Daniel Arjomand-Zoike
Subproject A01: Who Owns a Text? – Law and Literature in Disagreement on Censorship
Supervision: Prof. Fabian Wittreck and Prof. Eric Achermann
Thesis submitted in November 2022, currently unter review.
Subproject A01: Who Owns a Text? – Law and Literature in Disagreement on Censorship
Supervision: Prof. Fabian Wittreck and Prof. Eric Achermann
Thesis submitted in November 2022, currently unter review.
Gerichte überprüfen literarische Werke auf etwaige Verletzungen des allgemeinen Persönlichkeitsrechts. Dieses kann in eine Spannungslage mit der Kunstfreiheit geraten. In "Mephisto" und "Esra" entwickelte das Bundesverfassungsgericht erstmals dogmatische Figuren zum Umgang mit dieser grundrechtlichen Spannungslage. Diese dogmatischen Figuren greifen Begriffe ("Abbild", "Urbild", "Fiktion[alisierung]") auf, deren Ursprünge in literaturwissenschaftlichen Diskursen liegen. Die Begriffe werden in juristischer Sprache neu besetzt. Für mein Projekt ist von zentralem Interesse, diese begriffsbesetzende Machtausübung durch die Übersetzung literaturwissenschaftlicher Fachbegriffe zu beschreiben. Die Arbeit soll bisherige blinde Flecken auf der Mikroebene gerichtlicher Rechtsprechung und Dogmenbildung aufzeigen. So werden Begriffe aus ihrem ursprünglichen Bedeutungsnetz herausgerissen und in eine anderes Begriffsnetz eingepflanzt. Gerichte setzen so übersetzte und damit neu besetzte Begriffe im juristischen Diskurs um. Diese Begriffsbesetzung wird im Feld der ursprünglich literaturwissenschaftlichen Begriffe nicht reflektiert. Eine Reflexionshilfe könnte durch die Übersetzungshilfe im Bezug auf Begriffsverwendungen durch literaturwissenschaftliche Sachverständige bei Gerichtsverfahren geleistet werden.
Subproject A01: Who Owns a Text? – Law and Literature in Disagreement on Censorship
Supervision: Prof. Dr. Eric Achermann and Prof. Dr. Thomas Gutmann
Thesis submitted in August 2022.
Den Ausgangspunkt des Dissertationsprojekts stellt das intrikate Verhältnis zwischen allgemeinem Persönlichkeitsrecht und Kunstfreiheit dar, genauer: die Frage nach der Möglichkeit von Persönlichkeitsrechtsverletzung durch literarische-fiktionale Texte. Denn nicht nur die Rechtsprechung zeigt – zuletzt prominent beim Romanverbot von Maxim Billers Esra – eine beachtliche Unsicherheit und nicht selten eine argumentative Widersprüchlichkeit im Umgang mit fiktionalen Werken. Bei näherer Betrachtung erweist sich das Konzept ,Fiktionalität‘ jedoch selbst schon als konturarm, und zwar unabhängig davon, ob dieses vonseiten der Rechtspraxis/-wissenschaft oder aber vonseiten der Literaturwissenschaft diskutiert wird. Aus diesem Grund untersucht das Projekt die Leistungsfähigkeit fiktionstheoretischer Überlegungen und ihrer referenztheoretischen Implikationen, um die Frage zu beantworten, ob und inwiefern fiktionale Texte tatsächlich Persönlichkeit verletzen können. Dies setzt die Erörterung einiger zentraler Fragen voraus: Welchem fiktionstheoretischen Ansatz soll der Vorzug gegeben werden? Aus welchen Gründen kann ein bestimmtes Fiktionsverständnis Geltung beanspruchen? Welche Fiktionalitätskonzepte werden im gegenwärtigen Forschungsdiskurs favorisiert?
Subproject B01: Literary Forms of European Legal Culture in Poland, Russia and Ukraine
Supervision: Prof. Dr. Alfred Sproede
Thesis will be submitted in May 2023.
