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    Dezember 1906: Der Oberpräsident der Provinz Westfalen erinnert den Kultusminister an den Antrag, der Universität den Namen Wilhelms II. zu verleihen.

    Schreiben des Oberpräsidenten der Provinz Westfalen an das Kultusministerium vom 16. Dezember 1906 (Auszug)

    Quellennachweis: GStA PK, I. HA Rep. 76 Kultusministerium, Va Sekt. 13 Tit. I Nr. 2 Bd. 2, Blatt 316

    Quelle

    Dieses offizielle Schreiben richtete Eberhard von der Recke von der Horst, in Personalunion Oberpräsident der Provinz Westfalen und Kurator der Universität Münster, an den Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten (im Folgenden der Lesbarkeit halber als Kultusminister bezeichnet), Conrad von Studt. Es befindet sich im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin.

    Transkription

    "Der Oberpräsident der Provinz Westfalen
    Münster, den 14. Dezember 1906
    Betrifft die Benennung der hiesigen Universität.
    Ohne Erlass.

    An den Herrn Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten in Berlin W 64

    Nachdem bekannt geworden, dass im nächsten Jahre in der Provinz Westfalen Kaisermanöver stattfinden werden, und somit begründete Aussicht vorhanden ist, dass des Kaisers und Königs Majestät aus diesem Anlasse Vorschläge zu Allerhöchsten Gnadenbeweisen für die Provinz und ihre Bewohner entgegenzunehmen geruhen werden, gestatte ich mir die Wünsche zu erneuten Vortrage zu bringen, welche gelegentlich Verhandlungen über die Erweiterung der vormaligen hiesigen Akademie durch eine rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät und ihrer Erhebung zur Universität von seiten des Akademischen Senates, der städtischen Korporationen von Münster und des Westfälischen Provinzialverbandes geäussert worden sind, dahin gehend, dass Seiner Majestät dem Kaiser und Könige die ehrfurchtsvolle Bitte unterbreitet werden möge, der neuen Universität Allerhöchstseinen Namen zu verleihen.
    Darüber, dass diese Wünsche im gleichen, ja verstärken Masse fortbestehen, kann irgend welcher Zweifel nicht obwalten. Sollte ihnen stattgegeben werden, so würde dies nicht allein dem gesamten Lehrkörper der Universität ebenso wie der Studentenschaft zur grössten Freude und Genugtuung gereichen, sondern es würden insbesondere auch die Stadt Münster und der Provinzialverband in solchem landesväterlichen Huldbeweise eine Anerkennung ihrer für die weitere Ausgestaltung der Universität zu Zwecken des medizinischen Unterrichts aufneue bestätigten Opferwilligkeit erblicken.
    [...]
    In meinem Bericht vom 6. Juni 1902 – No. 2376. II. – habe ich mir erlaubt darauf hinzuweisen, dass die meisten deutschen Universitäten nach altem Brauche den Namen ihres Stifters tragen, und zur geneigten Erwägung zu stellen, ob für die hiesige Universität sich nicht vielleicht die Wahl des Namens „Westfälische Wilhelms-Universität“ empfehlen möchte. Ich glaube aus den damals geltend gemachten Gesichtspunkten diesen Vorschlag auch jetzt noch aufrecht halten zu dürfen.
    Hiernach erbitte ich Euerer Exzellenz geneigte Verwendung bei Seiner Majestät dem Kaiser und Könige zu gunsten des verberegten, auf die Verleihung des Allerhöchsten Namens an die Universität Münster sich richtenden untertänigsten Gesuches.
    Das hochrangige, warme Interesse, welches der erhabene Monarch der Förderung der Wissenschaft auf allen ihren Gebieten von jeher zugewendet hat, lässt mich hoffen, dass Allerhöchstderselbe dieses Gesuch als erwünschten und willkommenen Anlass betrachten werde, um der künftig aufstrebenden Westfälischen Hochschule durch Bewilligung des Vorrechtes, fortan den Herrschernamen tragen zu dürfen, die Kaiserliche Huld und Gnade zu bezeugen.

