Unbeachtete Elemente der Aufrüstung

Bernhard Sicken

Infrastruktur und Logistik des Heeres 1933/34-1939

Der Bereich der militärischen Logistik- und Infrastruktur, der sekundäre Militärsektor, der die Versorgungsstrukturen in der Heimat und nicht an der Front oder im Feld sicherstellte, wurde von der wissenschaftlichen Forschung bisher kaum in den Blick genommen.
Als ausgewiesener Militärhistoriker konstatiert der Autor dieses Beitrages: „Die Historiographie hat lange Zeit der materiellen Seite des Unterhalts von Streitkräften wenig Aufmerksamkeit geschenkt und somit jene strukturellen Voraussetzungen unterschätzt, die seit dem Übergang zum stehenden Heer und dessen quantitativem Ausbau zum vorwiegend Infanterie, Kavallerie und Artillerie umfassenden Kriegsinstrument mehr als zuvor an Bedeutung gewannen.“
Neben den Aspekten Bewaffnung und Ausrüstung erhielten die Bereiche Versorgung und Bevorratung notwendigerweise eine erhöhte Aufmerksamkeit. Die Situation der Infrastruktur und Logistik des Heeres der 1930er Jahre ist die Folge einer Entwicklung, die der Autor ausführlich und fundiert bis ins Kaiserreich zurückverfolgt: „Im Kaiserreich, das der angedeuteten Entwicklung auf längere Sicht Konturen gab, stieg die Personalstärke der Landstreitmacht von rund 423.000 Mann im Jahr 1875 auf gut 792.000 Mann im Jahr 1913.“
Der personal- und materialintensive Ausbau der Streitkräfte ließ die Anforderungen an die Infrastruktur enorm steigen. Der Verfasser geht detailliert auf die Funktionen der Wehrkreisverwaltungen und die Abgrenzungen und Zuständigkeiten der Wehrkreise ein. Hinzu kommt die militärisch-industrielle Rüstungskooperation, die Mitte der 20er Jahre fest verankert war. Für die 30er Jahre ist das Schlagwort „Wehrwirtschaft“ zu nennen. Die Wehrwirtschaft führte zu bedeutsamen organisatorischen Änderungen innerhalb der Wehrmacht.

Startseite