Aktuelles aus dem Institut für Slavistik
Save the date
22. Januar 2025, 20 Uhr, Schlosstheater Münster (Kartenverkauf an der Abendkasse)
Filmvorführung von The Dimitriev Affair: „Yuri Dmitriev ist Historiker und sucht in den Wäldern Russlands nach unmarkierten Gräbern der Opfer von Stalins „Großem Terror" von 1937. Ohne offizielle Hilfe rettet er ihre Erinnerung vor dem Vergessen und kämpft gegen die staatliche Auslöschung der Geschichte.“ (filmstarts.de)
Regie: Jessica Groter. Niederlande 2023. Russisch mit englischen Untertiteln (OmU).
24. Februar 2025, Zwei Veranstaltungen zum dritten Jahrestag der russländischen Vollinvasion in die Ukraine
17:00 Vorführung des Dokumentarfilms In the Rearview (Skąd dokąd, 2023, R: Maciek Hamela, PL), OmU
„Formal konzentriert und zugleich ergreifend beschäftigt sich der Film mit den Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Ein polnischer Kleinbus bahnt sich einen Weg durch die zerstörten und gesperrten Straßen der Ukraine. Am Steuer sitzt Regisseur Maciek Hamela, der als Freiwilliger Menschen aufnimmt, die vor den Kriegshandlungen in den Westen fliehen. Seine Kamera ist zumeist auf die Rückbank gerichtet, wo die Fliehenden Zeugnis ablegen von dem, was sie erlebt und zurückgelassen haben. Das Auto wird zu einem fragilen und temporären Zufluchtsort. Zu einer Zone der Offenheit und Solidarität.“ (Quelle: Filmfest Hamburg)
20:00 Chronik des eigenen Atems. Lesung zum anhaltenden Krieg in der Ukraine (Sonderveranstaltung des Theatertreffs Münster):
Es sollte ein weiterer Gedichtband werden, schreibt Serhij Zhadan, über die östliche Landschaft im Winter, den nahenden Schnee, die Stimmen in der Luft, die Weinberge, die Stadt am Horizont, die sich mit Lärm und Licht füllt. Doch am 24. Februar 2022, mit der großangelegten Invasion, brach die Zeit, verstummte die Poesie. Erst Monate später kehrte die Sprache zurück: „Zeit neue Gedichte zu schreiben / Bei den alten weint niemand mehr.“
Anlässlich des anhaltenden Krieges liest das Schauspielensemble aus Serhij Zhadans neuem Gedichtband Chonik des eigenen Atems – 50 und 1 Gedicht auf Deutsch und Ukrainisch vor.
Gastvorlesung
Professor Dr. Klaus Gestwa (Tübingen):
Die Ukraine auf dem Weg zu sich selbst und nach Europa. Von der Perestrojka bis heute
Klaus Gestwa ist Professor für Osteuropäische Geschichte und Direktor des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde der Eberhard Karls Universität Tübingen. Über die Hintergründe, den Verlauf und die Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat er sich mit zahlreichenBeiträgen (Interviews, Videos, Zeitschriftenartikel und Vorträge) immer wieder auch an eine breite Öffentlichkeit gewendet, um gleichermaßen vehement und fundiert zu informieren und in den deutschen Debatten kursierende Falschbehauptungen sowie Narrative der russischen Propaganda zu identifizieren. Von der Universität Tübingen wurde er 2024 mit dem Preis für Wissenschaftskommunikation ausgezeichnet. Die Jury würdigte den unermüdlichen Einsatz, mit dem er sein umfangreiches Wissen über Geschichte, Gesellschaft und Politik Osteuropas in den vergangenen Jahren genutzt habe, um die deutsche Öffentlichkeit über die Ursachen des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland aufzuklären und dabei weit verbreiteten Annahmen und Irrtümern entgegenzutreten. Dabei habe er Mut bewiesen und sei auch öffentlichem Streit und Anfeindungen nicht aus dem Weg gegangen.
In seinem Beitrag widmet Klaus Gestwa sich der jüngeren Geschichte der Ukraine. Indem er dabei Zeitgeschichte und Zeitgeschehen miteinander verschränkt, präsentiert er eine Problemgeschichte der Gegenwart. Die Gastvorlesung findet im Rahmen eines von Elena Glökler (Institut für Slavistik der Universität Münster) geleiteten Seminars der Allgemeinen Studien statt. Sie richtet sich an Hörer*innen aller Fachbereiche und eine interessierte Öffentlichkeit! Herzliche Einladung!