    Der Universitäts-Kurator
    von der Recke"

    Kommentar

    Der Oberpräsident entspricht der 1902 von Althoff an Lehmann kommunizierte Empfehlung, das Namensgesuch zu wiederholen, wenn der Kaiser die Provinz Westfalen besuche: Er wiederholt das Namensgesuch mit Verweis auf das Kaisermanöver, das für August 1907 in Münster angekündigt wurde. In diesem Schreiben betont er zudem die positive Entwicklung der Universität und die gestiegenen Studentenzahlen.

    Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass von der Recke zwar auf Stifter von Universitäten hinweist, es sich bei Wilhelm II. jedoch nicht um den Stifter der Universität Münster handelt. Die Stiftung einer Universität würde auch die Bereitstellung finanzieller Mittel für die Gründung diese bedeuten, was in Münster nicht der Fall war – die Mittel für die Erhebung trugen Stadt, Provinz und Provinizalverband.

    Dieses Gesuch des Oberpräsidenten wurde, so zeigen Eingangsstempel und Vermerke, im Kultusministerium registriert, es bliebt jedoch unbeantwortet.

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    Juli 1907: Der Oberpräsident der Provinz Westfalen erinnert den neuen Kultusminister nochmals an den Antrag der Universität.

    Schreiben des Oberpräsidenten der Provinz Westfalen an den preußischen Kultusminister (Auszug) vom 9. Juli 1907

    Quellennachweis: GStA PK, I. HA Rep. 76 Kultusministerium, Va Sekt. 13 Tit. I Nr. 2 Bd. 2, Blatt 325

    Quelle

    Dieses offizielle Schreiben richtete Eberhard von der Recke von der Horst, in Personalunion Oberpräsident der Provinz Westfalen und Kurator der Universität Münster, an den Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten (im Folgenden der Lesbarkeit halber als Kultusminister bezeichnet), Ludwig Holle. Es befindet sich im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin.

    Transkription

    "Der Oberpräsident der Provinz Westfalen
    Münster, den 9. Juli 1907
    Betrifft die Benennung der hiesigen Universität.
    Ohne Erlass.

    An den Herrn Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten in Berlin W 64

    An Euerer Excellenz Herrn Amtsvorgänger habe ich unter dem 14. Dezember v. Js. – Nr. 7506. II – einen Bericht erstattet, in welchem die Bitte ausgesprochen war, dass die diesjährigen Kaisermanöver zum Anlass genommen werden möchten, um bei seiner Majestät dem Kaiser und Könige als besonderen Gnadenbeweis für die Universität Münster die Verleihung des Allerhöchsten Namens in Anregung zu bringen.
    Ich darf daran erinnern, dass über diese Frage bereits im Jahre 1902 bei Gelegenheit der erhebung der hiesigen früheren Akademie zur Universität verhandelt worden ist und dass Euere Exzellenz in Ihrer damaligen Stellung als Landeshauptmann der Provinz Westfalen der Angelegenheit ein lebhaftes Interesse zugewendet haben.
    Mit des diesseitigen Bericht vom 6. Juni 1902 – nr. 2376. II – ist das Gesuch des Akademischen Senats um Verleihung des Kaiserlichen namens für die Neue Universität zur Vorlage gebracht worden; auch enthält dieser Bericht den Wortlaut des in gleichem Sinne von dem Magistrat und der Stadtverordneten-Versammlung der Stadt Münster gefassten Beschlusses. Den bezüglichen Antrag des Provinzialausschusses vom 9. Juli 1902 habe ich mit Bericht vom 20. Juli 1902 – nr. 3560.II – eingereicht.
    Darüber, ob der obengedachte erneute Antrag an Allerhöchster Stelle zum Vortrage gelangt und Aussicht auf die Bewilligung der für die Universität erbetenen Auszeichnung vorhanden ist, befinde ich mich in Unkenntnis. Für den Fall, dass das Gesuch um den in Frage stehenden Allerhöchsten Huldbeweis von Erfolg sein sollte, würde es aber einiger Vorbereitungen bedürfen, damit bei Anwesenheit Seiner Majestät Allerhöchstdemselben der Dank der Universität in geziemender Weise zum Ausdruck gebracht werden kann.
    Euere Excellenz gestatte ich mir deshalb zu bitten, mir wenn tunlich eine Mitteilung über die Sachlage geneigtest zukommen zu wollen.

