Fabian Dammermann (Leichtathletik/400-Meter-Staffeln) und Benedict Eggeling (Rudern/Deutschlandachter) (v.l.)
Fabian Dammermann (Leichtathletik/400-Meter-Staffeln) und Benedict Eggeling (Rudern/Deutschlandachter) (v.l.)
© Team Deutschland / Picture Alliance
Blog

Olympia-Blog: Studenten der Universität Münster gehen in Paris an den Start und berichten

Bei den Olympischen Spielen, die derzeit in Paris stattfinden, gehen rund 10.000 Athletinnen und Athleten an den Start – unter ihnen zwei Studenten der Universität Münster. Benedict Eggeling studiert Betriebswissenschaftslehre. Der 25-Jährige geht im Deutschlandachter (Rudern) in Paris aufs Wasser. Politik- und Sportstudent Fabian Dammermann tritt in den 400-Meter-Staffeln (Herren/Mixed) in der Leichtathletik an. Beide werden in den kommenden Wochen ihre Eindrücke aus Paris, dem Olympischen Dorf und den Wettkampfstätten berichten – im Olympia-Blog der Universität Münster.

Fotos

Das Stade de France von außen
Das Stade de France von außen
© Fabian Dammermann
  • Fabian Dammermann auf dem Weg zur Wettkampfstätte
    © Fabian Dammermann
  • Im Stade de France fanden die Wettkämpfe der Leichtathletik statt.
    © Fabian Dammermann

Fabian Dammermann, Montag (12. August):

Natürlich war ich zunächst enttäuscht, als ich erfuhr, dass ich nicht zu den vier Läufern der 4x400-Meter-Staffel zählen würde. Das galt auch für meinen Trainer Anton Siemer. Auf der anderen Seite habe ich mich für uns als Staffel gefreut, denn die vier Läufer haben eine großartige Leistung gezeigt – obwohl wir das Finale trotz unserer besten Zeit seit Jahren nicht erreicht haben. Dafür fehlten lediglich drei hundertstel Sekunden. Ein Staffelteam in der Leichtathletik besteht immer aus fünf bis sechs Athleten, von denen am Ende natürlich nur vier auf der Bahn stehen können. Die anderen Athleten absolvieren wie die nominierten Starter das Aufwärmprogramm, um im Fall der Fälle einzuspringen. In der Regel gibt der Bundestrainer die finale Aufstellung am Tag vor dem Wettkampf bekannt. Für mich blieb halt nur die Rolle des Ersatzmanns. Am Ablauf änderte sich damit aber nicht so viel. Nach dem Frühstück ging es mit der Staffel ins Stadion, und ich habe gemeinsam mit meinen Teamkollegen unser Warmup absolviert. Anstatt auf der Bahn zu sein, habe ich mein Team von der Tribüne aus unterstützt. Ich ziehe dennoch eine positive Bilanz, denn ich habe mich für die harte Arbeit der letzten Jahre mit meiner ersten Olympiateilnahme belohnt. Es war auch ein schönes Erlebnis, dass ich mir mit meiner Familie Paris angeschaut habe. Kurzum: Die Tage in der französischen Hauptstadt und bei Olympia waren großartig!

Benedict Eggeling, Mittwoch (7. August):

Das Finale liegt mittlerweile einige Tage zurück, das Grundgefühl zum Wettkampf hat sich aber nicht verändert: Objektiv betrachtet war aus eigener Kraft keine bessere Platzierung möglich, und wir haben als Team eine gute Leistung gezeigt. Dennoch ist ein vierter Platz im Finale enttäuschend. Wir wissen, dass wir kein optimales Rennen gefahren sind, das zeigt auch der Abstand zu den Medaillenrängen.  

Die meisten Athleten bleiben wie ich noch bis zum Ende der Spiele in Paris. Als Athleten können wir uns pro Tag kostenlos ein Sportevent anschauen. Zudem ist es sehr cool, abends im "Deutschen Haus" (Stade Jean-Bouin) die täglichen Medaillengewinner zu feiern und mit dem Rest des „Teams D“ den Abend zu verbringen.

Nach den Spielen fliege ich in den Urlaub. Unmittelbar danach beginnt die Vorbereitung auf den „Schleswig-Holstein Netz Cup“, der am ersten September-Wochenende stattfindet. Das strukturierte, zentrale Training geht ab Anfang Oktober wieder los, aber ich werde schon ab Mitte August wieder Sport machen, um fit durch den Sommer zu kommen. Vor allem aufs Rennradfahren freue ich mich. Und natürlich soll auch die Uni nicht zu kurz kommen: Ab Ende August werde ich an meiner Promotion weiterarbeiten.