Filmvorführung
The Dmitriev Affair
In den Wäldern Kareliens sucht der Historiker Yuri Dmitriev nach Massengräbern aus der Zeit des „Großen Terrors". 1997 entdeckt er in Sandarmoch ein Massengrab mit 9500 Leichen, die heimlich hingerichtet wurden. Ein weiteres Massengrab mit 1000 Leichen untersuchte er im Sommer 1998 in einem Waldgebiet bei Petrosawodsk. Yuri Dmitriev, der "Archäologe des Terrors", deckt die vergrabenen Wahrheiten auf, welche die derzeitigen russischen Behörden verzweifelt auslöschen wollen. Das gefällt den russischen Machthabern nicht. Mit einer erfundenen Anklage wird er verhaftet und 2021 zu 15 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Juri Dmitriev, Leiter des karelischen Zweigs der inzwischen aufgelösten Menschenrechtsorganisation Memorial, wurde für seine Arbeit vielfach aus-gezeichnet. Der Film begleitet Dmitriev und seine Familie aus nächster Nähe. Er zeichnet ein schockierendes Bild der Art und Weise, wie der russische Staat die eigene Geschichte umschreibt und seine Bürgerinnen menschenverachtend behandelt.
Prof. Ricarda Vulpius wird in die Arbeit von Memorial einführen. Am Ende der Vorführung findet ein Film-gespräch mit Alexej Gusev, ehemaliger Nawalny-Mitstreiter, und Valentin Peschanskyi, Institut für Slavistik, statt.
Neuerscheinung: Valentin Peschanskyi - Die tote Frau als Ikone. Zur Verbindung von Tod, Weiblichkeit und (Heiligen-)Bild bei Fedor Dostoevskij, Vasilij Perov, Ivan Turgenev und Evgenij Bauėr.
Abstract: Die zum Reflexionsbild erstarrte Frauenleiche ist ein zentrales Motiv der europäischen Kunst, das sein russisches Kulturspezifikum durch die Verbindung mit der orthodoxen Ikone erhält. Die Studie untersucht die Transformationen lebendiger Frauenfiguren zu toten Bildkörpern und geht deren Funktions- und Bedeutungsvielfalt nach. Die hier betrachteten (Bewegt-)Bilder und Texte stellen den weiblichen Leichnam als (Heiligen-)Bild in vielschichtige ästhetisch produktive Spannungsfelder: zwischen Kult und Kunst, Dies- und Jenseits, Form und Zerfall, Ethik und Ästhetik. Insofern sie dabei auch das Verhältnis von Russland und (West-)Europa sowie zwischen Tradition und sich anbahnender Moderne verhandeln, problematisieren die Werke virulente Fragen der Zeit, Umbrüche und Krisen sowohl ästhetisch-poetologischer als auch religiöser, philosophischer, medialer, ethischer und sozialer Natur.
Neuerscheinung
Marie-Sofia Trautmann, Verena Meyer, Rasmus Hahn:
Zehn Jahre Krieg: Ukrainische Tagebücher und Aufzeichnungen und der Einfluss des Kriegsgeschehens
In: Schnittstelle Germanistik. Forum für Deutsche Sprache, Literatur und Kultur des mittleren und östlichen Europas. Jahrgang 4, Ausgabe 1 (2024). Sondernummer zum Themenschwerpunkt Die Ukraine. Am Schnittpunkt europäischer Traditionen, hg. von Amy-Diana Colin und Steffen Höhne. S. 259-275.
Online können Sie hier auf die Ausgabe zugreifen.
Sechs Fragen an... Jun.-Prof. Dr. Christina Clasmeier
Seit November 2022 hat Jun.-Prof. Dr. Christina Clasmeier die Juniorprofessur für Slavistische Sprachwissenschaft mit Schwerpunkt Translationswissenschaft am Institut für Slavistik inne. In den "Sechs Fragen an..." stellt sie ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte vor und verrät ihre Tipps für ein erfolgreiches Studium.
RUMS im Interview mit Valentin Peschanskyi anlässlich des ersten Jahrestages des russländischen Angriffskriegs auf die Ukraine
Der aktuelle RUMS-Newsletter vom 24.02.2023 enthält ein Interview mit Valentin Peschanskyi, Akademischer Rat am Institut für Slavistik, anlässlich des ersten Jahrestages des umfassenden Angriffs Russlands auf die Ukraine.
Neuerscheinung: Central and Eastern European Literary Theory and the West
Wir möchten Sie auf die Erscheinung des Handbuchs zur Central and Eastern European Literary Theory and the West aufmerksam machen, das von Michał Mrugalski , Schamma Schahadat und Irina Wutsdorff herausgegen wurde. Das Handbuch ist vollständig im Open Access zugänglich.