    Der Universitäts-Kurator
    von der Recke"

    Kommentar

    Am 24. Juni 1907 ergab sich eine personelle Veränderung, die sich für die Namensgebung der Universität in Münster als sehr günstig erweisen sollte: Ludwig Holle, 1900 bis 1905 Landeshauptmann des Provinzialverbandes, wurde der neue Kultusminister. Diese Entwicklung wusste von der Recke für sich zu nutzen: Er schickte am 9. Juli des Jahres zwei Schreiben nach Berlin, ein offizielles in seiner Funktion als Oberpräsident der Provinz Westfalen und ein weiteres, das weniger offiziell erscheint und handschriftlich verfasst wurde. Das handschriftliche Dokument ist allerdings in Teilen schwer zu transkribieren und kann daher nur in Kombination mit dem offiziellen Brief an Holle bewertet werden.

    In beiden Schreiben bezieht sich von der Recke auf seinen Brief aus dem Dezember 1906, in dem handschriftlich verfassten Dokument verweist er darauf, dass er keine Antwort erhalten habe, er könne nur annehmen, dieser Brief sei „dort nicht eingegangen“ – ein Ignorieren seines Schreibens wäre ein Affront. Er geht in dem inoffiziellen Schreiben sogar noch weiter und weist mit Nachdruck auf Zusicherungen bzgl. des Universitätsnamens hin, die ihm der vorherige Kultusminister von Studt sowie der Finanzminister – seiner Aussage nach – gegeben haben.
    Vor allem aber erinnert er Ludwig Holle daran, er habe sich 1902 als Provinzialhauptmann des Provinzialverbandes für eine Benennung der Universität nach Kaiser Wilhelm II. ausgesprochen und ein entsprechendes Gesuch an das Ministerium in Berlin gesendet. Eine Antwort auf den Brief findet sich in den Akten nicht, allerdings belegen die weiteren Schriftstücke in der Akte, dass sich der Kultusminister für die Anliegen der Vertreter Münsters einsetze und dem Namensgesuch im August entsprochen wurde.

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    22. August 1907: Wilhelm II. unterzeichnet die Kabinettsordre und gestattet der Universität Münster, den Namen "Westfälische Wilhelms-Universität" zu tragen.

    Kabinettordre vom 22. August 1907

    Quellennachweis: Universitätsarchiv Münster, Bestand 4, Nr. 2441.

    Transkription

    "Nachdem ich durch Meinen Erlaß vom 1. Juli 1902 bestimmt habe, daß die The=
    ologische und Philosophische Akademie zu Münster mit Rücksicht auf die Be=
    gründung einer rechts= und staatswissenschaftlichen Fakultät in die Reihe der
    Universitäten eintritt und demgemäß auch die Bezeichnung Universität führt,
    will Ich dieser Universität in Anerkennung ihrer bisherigen erfolgreichen Wirk=
    samkeit den Namen „Westfälische Wilhelms=Universität zu Münster“
    beilegen in dem Vertrauen, daß sie sich dieser Auszeichnung dauern wür=
    dig erweisen wird.
    Wilhelmshöhe, den 22. August 1907.
     
    Wilhelm R.
    Holle
    An den Minister der geistlichen p. Angelegenheiten"

    Kommentar

    Mit dieser Kabinettordre aus dem Jahr 1907 gestattet Wilhelm II. der Universität Münster, seinen Namen zu führen und sich fortan „Westfälische Wilhelms-Universität zu Münster“ zu nennen.

    Das Kürzel „R.“ unter der Signatur ist die traditionell latinisierte Abkürzung für König (Rex).

    Die Notiz „Holle“ am rechten Rand der Ordre wurde später hinzugefügt. Damit wird der weitere Dienstweg sichtbar, den die Orde genommen hat: Dr. Ludwig Holle war von 1907 bis 1909 preußischer Minister für geistliche-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, also auch für die preußischen Universitäten zuständig. Die weitere Bearbeitung der Namensangelegenheit fiel daher in sein Ressort.