Fotos

Hier wohnen die deutschen Athletinnen und Athleten.
Hier wohnen die deutschen Athletinnen und Athleten.
© Fabian Dammermann
  • Fabian Dammermann mit seinem ersten Kaffee in Paris
    © Fabian Dammermann
  • Blick vom Balkon
    © Fabian Dammermann
  • Blauer Himmel über dem Olympischen Dorf in Paris
    © Fabian Dammermann
  • Die Olympischen Ringe sind ein beliebter Fotospot für Athletinnen und Athleten.
    © Fabian Dammermann

Fabian Dammermann, Dienstag (6. August):

Der vergangene Sonntag war für mich ein spannender Tag, denn nach langem Warten ging es auch für mich nach Paris, und ich durfte mein Zimmer im Olympischen Dorf beziehen. Verglichen mit anderen Meisterschaften war meine Anreise relativ kurz. Ich bin mit der Bahn zum Flughafen Hannover gefahren, von dort aus ging es mit dem Flieger in die französische Hauptstadt. Für die Reise habe ich auch das erste Mal die offizielle Teamkleidung angezogen. Gerade wegen der auffälligen Reisekleidung wurde mein Weg nach Paris bereits zu einem besonderen Erlebnis: Immer wieder wurde ich angesprochen, habe gute Wünsche für die Wettkämpfe mit auf den Weg bekommen und wurde sogar um das eine oder andere Bild gebeten. Über diese positiven Reaktionen habe ich mich sehr gefreut, denn als Leichtathlet ist so viel Aufmerksamkeit nicht alltäglich. In Paris angekommen, ging es per Shuttle weiter ins Olympische Dorf. Trotz des Ausnahmezustands auf den Straßen war ich eine Stunde nach meiner Landung durch die Sicherheitskontrolle und wurde von der Teamleitung in Empfang genommen.

Ich habe mich wochenlang auf die Atmosphäre im Olympischen Dorf gefreut. Jetzt weiß ich: Meine Erwartungen haben sich erfüllt! Es fühlt sich an wie eine kleine Stadt, in der nur Athletinnen und Athleten aus aller Welt leben. Nachdem ich mein Zimmer bezogen hatte, bin ich vor dem Abendessen eine Runde durchs Dorf gelaufen. Und natürlich habe ich auch sofort den Kaffee getestet – er hat mir gut geschmeckt. Nach dem Abendessen mit dem Team und einem kurzen Meeting habe ich mich in unserem Apartment erholt und die vielen Eindrücke des Tages sacken gelassen. Gestern stand nach einem morgendlichen Checkup bei der Physiotherapie am Nachmittag das erste Training auf dem Plan. Bei mir steigt die Spannung und Vorfreude auf unseren Vorlauf am kommenden Freitag (9. August), der um 11.05 Uhr beginnen wird ...

Fabian Dammermann beim Trainingslauf
© privat

Fabian Dammermann, Freitag (2. August):

Jetzt ist bereits eine Woche vergangen, seit in Paris das Feuer entzündet und die Olympischen Spiele eröffnet wurden. Am heutigen Freitag starten im Stade de France im Pariser Stadtteil Saint-Denis die olympischen Leichtathletikwettbewerbe. Anders als viele meiner Teamkameradinnen und -kameraden bin ich noch nicht im Olympischen Dorf, sondern bereite mich nach wie vor in Deutschland auf meinen Start mit der Staffel vor. Die ersten Wettbewerbe in meiner Sportart verfolge ich nur aus der Ferne. Ein komisches Gefühl? Definitiv, aber es ist nichts Neues für mich. Als Mitglied der 4x400-Meter-Staffel bin ich es gewöhnt, bei internationalen Einsätzen Geduld mitbringen zu müssen - so war es beispielsweise auch bei den vergangenen Welt- und Europameisterschaften. In der Leichtathletik finden die Staffelwettbewerbe traditionell an den letzten Wettkampftagen statt. Ähnlich ist es bei den Olympischen Spielen. Mein Vorlauf mit der Staffel steht erst am 9. August, dem vorletzten Wettkampftag, auf dem Programm. Das Finale folgt am 10. August, es ist die letzte Medaillenentscheidung in der Leichtathletik. Für mich geht es also erst los, wenn sich viele andere Athletinnen und Athleten bereits aufs Sightseeing und Anfeuern konzentrieren können. Mein tägliches Training ist genau auf diesen Tag ausgerichtet.

