Besetzte Stadt, Befallene Stadt
Paul van Ostaijens Poesie und die Krisen von heute
Der flämische Dichter Paul van Ostaijen (1896-1928) war ein Expressionist, dessen Werk sich den Einflüssen des Dadaismus und des frühen Surrealismus öffnete. In seiner Heimat ist er längst ein Klassiker, hierzulande muss er neu entdeckt werden. Nach dem Ersten Weltkrieg lebte Paul van Ostaijen in Berlin. Er schrieb dort den Gedichtband Bezette Stad (Besetzte Stadt), der den ganzen Formenreichtum der Avantgarden entfaltet und die Geschichte eines jungen Mannes aus Antwerpen erzählt, den es in eine Welt verschlagen hat, die durch die Auswirkungen des Krieges tief in der Krise steckt. Anlässlich des 125. Geburtstages von Paul van Ostaijen und der Coronakrise untersuchten die flämisch-niederländische Organisation deBuren und die Paul van Ostaijen-Gesellschaft in dem Projekt Besmette Stad (Befallene Stadt) die Parallelen zwischen der Krise, in der sich die Welt nach dem Ersten Weltkrieg befand, und den Krisen, denen wir uns heutzutage ausgesetzt sehen. Im Mittelpunkt des Abends steht „Der Rückzug“ („De aftocht“), das letzte Gedicht aus Besetzte Stadt, in dem Paul van Ostaijen von Berlin aus auf die Befreiung Antwerpens am Ende des Krieges zurückblickt. Hundert Jahre später reagieren flämische, niederländische, deutsche und österreichische Künstler- und Dichter:innen auf diesen Rückzug, in Bild, Sprache und Musik.
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