Zum Inhalt
Literary theory flourished in Central and Eastern Europe throughout the twentieth century, but its relation to Western literary scholarship is complex. This book sheds light on the entangled histories of exchange and influence both within the region known as Central and Eastern Europe, and between the region and the West. The exchange of ideas between scholars in the East and West was facilitated by both personal and institutional relations, both official and informal encounters. For the longest time, however, intellectual exchange was thwarted by political tensions that led to large parts of Central and Eastern Europe being isolated from the West. A few literary theories nevertheless made it into Western scholarly discourses via exiled scholars. Some of these scholars, such as Mikhail Bakhtin, become widely known in the West and their thought was transposed onto new, Western cultural contexts; others, such as Ol’ga Freidenberg, were barely noticed outside of Russian and Poland. This volume draws attention to the schools, circles, and concepts that shaped the development of theory in Central and Eastern Europe as well as the histoire croisée – the history of translations, transformations, and migrations – that conditioned its relationship with the West.
Krieg in der Ukraine: Informationen, Dokumente und Unterstützungsmöglichkeiten
Ukrainistik in der Bibliothek für Slavistik
Die Bibliothek des Instituts für Slavistik verfügt über eine umfangreiche Sammlung zur Ukrainistik: Belletristik ukrainischer Autor:innen, darunter vielfach auch Gegenwartsliteratur in Übersetzung, außerdem Werke zu Kultur und Geschichte der Ukraine. Zahlreiche Medien zu diesen Themen finden Sie im Bibliotheksraum 202 (Signaturen Af, Cf-Zf) sowie unter anderen Signaturen im gesamten Bibliotheksbestand (z.B. KH/KL 9990…). Diese Sammlung wird kontinuierlich erweitert. Eine Auswahl an Gegenwartsliteratur in Übersetzung finden Sie in einem eigens eingerichteten Regal im Bibliothekseingangsbereich:
- Juri Andruchowytsch: Moskoviada (Signatur: KH/KL 7420 M896D)
- Juri Andruchowytsch: Zwölf Ringe (Signatur: KH/KL 7420 Z98D)
- Stanislaw Assejew: In Isolation (Signatur: KH/KL 9999 A844 I35D)
- Yevgenia Belorusets: Glückliche Fälle (Signatur: KH/KL 9999 B452 G567D)
- Tanja Maljartschuk: Blauwal der Erinnerung (Signatur: KH/KL 9999 M251 B645D)
- Oksana Sabuschko: Museum der vergessenen Geheimnisse (Signatur: KH/KL 9990 Z12 M986D)
- Sofija Yablonska: Der Charme von Marokko (Signatur: KH/KL 9990 J11 C482D)
- Serhij Zhadan: Antenne (Signatur: KH/KL 9990 Z17 A627D)
- Serhij Zhadan: Internat (Signatur: KH/KL 9990 Z17 I61D(2))
- uvm.
Stellungnahme zur völkerrechtswidrigen Aggression Russlands gegenüber der Ukraine
Wir sind zutiefst entsetzt und betroffen angesichts der völkerrechtswidrigen Aggression Russlands gegenüber der Ukraine und verurteilen diese aufs Schärfste.
Als Mitglied des Osteuropa-Kollegs NRW teilen wir dessen Stellungnahme.
Stellungnahme des Osteuropa-Kollegs NRW
Die Mitglieder des Osteuropa-Kollegs NRW verurteilen auf Schärfste den von der russischen Führung unter Präsident Putin angezettelten Krieg gegen die Ukraine, dessen Ziel ist, die territorialen Grenzen in Europa mit militärischer Gewalt zu verschieben. Nach dem Bruch des Völkerrechts und der verbrecherischen Krim-Annexion sowie der faktischen Besetzung von Teilen der Ostukraine im Jahr 2014, sind die Machthaber im Kreml jetzt erneut dabei, den souveränen Staat Ukraine anzugreifen. Verfangen in ihrer rückwärtsgewandten Utopie der neoimperialen Revanche bringen die Kremlherrscher dem ukrainischen Volk wieder Leid und Tod. Sie bringen auch die Menschen in Russland, die in Frieden mit den Nachbarvölkern leben möchten, um ihre Zukunft.
Das Osteuropa-Kolleg NRW setzt sich von seiner Gründung an für einen gleichberechtigten und friedlichen Dialog aller Völker Osteuropas in Kultur und Wissenschaft ein. Wir weisen die angeblich historischen Argumente des Kreml, mit denen der heutigen Ukraine das Recht auf eigenen Staatlichkeit abgesprochen wird, als Lüge und Geschichtsklitterung zurück.
Wir in NRW, besonders in der Stadt Bochum, die seit Jahrzehnten die Partnerstadt von Donezk ist, fühlen eine tiefe Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine und fordern Russland auf, jegliche militärische Gewalt gegenüber dem souveränen Staat Ukraine zu unterlassen. Wir stehen für eine friedliche und demokratische Entwicklung in Osteuropa ein und unterstützen alle Maßnahmen der europäischen Politik, den Frieden in dieser Region wiederherzustellen.