Stark und mutig wie der Stier

Studierende entwickeln Merchandising für die Uni

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Mal klassisch, mal trendy: Sven Hecker präsentiert die sportive Linie der Uni- Kollektion.
Foto: Nina Reeber   
"In der heißen Phase haben wir Tag und Nacht an unserem Konzept gearbeitet", erzählt der 25-jährige Sven Hecker, der gemeinsam mit Christian Hemmrich den "Unishop Münster" gründete. Mit ihren überzeugenden Ideen gewannen die beiden BWL-Studenten eine Ausschreibung der Universität zum Thema "Merchandising Produkte für die WWU". Nach dem erfolgreichen Abschluss der Lizenzverhandlungen mit der Universität Münster produziert und verkauft die "Hecker und Hemmrich GbR" ab Juni dieses Jahres T-Shirts, Polo-Shirts, Sweatshirts und Caps sowie zahlreiche Accessoires mit dem Logo der Universität.

"Unsere Motivation ist riesig. Wir mussten uns gegen eine starke Konkurrenz durchsetzen", erklärt der erst 24-jährige Christian Hemmrich. Mehrere Firmen hatten ihre Konzepte der Universitätsleitung vorgestellt. Das Budget der beiden Studenten war zwar klein, doch Hecker und Hemmrich hatten einen entscheidenden Vorteil: Sie kannten Münster, die Universität und vor allem die Zielgruppe am besten. Auf die Idee, Merchandising-Produkte für die Uni zu entwerfen, waren die beiden schon vor der Ausschreibung gekommen. Während seines Auslandssemesters in Illinois begann Christian Hemmrich immer mehr über die Geschäftsidee eines Unishops nachzudenken. "In den USA gibt es in jeder Stadt gleich mehrere Läden, die die Produkte der Universität verkaufen. Ich denke, dass auch deutsche Universitäten durch mehr Werbung ihren Sympathiestatus und ihr Image verbessern können", sagt Hemmrich.

Sven Hecker studiert im zehnten Semester BWL mit den Schwerpunkten Unternehmensgründung und -entwicklung sowie Distribution und Handel. Im Studium hat er gelernt, Risiken einzuschätzen und einen gut durchstrukturierten "Business-Plan" zu erstellen. Doch in der Praxis gibt es noch viel dazuzulernen: "Am Anfang mussten wir uns vor allem in Design-Programme einarbeiten und uns im Bereich Textilien viel Wissen und wichtige Kenntnisse selbst aneignen", schildert Sven Hecker. Dieses Jahr wird eine ganze Menge Arbeit auf die beiden Partner zukommen, denn neben ihrer gerade erst gegründeten Firma wollen Hecker und Hemmrich beide in diesem Semester mit ihrer Diplomarbeit beginnen. "Irgendwie müssen wir alles unter einen Hut bekommen. Aber das wird funktionieren. In den letzten Monaten haben wir schließlich bewiesen, dass wir unter Druck am besten arbeiten." Christian Hemmrich, der sich auf Marketing, Finanzierung und Internationales Management während seines Studiums konzentriert, sieht der Zukunft optimistisch entgegen.

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Auf bunte Farben setzt Christain Hemmrich.
Foto: Nina Reeber   
In nur fünf Wochen mussten Sven Hecker und Christian Hemmrich die geforderten Produkte entwerfen. Kleine Accessoires wie Kugelschreiber, Schlüsselanhänger, Tassen und Aufkleber sowie mindestens fünf Textilien sollten für die erste Präsentation hergestellt werden. Die beiden BWL-Studenten steckten besonders viel Arbeit in das Design der Textilien. Um das Rektorat und die Dezernenten der Universitätsverwaltung von ihrem Konzept zu überzeugen, entwarfen sie gleich drei Varianten von T-Shirts: klassisch, ausgefallen und sportlich. In ihrer Produktpalette soll für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Für die erste Konzeptvorstellung im September 2003 wurde jedes Produkt handgemacht. Zwei Monate später waren neben Hecker und Hemmrich nur noch zwei Firmen mit im Rennen. Ihre Konkurrenten lernten die beiden Studenten jedoch nie kennen und so wussten sie auch zu keiner Zeit, was die Mitbewerber an Produkten vorstellten. Nachdem die beiden die erste Runde erfolgreich überstanden hatten, konnten Hecker und Hemmrich ihr mittlerweile überarbeitetes Konzept im Februar 2004 im Rektorat vorstellen. "Die Zeit des Wartens haben wir genutzt und weitere Produkte entwickelt", sagt Sven Hecker. Sogar einen Katalog für die Ausschreibung, um die Produkte ins rechte Licht zu rücken, haben die beiden Jungunternehmer inzwischen produziert. Hierfür organisierten sie ein Fotoshooting: Am Aasee, im Schlossgarten, beim Beach-Volleyball und auf dem Golfplatz entstanden Bilder, die ihre Mode und Produkte präsentieren.

