir überhaupt zuhört." Denn er war ganz allein im kleinen Studio und nebenan in der Mensa war die große Opening-Party mit all seinen Kollegen, zu denen Oliver zwischen der Musik und seinen Moderationen immer wieder hin schaltete. "Ich war ein bisschen nervös", gesteht er mit einem Lächeln. Denn PCs gab es im Studio noch nicht und bei zwei CD-Spielern hatte er mitunter ziemliche Angst, im entscheidenden Moment den falschen Regler hochzuziehen.
Doch das Lampenfieber spornte an – alles klappte. Seine Zeit bei Radio Q möchte er nicht missen, schließlich hat ihm die noch ehrenamtliche Tätigkeit beim Campusradio die hauptberuflichen Türen beim WDR geöffnet. Mittlerweile lebt er als freier Journalist gut von Berichten für den WDR und andere ARD-Hörfunksender. Zwischendurch hatte er sogar schon einmal redaktionelle Verantwortung inne, als er beim WDR in Münster die Tätigkeit des Chefs vom Dienst übernahm oder einige Nachrichtenschichten.
Eine der größten Radio Q-Karrieren hat wohl Britta Kleymann gemacht. Die ehemalige Romanistik- und Slavistik-Studentin gehörte ebenfalls zur Gründungsmannschaft des Campus-Radios in Münster. Ihre Tätigkeit als Redakteurin und Moderatorin bei Radio Q mit allen Kenntnissen für eine Arbeit im Selbstfahrerstudio machte bei Bewerbungsgesprächen "immer einen guten Eindruck". Sie ermöglichte ihr schließlich 2002 ein Volontariat bei der Deutschen Welle mit Aufenthalten in Berlin und Moskau. Heute ist die sympathische Journalistin Chefin vom Dienst in der Osteuroparedaktion der Deutschen Welle in Bonn.
Aber sie ist immer noch bodenständig geblieben und erinnert sich noch gerne an ihre größte Panne bei Radio Q. Es passierte während des Magazins "Quo Vadis?", dass Britta live moderierte: "Bei der AStA-Wahl habe ich die Abkürzung für eine Gruppe falsch aufgelöst und das war recht unangenehm, mein Gott!“ Auch das für eine Studentin ungewohnte Aufstehen, um zum Dienstbeginn um sechs Uhr fit zu sein, war für sie nicht einfach: "Da musste man die Party am Abend vorher leider resolut kürzen, um Abstürze in der Sendung zu vermeiden." Für sie ist das Campus-Radio aus heutiger Sicht "jenes Pfund, mit dem ich journalistisch wuchern kann". Die Arbeit im Selbstfahrerstudio ganz ohne Techniker habe etwa sehr gut das Reaktionsvermögen und das Verantwortungsbewusstsein geschult.
Das kann auch der 32-jährige Jan Frerichs nur unterschreiben, der unter anderem frei für das ZDF arbeitet: "Ohne Eadio Q wäre ich nicht in diesem Job." Am Anfang sei er "eigentlich total schüchtern gewesen", bekennt der heutige Düsseldorfer. Jan studierte Theologie, bis er sich dann immer mehr bewusst war: "So vor der Klasse stehen und Schülern etwas erklären: Das ist nichts für mich." Da war die Arbeit des Journalisten schon eher etwas für ihn. Nachts studierte er, tagsüber arbeitete er vor allem als Reporter bei Radio Q. Heute besucht er immer wieder gerne seine alte Wirkungsstätte: "Nicht auszudenken, wenn ich Lehrer oder Wissenschaftler geworden wäre!"
Damit spricht er vielen Ex-Radio-Q’lern aus der Seele. Für Britta, Jan und Oliver ist klar: "Ohne Radio Q wären wir nicht da, wo wir heute sind." Nachahmungen sind also unbedingt zu empfehlen, zumal die ehrenamtliche Mitarbeit allen Studierenden offen steht.
ps