Heute absolviere ich meine letzte intensive Einheit. In der Vorbereitung spielt neben dem Training die Regeneration eine entscheidende Rolle. Die hole ich mir durch weniger Training mit geringeren Umfängen, gute Nachbereitung, ausreichend Schlaf sowie durch eine enge physiotherapeutische Betreuung. Bevor es für mich am Montag endlich nach Paris geht, steht das Kofferpacken auf dem Plan. Die spannendste Frage wird sein, wie viele Paar Schuhe am Ende in meinem Koffer landen. Bei uns Leichtathleten kommt mit Laufschuhen, Wettkampfspikes, Freizeit- und Kraftschuhen sowie den Adiletten das eine oder andere Paar zusammen ...

Das deutsche Boot im Hoffnungslauf (Mitte)
© privat
Fans an der Regattastrecke in Paris
© privat

Benedict Eggeling, Freitag (2. August):

Das Wichtigste vorweg: Wir stehen am Wochenende im Achter-Finale! Der Weg dahin ging über den sogenannten Hoffnungslauf, durch den sich vier von fünf Teams qualifizieren konnten. Das klingt nach einer einfachen Ausgangslage, aber natürlich will man nicht die eine Mannschaft sein, die es nicht schafft. Zudem hatten wir einen kurzfristigen Ausfall: Unser Schlagmann hatte in der Nacht vor dem Rennen mit Übelkeit zu kämpfen und konnte nicht mit uns antreten. Das war eine sehr spezielle Situation, da der Schlagmann im Boot eine wichtige Rolle einnimmt. Er sitzt im Heck, gibt das Schlagtempo und damit auch die taktische Ausrichtung des Rennens vor. Wir sind mit einem Ersatzmann gefahren, der allerdings die Position zwei eingenommen hat. Unsere reguläre Position zwei ist also aufgerückt und als Schlagmann gefahren. Obwohl der Ausfall sehr kurzfristig war, haben wir uns beim Warmmachen auf dem Wasser gut zusammengefunden. Das Rennen verlief deutlich besser als der Vorlauf. Wir führten das Feld bis kurz vor der 1500-Meter-Marke an und sind im Ziel guter Zweiter geworden.

Heute werden wir versuchen, unseren Trainingstag optimal zu nutzen. Im Moment sieht es so aus, dass unser regulärer Schlagmann zurückkommt, das entscheidet sich im Laufe des Tages. Er würde auf die Position zwei gehen, weil wir nicht wieder mehrere Umstellungen machen wollen – es lief ja gut mit unserer Position zwei als Schlagmann. Unser Ziel ist es, um eine Medaille mitzufahren. Die härtesten Konkurrenten sind nach den bisherigen Ergebnissen die USA und Großbritannien. Mit einem optimalen Rennen ist eine Medaille möglich, aber natürlich brauchen wir auch eine Portion Glück. Wer uns zuschauen und auch aus Deutschland anfeuern möchte: Unser Rennen startet am morgigen Samstag (3. August) um 11.10 Uhr - drückt uns gerne die Daumen!

Fotos

Fabian Dammermann im Training
Fabian Dammermann im Training
© Fabian Dammermann
  • Das Vorbereitungs-Camp in Kienbaum
    © Fabian Dammermann
  • Naturidylle in Kienbaum
    © Fabian Dammermann
  • © Fabian Dammermann
  • Rudelgucken im Trainingscamp
    © Fabian Dammermann

Fabian Dammermann, Dienstag (30. Juli):

Die letzten Tage in unserem Vorbereitungs-Camp in Kienbaum, das etwa 60 Kilometer östlich von Berlin liegt, vergingen für mich wie im Flug. Am vergangenen Freitag (26. Juli) stand für mich ein letzter Wettkampf im Einzel an, bevor es in Paris als Staffelteam an den Start geht. Bevor es ins Stadion geht, verläuft ein Wettkampftag eher unspektakulär. Abgesehen von den Mahlzeiten und einem kurzen Spaziergang zum Auflockern am Vormittag verbringe ich die meiste Zeit auf dem Zimmer und sammle meine Kräfte für den entscheidenden Moment. Der Wettkampf am späten Nachmittag hätte für mich kaum besser laufen können. Ich habe mit 45,97 Sekunden meine Saisonbestzeit über 400 Meter erneut gesteigert und mich bis auf drei hundertstel Sekunden meiner persönlichen Bestzeit angenähert. Nach diesem Highlight stand nach der Rückkehr der Teamabend mit der Eröffnungsfeier auf dem (Fernseh-)Programm. Die großartigen Bilder und besonders das olympische Feuer haben meine Vorfreude auf Paris und unsere Wettkämpfe ein weiteres Mal gesteigert. Am Wochenende habe ich neben dem Training und einem Staffelabend im kleinen Kreis viel Zeit damit verbracht, die Wettkämpfe zu verfolgen. Jetzt nehmen die olympischen Spiele richtig Fahrt auf – jetzt kann auch ich es kaum noch abwarten, nach Paris zu fahren. Da unser Vorlauf über 4 x 400-Meter erst am 9. August ansteht, muss ich mich aber noch bis zum 5. August gedulden, bis ich mein Zimmer im Olympischen Dorf beziehen darf. Bis dahin stehen für mich noch einige Trainingseinheiten auf dem Plan, und ich werde am TV mit den Athletinnen und Athleten aus „Team D“, die jetzt schon in Paris am Start sind, mitfiebern.