Die Gewerbeanmeldung und die damit verbundene Gründung der GbR verliefen problemlos. Schwierig wurde es für Sven Hecker und Christian Hemmrich erst, als sie einen Bankkredit aufnehmen wollten. Trotz des Lizenzvertrages mit der Universität und eines exakten Geschäftsplans sahen zwei Banken keine Möglichkeit, die beiden Jungunternehmer finanziell zu unterstützen. "Die Volksbank war dann aber sofort überzeugt von unserem Konzept", sagt Hecker. Für solche Probleme, die das Lehrbuch nicht vorsieht, hatten die beiden Studenten zwei Anlaufstellen: Prof. Thomas Ehrmann vom Lehrstuhl für Unternehmensgründung und -entwicklung sowie André Salfeld von der Forschungsstelle für allgemeine und textile Marktwirtschaft (FATM) standen den beiden bei wichtigen Fragen und Problemen immer zur Seite.

Aus der "Hecker und Hemmrich GbR - University merchandising services" soll später eine GmbH werden. "Momentan ist das noch ein Fernziel, da uns das nötige Kapital dafür fehlt" sagt Hemmrich. Mit der Universität wollen Hecker und Hemmrich auch in Zukunft weiter an einem Strang ziehen. Claus Dapper, der Dezernatsleiter für akademische Angelegenheiten und Hochschulentwicklung, ist immer in Kontakt mit den beiden Unishop-Gründern.

Die eigene Firma und das Studium bedeuten für Sven Hecker und Christian Hemmrich nicht selten einen 16-Stunden Tag. "Sicherlich ist es ein langer und schwieriger Weg, denn wir müssen bei Null anfangen", sagt Sven Hecker. Trotz der vielen Arbeit und der kleinen und großen Hindernisse, die am Anfang einer Unternehmensgründung überwunden werden müssen, können sich Hecker und Hemmrich nichts anderes vorstellen, als selbstständig zu arbeiten. "Bei meinen Praktika während des Studiums war mir die Arbeit häufig zu unflexibel", erklärt Christian Hemmrich, für den die Selbstständigkeit eine Herausforderung ist.

In den nächsten Wochen wird die Werbung für ihre Produkte im Mittelpunkt stehen. An den Mensen wie auch auf Partys wollen Hecker und Hemmrich mit einem Aktionsstand auf ihre neue Geschäftsidee aufmerksam machen. "Wir hoffen, dass viele Studenten auf unsere Produkte gewartet haben", so Hecker. Neben den zahlreichen Produkten, den unterschiedlichen Logos und Design-Varianten, haben die beiden außerdem eine weitere Idee realisiert: Der Stier, der in ihren Augen symbolisch für das Münsterland steht und die Charaktereigenschaften Mut und Stärke verkörpert, soll nämlich zum Maskottchen der Uni Münster werden.

Die Produkte der "Hecker und Hemmrich GbR" können ab Anfang Juni sowohl im Internet bestellt als auch im eigenen Shop gekauft werden. Am siebten Juni findet die große Laden-Eröffnung in der Wilhelmstrasse 10 statt. "Lager, Verkauf und Büro können wir so zusammenlegen" sagt Hecker. Bis zur Eröffnung gibt es jedoch noch einiges zu tun und sicher müssen wieder ein paar Nachtschichten eingelegt werden - auch danach hoffen die beiden auf reichlich Arbeit und damit Umsatz.

Die Uniprodukte sind unter www.unishop-muenster.de zu finden.

jr