Zu teuer, zu billig oder völlig überflüssig?
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Nicht jeder Studierende nutzt es, obwohl es viel Geld kostet. Das Semesterticket steht im Mittelpunkt eines Streits zwischen Stadtwerken und AStA. Eine Umfrage soll klären, wie intensiv es tatsächlich genutzt wird. Foto: pg |
Falls in den laufenden Verhandlungen keine Einigung erzielt wird, soll bereits im Wintersemester der Ticketpreis weiter steigen und zwar auf dann 54 Euro. Die Verkehrsbetriebe in Münster und die DB Regio AG erklären ihre Erhöhung mit der intensiven Bus- und Bahnnutzung durch die Studierenden und damit, dass das münstersche Semesterticket im Vergleich zu Schülerfahrkarten und Semestertickets in anderen Universitätsstädten zu billig sei.
Aber nicht nur der AStA fragt sich, ob die Studierenden in der Fahrradstadt Münster tatsächlich das Semesterticket brauchen. Deshalb beauftragte die Studierendenvertretung nach einer öffentlichen Ausschreibung jetzt das Institut für Verkehrs-wissenschaft und das für Anlagen und Systemtechnologien mit einem Gutachten. Das Ziel: Mit den Ergebnissen soll eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für die nächsten Verhandlungen mit den Verkehrsbetrieben geschaffen werden.
Wesentlicher Teil des Gutachtens ist die Durchführung einer Online-Befragung zum Semesterticket, in dem Nutzungsverhalten, Wertschätzung und Einstellungen gegenüber dem Semesterticket abgefragt werden. Mitte Juni wurde deshalb unter www.uni-muenster.de/semesterticket die bislang größte Online-Befragung unter münsterschen Studierenden gestartet, an der sich alle Hochschulen der Stadt aktiv beteiligen. Die Umfrage läuft bis zum 9. Juli. Per Fragebogen soll etwa ermittelt werden, was denn das Semesterticket Studierenden in barer Münze überhaupt wert ist. Und welche Vorteile die Verkehrsbetriebe durch das Semesterticket haben.
"Für unser unabhängiges Gutachten ist sehr wichtig, dass alle Studierenden zu Wort kommen", macht Prof. Klaus Backhaus deutlich. Er meint damit jene, die auf das Semesterticket angewiesen sind und auch jene, die nie Bus oder Bahn fahren und das Ticket gar nicht nutzen aber bezahlen müssen: "Nur wenn wir die ehrliche Meinung vieler Studierenden erfassen, können wir eine realistische Empfehlung für eine faire Preisgestaltung des Semestertickets abgeben." Er ruft daher alle Studierenden dazu auf, sich an der Befragung zu beteiligen.
Zu den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Umfrage gehören Susanne Stingel und Matthias Peistrup: "Die Umfrage wird neue wichtige Erkenntnisse zu Tage fördern, zumal viele Studenten gar nicht wissen, welcher Preis für ein Semesterticket eigentlich angemessen ist." Das Gutachterteam ermittelt auch Alternativen zum Ticket und fragen etwa: "Wie würden Sie Ihre Verkehrsmittelwahl verändern, wenn es kein Semesterticket gäbe?"
Für die wissenschaftlichen Mitarbeiter war es zunächst einmal eine "große Herausforderung" und "nicht ganz einfach", überhaupt die richtigen Fragen zu formulieren. Peistrup: "Wir haben da lange dran rumgetüftelt, denn die müssen so gezielt sein, dass wir am Ende der Umfrage wirklich fundierte Antworten auswerten können." Dabei wird das Semesterticket in Münster etwa auch mit Angeboten in anderen Städten oder dem Schülerticket in Münster verglichen. Die Auswertung beginnt Mitte Juli. Während viele Studierende dann mit Bus und Bahn per Semesterticket nach Hause oder zum nächsten Freibad fahren, werden Peistrup und seine Kollegen vom Gutachterteam kühle Köpfe an heißen Rechnern bewahren müssen.
Peter Sauer