Die Speicherstadt als Denkmal

Joseph Lammers

Konversionsflächen mit einem Gebäudebestand wie z.B. Kasernen, Kraftfahrzeug-, Flugzeug- und Lagerhallen sowie Verwaltungsgebäuden stellen für die Denkmalpflege immer eine besondere Herausforderung dar. Bei einer Konversion handelt es sich um die zivile Umnutzung vormals militärisch genutzter Flächen und Gebäude. Diese Areale mit ihren Immobilien müssen nicht nur auf ihre weitere Nutzbarkeit und Qualität, sondern auch hinsichtlich ihrer Wertigkeit und architektonischen Bedeutung überprüft werden. Neben dem allgemeinen Erhaltungszustand und der architektonischen Besonderheit ist daneben die Abwägung der historischen Aussage des Gebäudeensembles wesentlich. Die Denkmalpflege hat die nicht leichte Aufgabe, die ehemals militärisch genutzten Anlagen historisch und kunsthistorisch einzuordnen und zu begutachten, wobei die Debatte um den Umgang mit der während der Zeit des Nationalsozialismus entstandenen Architektur derzeit noch nicht abgeschlossen und auch nicht eindeutig zu bewerten ist.
Der Autor, von 1983 bis 2008 Konservator am LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen, beleuchtet die seit Jahrzehnten in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit erfolgte Diskussion über die denkmalpflegerische Auseinandersetzung mit Gebäuden aus der NS-Zeit im Allgemeinen und die 1998 erfolgte Unterschutzstellung der heutigen Speicherstadt Münster im Besonderen. Einerseits wird dadurch ihre militärhistorische Bedeutung als ehemaliges Heeresverpflegungshauptamt der Wehrmacht (1939-1945) und als Winterbourne-Barracks (1945-1994) akzentuiert, andererseits unterstreicht dieser Vorgang auch die architekturhistorische Bedeutung der Speichergebäude als seinerzeit reichszentral entwickelte und einheitlich ausgeführte sog. Reichstypenspeicher.

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