Detektivarbeit bei einem tierischen Patienten
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Noch nicht geheilt, aber auf dem Weg der Besserung ist N'Kwango, der Hilfe auch durch die Urologische Ambulanz fand. Foto: saw |
Vor etwa einem Jahr kam das Gorilla-Männchen in den Allwetterzoo nach Münster, um für Nachwuchs im Affenhaus zu sorgen. Die Eingewöhnung lief gut und N’Kwango fühlte sich sichtlich wohl in seiner neuen Heimat. Doch im Februar dieses Jahres entdeckten die Tierpfleger eine besorgniserregende Rotfärbung seines Urins. Zootierarzt Dr. Karl Schaller setzte zunächst Antibiotika ein, die aber leider nicht anschlugen. Besorgt um den Zustand des Gorillas, holte er sich Rat beim Spezialisten Dr. Christoph Weining, Oberarzt der Urologischen Ambulanz. "Die Anatomie des Menschenaffen ist mit der des Menschen durchaus zu vergleichen", so der Humanmediziner. "Für mich, der ich oft und gerne mit meiner Familie den Zoo besuche, war es eine Selbstverständlichkeit und interessante Herausforderung, die Funktion des Beraters zu übernehmen." Und schon stand das Konzept der Kooperation fest. Die notwendigen Instrumente wurden von der Firma Storz gestellt, samt einer Fachfrau, Tierärztin Dr. Reglind Hühn. Des Weiteren beteiligte sich Dr. Guido Stadtbäumer von der Tierärztliche Klinik Telgte an der Untersuchung.
Unter Narkose wurde dem tierischen Patienten Blut abgenommen, es wurden Ultraschall- und Röntgenbilder und eine Blasenspiegelung gemacht. Gelegentlich wachte N’Kwango leicht auf und machte die Behandlung so für alle Beteiligten zu einem Erlebnis. Leider zeigten die Ergebnisse der Untersuchungen, dass es dem Gorilla schlechter ging als zunächst angenommen. Seine Lippen und Schleimhäute waren extrem blass – ein Zeichen für ernsthaften Blutverlust, was von den Laboruntersuchungen bestätigt wurde. Der Grund für die rötliche Färbung des Urins war ein Blutsturz. Die hierauf verordnete Therapie schlug gut an, so dass sich N’Kwango schnell erholte und bald schon keinen dunklen Urin mehr absetzte. "Für den langfristigen Erfolg muss die medikamentöse Therapie noch weiter fortgesetzt werden", erklärt Weining, "aber sein Zustand ist beruhigend stabil." Er besucht N’Kwango auch weiterhin, um sich nach seinem wohl ungewöhnlichsten Patienten zu erkundigen.
Was der Auslöser für die Krankheit war, ist weiter unklar, deshalb bleibt den Pflegern und Dr. Karl Schaller nur die genaue Beobachtung des Tieres. "Es ist wie Detektivarbeit", beschreibt der Zooarzt die Situation. Vielleicht, so fürchtet der Tierarzt, haben Zoobesucher unbedacht Pflanzen ins Gehege geworfen, die für den Gorilla giftig sind.
N’Kwango scheint von der Sorge um ihn nichts mitzubekommen. Der
Gorilla-Mann thront weiter auf seinem Baumstamm und beobachtet seine
Beobachter.
saw