Software-Verteilung leicht gemacht
Die IVV7, die Informationsverarbeitungs-Versorgungseinheit der beiden Theologischen Fakultäten und des Fachbereichs Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, ist wesentlich pragmatischer, als die vorangegangenen Wortungetüme vermuten lassen. Probleme sind dazu da, gelöst zu werden, und Not macht erfinderisch, so das Motto von IVV-Leiter Matthias Goden. Und so verwundert es nicht, dass Goden angesichts knapper finanzieller Ressourcen die Vorzüge lizenzfreier, so genannter Open-Source-Software schätzen gelernt hat.
Das neueste Produkt aus der IVV7 ist "openSAM". SAM steht für "System and Application Management" und so ist openSAM ein web-basiertes System zur automatischen Verteilung und Installation von Software über das Computernetz der Universität. Gleichzeitig kann es von der IVV zur Inventarisierung der Hard- und Software genutzt werden. Es liest die Daten zur Leistungsfähigkeit des jeweiligen Rechners und zu seiner Softwareausstattung aus und ermöglicht so eine wesentlich genauere und vorausschauendere Planung.
In den vergangenen fünf Monaten haben Godens Mitarbeiter Matthias Kortstiege, Oliver Baltz und Holger Hempen openSAM nebenher entwickelt und zur Anwendungsreife gebracht. Jetzt geht es in den Echtbetrieb. Und wenn openSAM diese Generalprobe übersteht, meldet es die IVV – wie schon einige Open Source- Produkte zuvor – zur Zertifizierung an. Mindestens 8000 Euro Lizenzgebühren spart die IVV7 allein durch openSAM, so Goden. So viel hätte es gekostet, wenn sie eine lizenzpflichtige Software von der Stange genommen hätte – etwa das Produkt SMS der Firma Microsoft. Selbst wenn er die Entwicklungskosten abzieht, bleibt ein deutliches Plus, das den angeschlossenen Fachbereichen zugute kommt.
8.000 Euro bei 1.050 Rechnern – wie groß das Einsparpotential für die Nutznießer dieser Entwicklung ist, hängt von der Zahl der verwalteten Rechner ab. Auf Landesebene könnten leicht Millionenbeträge eingespart werden, nennt Goden ein Beispiel. Voraussetzung ist natürlich, dass das Produkt auch einwandfrei funktioniert, dass der Support stimmt, dass es in vorhandene Strukturen eingebettet werden kann und dass es kontinuierlich weiterentwickelt wird.
Genau hier setzen Kritiker von Open-Source-Software an. Sie beklagen den fehlenden Support, fehlende Gewährleistung und hohen internen Anpassungsbedarf nicht-kommerzieller Lösungen. Befürworter hingegen loben, dass eine Open-Source-Community eine große Anwender- und Entwicklergemeinschaft darstelle, die schnelle und wirkungsvolle Hilfe möglich mache. An der Universität Münster sind in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Programmen entstanden, deren Quellcode nicht in irgendwelchen Sicherheitsschränken verwahrt, sondern absichtlich veröffentlicht wurde. OpenUSS des Wirtschaftsinformatik-Lehrstuhls von Prof. Heinz- Lothar Grob gehört dazu, eine Software aus dem Bereich des E-Learning. Oder auch LitW3, ein Literaturverwaltungssystem, das ebenfalls aus dem Hause Goden stammt.
All diese Produkte wurden von CampusSource zertifiziert, einer vom
Innovationsministerium geförderten Open-Source-Initiative, die nach
eigener Darstellung die Forschungs- und Entwicklungsergebnisse des
Landes zur technischen Infrastruktur für den Aufbau und Betrieb
„Virtueller Hochschulen“ einer breiten Nutzung zuführen will.
CampusSource sammelt nicht nur Informationen über Open-Source-Produkte
und zertifiziert sie. Die Initiative betreibt auch ein intensives
Marketing für die Produkte, ist auf allen wichtigen Messen unter dem
Dach des Landes Nordrhein-Westfalen präsent. Die Universität Münster –
vertreten durch Grob – gehört zur wissenschaftlichen Kerngruppe von
CampusSource. Wer hier seine Software veröffentlichen möchte,
unterliegt strengen Qualitätsüberprüfungen und muss bereit sein,
Support zu bieten. Erst wenn openSAM diese Hürde überwunden hat, steht
es auch unter der Adresse www.campussource.de zum Download zur
Verfügung.
pw