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Barrieren für Behinderte werden abgebaut

Internet-Angebot der Uni Münster wird gundlegend umgestaltet



Hilfsmittel wie eine Braille-Tastatur erleichtern die Arbeit im Internet. Doch auch die Seiten müssen entsprechend aufgebaut sein.

   Foto: Peter Grewer


Von vielen unbemerkt vollzieht sich hinter den Kulissen des Webauftritts der Uni Münster derzeit ein grundlegender Wandel: Die Seiten werden barrierefrei im Sinne des Behindertengleichstellungsgesetzes. Und das müssen sie auch, denn Landeseinrichtungen müssen bestehende Webangebote bis Ende 2008 umbauen, neue Auftritte müssen bereits heute barrierefrei sein. Doch was heißt das konkret? Dass Rollstuhlfahrer Rampen oder Fahrstühle benötigen, leuchtet jedem ein. Aber was muss geschehen, damit Sehbehinderte oder Menschen mit motorischen Problemen das Internet leichter nutzen können?

"Information soll allen Menschen zugänglich gemacht werden. Natürlich auch im Internet. Menschen mit Behinderungen sind häufig von der Benutzung des Internets wegen völlig unnötiger Barrieren ausgeschlossen." So beschreibt das vom Bund geförderte "Aktionsbündnis für barrierefreie Informationstechnik" das Problem. Es geht also nicht darum, Blinde wieder sehend zu machen und Lahme gehend, es geht darum, unnötige Barrieren zu vermeiden. Eine unnötige Barriere für Menschen mit Sehbehinderungen ist es beispielsweise, wenn Schriften nicht vergrößert werden können. Blinde Menschen sind für die Nutzung des PC auf so genannte Screenreader oder Webreader angewiesen, also auf Programme, die ihnen Seiten vorlesen oder sie auf technischen Hilfsgeräten wie Braillezeilen ausgeben. Hier stören verschachtelte Seitenstrukturen ebenso wie die so genannten popup-Fenster oder die Einteilung des Bildschirms in unabhängige Bereiche, die "Frames".

Screenreader lesen eine Seite von vorn bis hinten vor, können aber auch von Link zu Link springen oder von Überschrift zu Überschrift. Der beliebte Linktext "mehr ..." hilft dann nicht weiter, denn er lässt keinen Rückschluss auf den verlinkten Inhalt zu. Und wenn Überschriftenformate aus rein gestalterischen Gründen  wahllos und nicht hierarchisch verwendet werden, geht ihre strukturierende Funktion verloren. Unnötige Barrieren. Wer aufgrund motorischer Einschränkungen nicht mit der Maus arbeiten kann, nutzt die Tabulatortaste, um von einem Link zum nächsten zu springen. Die Lösung: Eine vor "Normal-Sehenden" versteckte Hilfsnavigation erspart es sowohl sehbehinderten und blinden als auch motorisch behinderten Menschen, sich auf jeder Seite zunächst wieder durch die gesamte Navigation arbeiten zu müssen. Zu Beginn jeder Seite wird die Hilfsnavigation aufgerufen. Der erste Link bietet den direkten Sprung zum Inhalt einer Seite, der zweite zur Navigation – zu überprüfen auf der Homepage der Universität Münster: einfach die Seite aufrufen und die Tabulatortaste drücken.

In den vergangenen Monaten haben die Online-Redaktion und das ZIV den Wechsel auf ein barrierefreies Angebot vorbereitet. Gemeinsam mit der Agentur "web.design" hat die Online-Redaktion die HTML-Struktur hinter den Seiten und die damit verknüpften Formatvorlagen, die "Stylesheets", generalüberholt. Das ZIV hat diese neue Struktur in das Content-Managementsystem (CMS) der Universität, Imperia, übernommen, so dass alle Einrichtungen, die Imperia verwenden, das neue Rahmenlayout weitest gehend automatisch übernehmen können. Nach außen sichtbar wird das kaum, lediglich die Schriftdarstellung ändert sich etwas. Weite Teile des zentralen Auftritts sind bereits umgestellt, auch erste Institute haben den Wechsel vollzogen. Spätestens jetzt ist klar im Vorteil, wer für den Webauftritt ein CMS verwendet wie die Katholisch-Theologische und die Rechtswissenschaftliche Fakultät.   

 pw

Die neuen Musterseiten finden sich  unter  www.uni-muenster.de/Rektorat/styleguide. Wer seinen Internetauftritt neu gestalten will, sollte sich vorher an den Online-Redakteur Peter Wichmann,  online-redaktion@uni-muenster.de, wenden. Fragen zu Imperia beantwortet Wolfgang Kaspar im ZIV,  kaspar@uni-muenster.de.