Juliane Weßling
Warum hast du dich für den Bachelorstudiengang Niederlande-Deutschland-Studien entschieden?
Ich fand die niederländische Sprache schon immer sehr spannend, traute mich aber damals nicht, „nur“ die Sprache alleine zu studieren. Die Kombination aus Niederländisch und anderen Fächern hingegen, wie Politik oder Kommunikation, wie sie in den Niederlande-Deutschland-Studien zu finden ist, sprach mich dann direkt an. Deshalb besuchte ich das Haus der Niederlande am Hochschultag im Herbst 2013, vor meinem Abitur, um mich eingehender über den Studiengang zu informieren. Nach einem positiven ersten Eindruck habe ich dann einen Tag lang in Absprache mit Markus Wilp probeweise die Veranstaltungen der Erstsemester besucht, und anschließend wusste ich: Das will ich studieren!
Was waren die wichtigsten/schönsten Erfahrungen, die du während deines Bachelorstudiums gemacht hast?
Die Dozenten am Haus der Niederlande kennen ihre Studierenden persönlich. Dies ist meiner Meinung nach ein wichtiges Merkmal des Studiengangs – es gibt keine Anonymität oder Massenveranstaltungen, wie zum Beispiel bei Studiengängen wie BWL. Ich fühlte mich immer gut betreut und wusste, an wen ich bestimmte Fragen richten konnte. Neben den vielseitigen Kenntnissen, die man in Themengebieten wie Kommunikationswissenschaft, Politik oder Geschichte im Studium erworben hat, war mein Auslandssemester in Nijmegen eine sehr wichtige und auch schöne Erfahrung für mich. So konnte ich die beiden unterschiedlichen Hochschulsysteme kennenlernen. Viele meiner Kommilitonen fanden die Anforderungen im Auslandssemester wesentlich anspruchsvoller als in Münster. Ich aber habe mich dort, wahrscheinlich auch durch den Abstand zum gewohnten Umfeld in Münster, sehr stark auf das Studium fokussieren können und dies als sehr angenehm wahrgenommen. Wir wurden durch die „Faculteit der Letteren“ an der Radboud Universiteit sehr gut betreut. Ich fühlte mich dort wie eine vollwertige Studierende und nicht wie eine „Erasmus-Kurzzeitbesucherin“, sodass es gut zu schaffen war und man an seinen Aufgaben wachsen konnte. Das Studium in den Niederlanden hat mir bei meiner persönlichen Weiterentwicklung und auch beim Selbstmanagement sehr geholfen und wird mir immer als positiver Aspekt meines Studiums in Erinnerung bleiben. Zudem war es eine tolle Erfahrung, dass ich über meinen Studiengang am „Zomercursus Nederlands“ der „Nederlandse Taalunie“ teilnehmen konnte und zwei tolle Wochen mit einem spannenden, abwechslungsreichen Programm rund um die niederländische Sprache und Kultur und Niederländisch-Studierenden aus aller Welt (u. a. aus Japan, Südafrika, Polen, Russland) in Gent/Belgien verbringen durfte.
In welchem Jahr hast du deinen Abschluss gemacht?
Im Jahr 2017 habe ich meinen Bachelor absolviert.
Welchen Weg hast du nach deinem Bachelorabschluss eingeschlagen?
Ich hatte das große Glück, noch vor Abgabe meiner Bachelorarbeit eine Zusage als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Osnabrück am Standort Lingen im deutsch-niederländischen Interreg-Projekt „Cross Border Talent“ zu erhalten. Mit „Cross Border Talent“ wird talentierten Studierenden der Hochschule Osnabrück, FH Münster und Saxion Hogeschool die Möglichkeit geboten, ihre Bachelor- oder Masterarbeit in kleinen und mittelständischen Unternehmen des jeweiligen Nachbarlandes zu schreiben und dort anschließend über ein sechsmonatiges Traineeship in den Beruf zu starten.
