Übersetzung in die Gegenwart

Katholisch-Theologische Fakultät verleiht Ehrendoktor an den Maler Arnulf Rainer

[Rainer]
"Christusübermalung" von 1984
   
Der bekannte österreichische Maler Prof. Arnulf Rainer wird von der Katholisch-Theologischen Fakultät mit der Würde eines Ehrendoktors ausgezeichnet. Die Fakultät will damit das Lebenswerk eines Künstlers würdigen, "das mit der höchsten Intensität künstlerischer Reflexion christliche Bildentwürfe und eigenständige Malerei in einen - oft konfliktreichen - Widerstreit führt". Rainers Interesse an der christlichen Religion gehe weit über die ikonographischen Themen ihrer Bildtradition hinaus. Es orientiere sich vielmehr an maßgeblichen Bildformen im Christentum, wie etwa Kreuz, Ikone oder Gesicht.

Die Ehrenpromotion findet am 25. Juni um 15 Uhr in der Aula des Schlosses statt. Den Festvortrag hält Prof. Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz. Anschließend wird um 18 Uhr im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte am Domplatz eine Ausstellung eröffnet, die unter dem Titel "Auslöschung und Inkarnation" dem religiösen Erbe im Werk von Arnulf Rainer gewidmet ist. Die Ausstellung, zu der auch ein Katalog erscheint, wird von der Arbeitsstelle für christliche Bildtheorie in Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum vorbereitet. Etwa 50 Werke Rainers werden in thematischen Konstellationen unter zentralen Begriffen wie "Bildbestreitung", "Erinnerung", "Scham", "Befleckung", und "Entäußerung" zusammengeführt. Begleitet wird die Ausstellung ab dem 1. Juli von einer Vortragsreihe mit Referenten aus ganz Deutschland, die jeweils donnerstags um 20 Uhr bis zum 29. Juli im Vortragssaal des Landesmuseums stattfindet.

Arnulf Rainer ist einer der international bekanntesten österreichischen Maler der Nachkriegszeit. Mit seinen "übermalten" Bildern setzte der 1929 in Baden bei Wien geborene Künstler einen völlig neuen Akzent. Insbesondere mit seinen Kreuzbildern und zeichnerisch verfremdeten Totenmasken hat sich der Österreicher international weite Reputation erworben. Mit großer Beharrlichkeit setzt sich sein malerisches Werk, das von Emotionalität und physischer Heftigkeit geprägt ist, mit der Imaginationswelt des Christentums auseinander. Er problematisiert Bildfindungen der Geschichte, übersetzt vertraute, aber fremd gewordene bildliche Vorstellungen auf eigenwillige Weise in die Gegenwart und entwirft anschauliche Korrespondenzen zwischen einem kulturgeschichtlich prägenden Bildrepertoire und einer Kunst auf der Höhe der Zeit, heißt es in der Begründung der Fakultät.

1978 und 1980 vertrat Rainer auf der Biennale in Venedig. 1981 übernahm er eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Ein Höhepunkt in der Würdigung seines Werks, das in vielen großen Museen zu finden ist, war 1993 die Eröffnung des "Arnulf-Rainer-Museums" in New York.

           nf/bn