Jahrmarkt der akademischen Eitelkeiten
Die Macintosh-Dateien lassen sich nicht öffnen, die griechischen Schriftzeichen nicht bändigen, der Drucker befleckt den letzten Ausdruck. Höchst unfeierlich geht es zu, wenn eine Festschrift als ehrendes Präsent fertig gestellt werden muss. Die wissenschaftliche Diskussion tritt in den Hintergrund, übrig bleiben nur Papierstau und schlampige Autorenkorrekturen. In Werner Zilligs Roman "Die Festschrift" reduziert sich das akademische Leben auf den Kampf mit Computer, Verleger und menschlichen Eitelkeiten - und das auf höchst amüsante Art und Weise. Jeder Herausgeber wissenschaftlicher Schriften wird sich in den detailgetreu geschilderten Szenen wiederfinden. Die Festschrift wird bei Zillig, der in Münster promovierte und sich bei den germanistischen Linguisten habilitierte, zum "Gleichnis aller Gleichnisse unseres Lebens" - eines Lebens also, das bestimmt ist von absurder Komik.
Zillig siedelt seine Parabel, der ein Sachwortregister mit Begriffen wie "Glück, das - des Nicht-mehr-Priesters" beigegeben ist, bei den Katholischen Theologen an, würzt sie mit reichlich Stoff aus dem Fach, aber weist zugleich darauf hin, dass gilt: "Universität ist überall und die Grenzen zwischen den Fakultäten sind fließend." So ist es leicht, den Verleger Dr. Litter, dem sein Verlag nichts anderes ist als eine Beutelschneide-Anstalt zur billigen Vervielfältigung von Dissertationen wieder zu erkennen, den Geisteswissenschaftler, der es als Adelsprädikat ansieht, nichts von Technik zu verstehen oder den Autor, der im letzten Korrekturengang noch einmal seinen Text vollständig neu überarbeitet. Dabei bleiben die Figuren Zilligs Prototypen, einzig seinen Protagonisten, den Priester Bernhard Selig, der am Ende zum glücklichen Vater und Ehemann mutiert, stattet er mit Individualität und Innenleben aus.
Ein wenig ärgerlich und nicht überzeugend ist der penetrante Verweis des Germanisten Zillig auf andere Autoren wie Umberto Eco, David Lodge oder gar sich selbst. Das wirkt so aufgesetzt, dass man lieber zum Original greifen möchte. Aber das sind kleine Ärgernisse in einem ansonsten gelungenen Roman, der nicht denunziert wie es Bestsellerautor Dietrich Schwanitz in seinem "Campus" und "Zirkel" tat, sondern die menschlichen und akdemischen Schwächen liebevoll ironisiert und so eine ähnlich angenehme Nebenbei-Lektüre wie Lodge darstellt.
Werner Zillig, "Die Festschrift", Tübingen 2004, Verlag Klöpfer und Meyer, 214 Seiten, 19,80 Euro