In Münster gab es während des Zweiten Weltkrieges zwei Heeresverpflegungsanlagen, ein Heeresverpflegungshauptamt in Coerde und ein Heeresverpflegungsamt in der Schillerstraße in der Nähe des Münsteraner Stadthafens mit Anschluss an den Dortmund-Ems-Kanal. Während es sich bei dem Heeresverpflegungshauptamt um von der Wehrmacht nach einheitlichen Bauplänen gegen Ende der 30er Jahre errichtete sog. Reichstypenspeicher (auch Reichseinheitsspeicher) handelte, bestanden die Gebäude des Heeresverpflegungsamtes in der Schillerstraße aus von der Wehrmacht zunächst angemieteten und später beschlagnahmten Räumlichkeiten der Bischof-Hermann-Stiftung. Die Stiftung besaß auf ihrem Areal einen sog. großen Saal, der zum angrenzenden Kettelerhaus gehörte. Diesen neugotischen Saal aus dem Jahr 1893 nutzte die Wehrmacht für die Einlagerung von Getreide. Einträge aus dem „Protokollbuch des Vorstandes der bischöflichen Hermann-Stiftung“ verdeutlichen die Abfolge von der ersten Sicherstellung des Saales im Jahr 1939 durch die Heeresverwaltung bis zu seiner Zerstörung durch Bombeneinwirkungen im Jahr 1943.
Der Aufsatz befasst sich vornehmlich mit der regionalgeschichtlichen Entstehung der Heeresverpflegungsämter in Münster. Ihre Funktion wird anschaulich und mithilfe zahlreicher Zeitzeugenberichte geschildert. Luftaufnahmen und zahlreiche Fotos unterstützen die detaillierten Ausführungen zur Baugeschichte und Baubeschreibung beider Verpflegungsanlagen.