Die Nummer eins im deutschen Futsal
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Vom Futsal-Fieber infiziert: Die münstersche Uni-Mannschaft ist sogar deutscher Meister geworden. Foto: pg |
Die Mannschaft trifft sich zum Training. Dienstagabends wird in der Haupthalle gekickt. Von Coelln sitzt auf der Bank. Er pausiert heute im Tor. Ein Bänderriss. Also beobachtet er den Spaß-Kick seiner sympathischen Truppe. Vier gegen vier plus die beiden Torhüter. Fast lautlos rollt der Ball hin und her. Nur die Turnschuhe quietschen auf dem Hallenfußboden. Die Männer in den blauen Leibchen kontrollieren das Spiel. Zack. Pass. Schuss. Und Tor.
Vor vier Jahren infizierte die Münsteraner das Futsal-Fieber. Die Uni-Fußballmannschaft fuhr nach Portugal zu einem Hallenfußballturnier. Dachten die Spieler. Doch da wurde nicht Fußball, sondern Futsal gespielt. "Als ich einen Ball bekam und der nicht hochsprang, war ich irritiert. Später hat der Schiri laufend gegen uns gepfiffen und keiner wusste, warum. Da waren die ersten frustriert", erinnert sich von Coelln und erzählt, es habe bis zum Ende des Turniers gedauert, bis man die Regeln kapierte. Futsal ist Hallenfußball mit Eigenheiten: Die Tore sind kleiner, der Ball springt weniger als ein normaler Fußball und ermöglicht dadurch keine hohen Pässe in den Strafraum. Es gibt Einkicks statt Einwürfe. Zeitschinderei geht nicht und Fouls werden härter bestraft. Der Schiri zählt mit. Ab dem sechsten Foul wird es ernst und es gibt Strafstoß.
Nach Portugal waren alle heiß auf Futsal, heiß auf Turniere. "Natürlich zocken wir auch noch gerne draußen, aber Futsal ist fairer und technisch anspruchsvoller. Das fasziniert." Inzwischen haben die Münsteraner viel gewonnen, wurden zweimal Deutscher Hochschulmeister, gründeten einen Verein und holten den Deutschen Meister-Pokal. Nun sind alle gespannt auf die UEFA-Cup-Auslosung am 6. Juli in Lyon. "Hoffentlich treffen wir auf ein paar Unerfahrene, damit wir die zweite Runde der besten 32 erreichen. Klasse Teams wie Dynamo Moskau führen uns vor. Wir möchten uns nicht blamieren", sagt von Coelln und nennt die Stärken seiner Mannschaft: "Unsere Spielweise ähnelt der deutschen Fußball-Nationalelf. Wir fallen weniger durch Kabinettsstückchen auf, sondern durch Disziplin. Wir sind gut in der Abwehr und im Kontern. Schwächen haben wir in der Konzentration. Gerade die ersten Minuten verschlafen wir oft."
Vor allem in Ost- und Südeuropa ist Futsal weit bereitet. Ein Spieler in einer der Profi-Ligen verdient dort bis zu 200.000 Euro, was hierzulande dem Jahresgehalt eines guten Fußball-Zweitligaspielers entspricht. Tausende von Zuschauern füllen die Hallen. In Deutschland ist man davon weit entfernt, aber der DFB arbeitet an der Popularität und plant für 2007/2008 eine Bundesliga. Auch der UFC Münster ist kein Unbekannter mehr: Die Uni hat die Futsaler immer gut unterstützt, von der Stadt könnte mehr kommen. "Wir würden gerne eine Jugend- und Frauenmannschaft gründen, aber wir können aus Platzmangel nicht mal ein regelmäßiges Training anbieten." Ein Sponsor wurde gefunden, ein Physiotherapeut würde sich als Mannschaftsbetreuer zur Verfügung stellen. Adidas hat Trikots spendiert. "Das freut mich, weil die Jungs dann etwas zurückbekommen", sagt von Coelln. Während er erzählt, schaut er immer wieder aufs Spielfeld, beklatscht einen scharfen Schuss links unten ins Eck: "Super gemacht, Adi."
Etwa 20 Mann stark ist der Kader des UFC, alles Studenten. So gut wie jeder hat schon mal im Fußballverein gespielt. Julian Tietze zum Beispiel war in der Jugend von Werder Bremen. David Hellendrung stürmt für den Landesligisten Olpe und ist beim UFC der Mann für spektakuläre Tore. Einige tragen Trikots ihrer Helden Ronaldo und Figo. Sie mögen Werder Bremen und die Bayern und freuen sich auf die Fußball-WM, bei der sie den Deutschen das Viertelfinale zutrauen. Einen Futsaler, einen sehr guten sogar, gibt es, der kein Fußballer war. Gereon Quick war vorher Zehnkämpfer. Pfeilschnell ist er am Ball und torgefährlich.
Es geht auf halb zehn Uhr abends zu. Der Spaß-Kick ist aus: 17:16.
Nächste Woche wird wieder hart trainiert, um fit zu werden für
Europa.
Conni Rist