Der Deutschland-Achter im Rennen: Benedict Eggeling sitzt an der Bootsspitze ganz rechts
© picture alliance

Benedict Eggeling, Montag (29.Juli):

Ich schreibe diese Zeilen nach unserem ersten Wettkampftag. Wenn man sich lange auf ein solch wichtiges Rennen vorbereitet, ist es natürlich frustrierend, wenn es nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hat. Aber sagen wir, wie es ist: Unser Vorlauf-Rennen war nicht gut. Schon bei den ersten Schlägen haben wir gespürt, dass es nicht läuft. Weil den Niederländern und Amerikanern dann auch noch der Start glückte, waren wir direkt unter Druck. Wir treten als Mannschaft nicht so dominant auf, wie beispielsweise die Briten oder die USA. Aus meiner Sicht sind wir in der ersten Rennhälfte etwas über unseren Verhältnissen gefahren. Da sich nur das erste Team direkt für das Finale qualifiziert, müssen wir am Donnerstag um die letzten Plätze für das Finale kämpfen – das ist ärgerlich. Aber man muss auch anerkennen, dass die USA und die Niederlande sehr gute Zeiten gefahren sind. Dass unser Rennen das schnellere von beiden Vorläufen war, ist allerdings nur ein schwacher Trost. Jetzt sind wir zunächst enttäuscht, dass wir nicht das umsetzen konnten, was wir im Training gut und zuletzt auch stabil gezeigt haben. Am Ziel ändert sich jedoch nichts: Wir wollen am kommenden Samstag im Finale mitfahren.

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Verpflegung für die Athleten
Verpflegung für die Athleten
© Benedict Eggeling
  • Die Regatta-Strecke
    © Benedict Eggeling
  • Ausflug zu den Olympischen Ringen
    © Benedict Eggeling

Benedict Eggeling, Mittwoch (24. Juli):

Als Sportler sind wir es gewohnt, immer wieder an neuen Orten zu sein und uns an die dortigen Bedingungen zu akklimatisieren. Das dauert meist einige Tage, so auch hier im Olympischen Dorf. Ich musste die vielen Eindrücke zunächst verarbeiten, habe aber bereits eine gewisse Routine entwickelt und mich gut eingelebt. Wir Achter-Ruderer wohnen im Deutschen Haus gemeinsam in einem Appartement im achten Stock. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist positiv, auch die Atmosphäre im Dorf ist cool. Während der olympischen Wettkämpfe hier zu leben, ist beeindruckend: Es gibt eine Beach-Bar und Lounge an der Seine, eine Dachterrasse auf unserem Hochhaus, von dem man einen guten Überblick über die Stadt bekommt. Man sieht sogar den Eiffelturm. Die Stadt nehmen wir aber eher aus der Ferne wahr. Und selbst im Dorf hat es für mich vorerst nur für einen Spaziergang zu den Olympischen Ringen gereicht – ein beliebter Foto-Spot, an dem viele Athletinnen und Athleten Bilder machen. Das Essen ist übrigens überraschend gut. Es gibt eine große Auswahl, das meiste davon ist gesund und auf Sportler ausgerichtet. Die Betten sind allerdings genau so, wie wir es aus Erzählungen befürchtet hatten: ein paar Kartons übereinandergestapelt, die Matratze gleicht einer Gartenmöbelauflage. Das ist eher spartanisch und gewöhnungsbedürftig, aber man kann darauf schlafen. Sie erfüllen wirklich das Klischee von „Olympia-Pappbetten“.