Nach Ablauf der Projektlaufzeit im deutsch-niederländischen Interreg-Projekt „Cross Border Talent“ im Januar 2020 hatte ich das Glück, an der Hochschule Osnabrück, Campus Lingen bleiben zu können. Im Februar 2020 bin ich dann ins International Faculty Office des Campus gewechselt. Dort bin ich für die Internationalisierung der Studiengänge der Fakultät Management, Kultur und Technik verantwortlich.
Gemeinsam mit den Kolleg*innen in Lingen und den internationalen Partnerhochschulen der Fakultät entwickele ich Konzepte und Möglichkeiten, um die Studiengänge in Lingen noch internationaler zu gestalten. Dazu zählt zum Beispiel die Initiierung und Durchführung internationaler Kurzzeitprogramme wie „Blended Intensive Programmes“ oder „Winter Schools“, aber auch die Ansprache neuer potenzieller Partnerhochschulen der Fakultät und das Ausloten von Gemeinsamkeiten, um durch internationale Zusammenarbeit einen Mehrwert für die Fakultät und ihre Studierenden zu schaffen.
Seit Mai 2021 bin ich zusätzlich mit einem weiteren Stellenanteil als Studiengangskoordinatorin für Internationales im Studiengang „Pflege dual“ am Campus in Osnabrück beschäftigt. Hier koordiniere ich die Auslandseinsätze der Osnabrücker Pflegestudierenden, welche für ein Praxisprojekt ins Ausland gehen können, empfange internationale Studierende für Praktika in Gesundheitseinrichtungen in Osnabrück und koordiniere das internationale Netzwerk an Hochschulen und Institutionen im Gesundheitswesen, welches zum Studiengang gehört.
Ich bin mehr oder weniger zufällig an diese Stelle geraten und habe Sie als „Quereinsteigerin“ als Vertretung begonnen, zuvor hatte ich auch noch keine näheren Berührungspunkte mit dem Gesundheitswesen. Ich konnte mich dort aber sehr gut einfinden und erlebe diese Stelle als interessante und spannende Ergänzung zu meinen Tätigkeiten in Lingen, da sie noch näher an den Studierenden angesiedelt ist und Einblicke in andere Branchen gibt – mittlerweile habe ich diesen Stellenanteil auch fest übernehmen dürfen.
Zudem konnte ich im Mai 2022 auch endlich mein Masterstudium der „Interdisziplinären Niederlandistik“ abschließen, welches ich seit 2019 noch parallel zu meiner Berufstätigkeit in Münster studiert hatte.
Ich bin sehr froh darüber, zwei interessante internationale Positionen an zwei Standorten der Hochschule Osnabrück, eingebettet in tolle Kollegien, bekleiden zu dürfen. Auch wenn meine Tätigkeiten nun international breiter gestreut und nicht mehr primär auf die Niederlande ausgerichtet sind, habe ich in meiner Arbeit noch regelmäßig Bezugspunkte zu den Niederlanden und Belgien und kann meine Kenntnisse aus dem Studium nach wie vor anwenden.
Hast du noch einen persönlichen Ratschlag für die Studierenden und Absolventen dieses Faches?
Ich glaube, dass es als Absolvent*in der Niederlande-Deutschland-Studien wichtig ist, gut erklären zu können, welche Kenntnisse man im Studium konkret erworben hat, da Arbeitgeber dieses Studienfach eventuell nicht kennen. Zudem gibt es nur sehr wenige Stellen, bei denen genau nach „Leuten wie uns“ gesucht wird – auch die Tatsache, dass ich sofort eine studiengangsbezogene Beschäftigung gefunden habe, ist meiner Meinung nach ein wahrer Glückstreffer. Hier sollte man stets offen sein und sich in einem breiteren Umfeld auch auf Stellen bewerben, welche vielleicht auf den ersten Blick nicht so passend erscheinen. Wer sich allerdings für die Niederlande interessiert und interdisziplinär Kenntnisse in mehreren Fachgebieten erwerben möchte, für den sind die Niederlande-Deutschland-Studien der richtige Studiengang. Gerade während des Studiums entwickelt man häufig noch bestimmte Schwerpunktinteressen, auf die man sich dann in der Folge konzentrieren kann (z. B. ein kommunikationswissenschaftliches Masterstudium).