Bedeutende Schätze für das Musikarchiv
Ein doppeltes "Weihnachtsgeschenk" in Form zweier Musiknachlässe erhielt die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB): Zum einen konnte die ULB im Antiquariatsbuchhandel ein Konvolut von Musikautographen des münsterschen Musikwissenschaftlers Werner Korte erwerben, zum anderen wurde das Musikarchiv des in Münster ansässigen Gregorius-Verlages der Bibliothek geschenkt.
Werner Korte, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, wurde 1932 zum Leiter des Musikwissenschaftlichen Seminars bestellt. 1937 erhielt er eine außerordentliche Professur, 1946 wurde er trotz der negativen Beurteilung im Entnazifizierungsverfahren – bereits 1933 hatte sich Korte dezidiert in den Dienst der Nationalsozialisten gestellt – zum ordentlichen Professor ernannt. Der Musikforscher wurde überregional vor allem durch seine Monographien über Bach, Beethoven, Schumann, Bruckner und Brahms bekannt. Zudem gab Korte bis zu seiner Emeritierung 1973 dem akademischen Musikleben der Stadt Münster durch zahlreiche Konzerte mit dem Collegium musicum instrumentale der Universität entscheidende Impulse. Wenig bekannt ist bislang die Tatsache, dass sich Korte 1925 bis 1940 ausgiebig der Komposition widmete. Die nun erworbenen rund 20 eigenhändigen vollständigen Kompositionen Kortes umfassen Instrumentalmusik sowie Lieder, Kantaten und Oratorien auf Texte von Johann Wolfgang von Goethe, Matthias Claudius, Ernst Wiechert und Ludwig Bäte. Ein größeres, noch unerschlossenes Konvolut von Kompositionsskizzen rundet den Nachlass ab.
Im Jahre 1949 gründete Herbert Hoinkes die Edition Gregorius für
geistliche und weltliche Chormusik. 48 Jahre, bis zu seinem Tode im
Jahre 1997, betrieb Hoinkes den Gregorius-Verlag in Alleinregie: Er
besorgte von der Auftragsannahme über den Notenstich bis hin zum
Vertrieb souverän alles selbst. Sein Fleiß und seine Fachkenntnis
ließen die Edition Gregorius zu einem Markenzeichen für Chormusik
werden. Das Gregorius-Verlagsarchiv wurde nun vom Nachfolger
agenda-Verlag der ULB geschenkt. Durch diese Schenkung sind rund 200
Werke – etwa zur Hälfte Autographen – von etwa 70 verschiedenen
Komponisten in den Besitz der ULB gelangt.
br