Das Wassersportstadion und die dortigen Bedingungen kennen wir von einem Trainingslager im vergangenen Jahr. Am ersten Tag hatten wir ein wenig mit dem Wind zu kämpfen, das hat sich zum Glück gelegt. Wir kommen bislang bei den zwei Trainingseinheiten pro Tag auf dem Wasser gut zurecht. Nur der Transfer zum Wettkampfort und zurück nervt. Unser Shuttlebus hatte auf der Autobahn eine Panne – dem war einfach mal der Treibstoff ausgegangen … Und es hat eine Stunde gedauert, bis ein Ersatzbus kam.

Fabian Dammermann, Mittwoch (24.Juli):

Meine olympische Reise begann am vergangenen Sonntag (21. Juli) mit der Ankunft im Olympia-Pre-Camp in Kienbaum bei Berlin. Hier bereite ich mich bis zu unserer Weiterreise nach Paris mit meinen Staffelkollegen (4 x 400 Meter) auf unsere Wettkämpfe im Pariser Olympiastadion vor. Die letzten zweieinhalb Tage in Kienbaum waren für mich eine willkommene Abwechslung zum Trubel der vergangenen Wochen. Auf meine Silbermedaille bei den Deutschen Meisterschaften über 400 Meter folgte eine Woche später die Nominierung für meine ersten Olympischen Spiele.

Die zwei Wochen vor dem Start des Pre-Camps vergingen wie im Flug – mit Einkleidung, Verabschiedung, Presseterminen und natürlich reichlich Training. Im Gegensatz zu diesem straffen Zeitplan sind die Ruhe und Abgeschiedenheit in Kienbaum die perfekte Gelegenheit, mich auf meine Ziele zu fokussieren und die Akkus aufzuladen. Bis es so weit ist, arbeiten wir im Training an den letzten Kleinigkeiten, am Freitag (26. Juli) steht in Berlin ein letzter Testwettkampf auf dem Plan. Neben hochintensiven Tempoläufen, die als 400-Meter-Läufer zum Trainingsalltag gehören, stehen aktuell besonders Staffelwechsel und die Regeneration im Fokus. Unser Olympia-Ziel ist eine Finalplatzierung, wir wollen also unter die besten acht kommen. Dafür möchten wir im Pre-Camp die letzten Puzzleteile zusammenzusetzten. Nach meinem Wettkampf am Freitag werde ich die Eröffnungsfeier mit den anderen Leichtathletinnen und -athleten in Kienbaum gemütlich beim Public Viewing verfolgen.

Fotos

Vorm Einstieg in den ICE von Dortmund nach Köln
Vorm Einstieg in den ICE von Dortmund nach Köln
© Benedict Eggeling
  • Im Eurostar von Köln nach Paris
    © Benedict Eggeling
  • Essen im Eurostar von Köln nach Paris
    © Benedict Eggeling
  • Polizeieskorte zum Shuttle
    © Benedict Eggeling
  • Ein Blick ins Zimmer...
    © Benedict Eggeling
  • ... und der Blick vom Balkon
    © Benedict Eggeling

Benedict Eggeling, Montag (22. Juli)

Noch am Samstag (20. Juli), als das Trainingslager zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele endete, fühlte sich für mich alles gewöhnlich an – als wären die Rennen am 29. Juli sowie am 1. und 3. August normale Wettkämpfe. Ich war nicht aufgeregter als sonst, sondern sehr auf die Vorbereitung konzentriert. Am Anfang werden im Trainingslager große Umfänge trainiert, gegen Ende wird die Dauer verkürzt, die Intensität aber gesteigert. Wir sind im Großen und Ganzen zufrieden damit, wie die Vorbereitung gelaufen ist, auch wenn man sich immer wünscht, noch mehr Zeit zu haben. Am Wochenende galt es kurz runterzufahren, um für das „Abenteuer Olympische Spiele“ unseres Achters bereit zu sein. Am Montag (22. Juli) reisten wir nach Paris – erst mit dem ICE von Dortmund nach Köln und von dort mit dem Eurostar nach Paris. Vom Zug brachte uns eine Polizeieskorte zum Shuttle, mit dem wir ins Olympische Dorf im Pariser Norden fuhren. Jetzt endlich vor Ort zu sein, lässt die Vorfreude deutlich steigen. Zwar sind die Zimmer klein und karg eingerichtet, aber darauf kommt es im Athletendorf, das auf den ersten Blick sehr schön ist, auch nicht an.  Jetzt heißt es erst einmal auspacken und einrichten, damit es morgen mit dem ersten Training losgehen kann. Das Training und die Wettkämpfe finden rund 40 Kilometer östlich von Paris im Wassersportstadion Vaires-sur-Marne statt.