    Anläßlich des Kaisermanövers 1907 hielt sich Wilhelm II. vom 29. August bis zum 1. September 1907 in Münster auf. Am Tag seiner Ankunft überreichte Kultusminister Holle die Kabinettsordre im Rahmen eines Festakts dem Rektor der Universität und besichtigte anschließend, so berichtete der Münstersche Anzeiger am Folgetag, die neu errichtete Bibliothek sowie die neuen medizinischen Institute in der umgebauten Kürassierkaserne.

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    29. August 1907: Wilhelm II. ist bei der Verleihung des Universitätsnamens nicht anwesend.

    Brief des Kultusministers Ludwig Holle an den Kurator der Universität (Auszug), 25. August 1907

    Quellennachweis: GStA PK, I. HA Rep. 76 Kultusministerium, Va Sekt. 13 Tit. I Nr. 2 Bd. 3, Blatt 6.

    Quelle

    Das Schreiben ist „An den Herrn Universitäts-Kurator zu Münster (Westf.)“ adressiert, also an Eberhard von der Recke von der Horst, der in Personalunion Kurator der Universität Münster und Oberpräsident der Provinz Westfalen ist. Unterzeichnet ist der Brief mit einem „H“, dem Kürzel des seit dem 24. Juni 1907 amtierenden Kultusministers in Berlin, Ludwig Holle. Das Dokument liegt im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin und ergänzt die Bestände des Universitätsarchivs Münster zur Namensverleihung.

    Transkription

    "[...] Der Herr Chef des Geheimen Civil-Cabinetts hat mir zugleich mitgeteilt, daß Seine Majestät die Verkündung dieses Gnadenbeweises an die Vertreter der Universität und Stadt am Vormittage des 29. d. Mts., an welchem Tage Seine Majestät in Münster einzutreffen, zu (unleserlich)... geruht haben und mir das weitere in dieser Angelegenheit überlassen wollen. Da ich nun aus dem für die Anwesenheit der Allerhöchsten Herrschaften in der Provinz Westfalen aufgestellten Programm zu meinem Bedauern ersehe, daß Eure Excellunz am 29. d. Mts. Vormittags zum Empfang Seiner Majestät in Bielefeld sein werden und somit nicht in der Lage sind, die feierliche Verkündung dieses für die Universität Minister so bedeutsamen Kaiserlichen Gnadenaktes vorzunehmen, will ich Euer Excellenz sehr gefälligen Anregung folgend selbst nach Münster kommen und die Allerhöchste Order der Universität zu übergeben. Mit Rücksicht hierauf ersuche ich Eure Excellenz ganz ergebenst den Lehrkörper der Universität sowie die Vertreter der Stadt zu einer Festsitzung in die Aula am Donnerstag, den 29. d. Mts, Vorm. 11 Uhr einladen zu wollen. [...]"

    Kommentar

    Die Mitteilung des Kultusministers ist auf dem 25. August, also auf vier Tage vor der Ankunft des Kaisers, datiert. Der Ablauf für den Besuch Wilhelms II. ist bereits festgelegt und es ist der Mitteilung des Ministers nach nicht mehr möglich, den Festakt der Namensverleihung unter Anwesenheit des Kaisers durchzuführen. Zum Zeitpunkt der Verleihung enthüllte dieser ein Denkmal für seinen Großvater in Bielefeld und traf erst am Nachmittag in Münster ein, weshalb er von Kultusminister Holle vertreten wurde. Dieser merkte in seinem Schreiben an, die Vertreter von Universität und Stadt könnten dem Kaiser ihren Dank während des Civilempfanges am Schloss aussprechen.

    Der Bürgermeister der Stadt richtete seinen Dank für die Benennung der Universität während dessen Begrüßung in der Stadt an den Kaiser, was aus den zahlreichen Presseberichten über das Wochenende hervorging. Der Kaiser entgegnete dem Dank des Bürgermeisters, ging jedoch nicht auf die Benennung der Universität Münster ein. Erwähnungen der Universität durch den Kaiser oder ein Besuch der Universität lassen sich in den vorliegenden Quellen nicht nachweisen.
    Der Brief des Kultusministers zeigt die Kurzfristigkeit der Entscheidung, die Universität nach Kaiser Wilhelm II. zu benennen, da entsprechende Feierlichkeiten ursprünglich nicht vorgesehen waren.