1864 fand im Russischen Reich eine umfassende Justizreform statt, in deren Rahmen das öffentliche Gerichtsverfahren sowie die Institution des Geschworenengerichts eingeführt wurden. Der Beruf des professionellen Anwalts etablierte sich und eine neue Textsorte entstand: die Verteidigungsrede. Russische Juristen dieser Zeit konnten auf keine eigene Tradition des Plädoyers zurückgreifen, aber die starke literarische Tradition der Epoche übte einen Einfluss auf ihre Tätigkeit aus: Nicht selten trat nun in künstlerisch anspruchsvollen Verteidigungsreden die Narration an die Stelle der Argumentation. Das Dissertationsprojekt untersucht an ausgewählten Verteidigungsreden aus der Zeit von 1864 bis 1917, wie die literarische Narration, womit das ästhetisierte Erzählen unter Anwendung von typisch literarischen Techniken und Verfahren gemeint ist, von Anwälten im juristischen Zweck eingesetzt wurde. Nicht zuletzt wird dabei die rhetorische Wirkung der Literarizität auf die Geschworenen diskutiert, wie auch die Anwendung unterschiedlicher erzählerischer Strategien bei verschiedenen Deliktarten und Beweislagen. Auch die Beziehungen zwischen zeitgenössischen literarischen Texten und den im Fokus stehenden Gerichtsreden werden analysiert.
Subproject B04: Enactments of Authority: Rhetorical Strategies in Jewish and Islamic Legal Texts
Supervision: Prof. Dr. Norbert Oberauer and Prof. Dr. Syrinx von Hees
Diese Studie befasst sich mit der diskurslinguistischen Dimension, präziser, mit dem Zusammenspiel von Inhalt, Form und Wirkung von Fatwas, den Gutachten islamischer Gelehrter zu islamrechtlichen und ritualgesetzlichen Angelegenheiten, des 20. Jahrhunderts. Anhand ausgewählter Beispiele wird untersucht, wie sich der vielschichtige Diskurs um Autorität und Legitimierung im Lichte traditioneller normativer Rechtsschul- und Gelehrtenhierarchien und umfassender moderner Entwicklungen in den Fatwa-Texten eines Reformers im Vergleich zu denen eines strikt traditionsgebundenen Muftis niederschlägt. Damit zusammen hängt die wesentliche Frage, wie Muftis der Moderne ihre Fatwas strukturieren, wie sie argumentieren und mit welchen rhetorischen Strategien sie ihre Positionen stärken, um ihre Gutachten zu legitimieren und ihren Fatwas Autorität zu verleihen. Einen wichtigen Aspekt stellt dabei die Nutzung der periodischen Printmedien dar, als innovative Plattform zur Veröffentlichung von Fatwas. Diese Plattform erweitert die Reichweite der einzelnen Fatwas und erhöht ihr Wirkungspotenzial, verlangt zugleich aber auch nach einer einem immer größer werdenden Publikum gerecht werdenden sprachlichen Darstellung. Im Fokus der Analyse steht eben diese sprachliche Darstellung und stehen demnach die Texte selbst.
Subproject C04: Show-Trials. Dramatizing the Law as Social Practice
Supervision: Prof. Dr. Stefan Arnold, LL.M.
Gegenstand dieser Dissertation ist die Inszenierung von Gerichtsverfahren. Der Vorgang der Rechtsfindung vollzieht sich in Deutschland wie in vielen anderen Ländern öffentlich. Am Verfahren nicht beteiligte Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, das Geschehen im Verhandlungssaal zu verfolgen. Die Prozesse, die sie dort beobachten können, sind als Drama ausgestaltet und von symbolischen und rituellen Elementen durchdrungen. In einem ersten Schritt soll versucht werden durch eine Analyse der gerichtlichen Inszenierungspraktiken Erkenntnisse über die Funktion des Öffentlichkeitsgrundsatzes zu gewinnen. Anschließend soll ermittelt werden, welche Anforderungen sich aus verfassungsrechtlichen Grundprinzipien für die Ausgestaltung der Gerichtsöffentlichkeit ergeben. Vor dem Hintergrund möglicher negativer Auswirkungen der Gerichtsöffentlichkeit auf das Verfahren und die an ihm beteiligten Menschen erfolgt schließlich eine kritische Auseinandersetzung mit Vorschlägen, die auf eine mediale Erweiterung der Gerichtsöffentlichkeit abzielen.
Subproject C01: Rhetoric. Law and Reasoning in Law and Literature
Supervision: Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf and Prof. Dr. Stefan Arnold, LL.M.
Die geplante Arbeit beschäftigt sich mit der Rhetorik des literarischen Streits im 18. Jahrhundert. Im Fokus stehen Texte von Johann Christoph Gottsched, Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger, Gotthold Ephraim Lessing und Friedrich Schiller. Zugrunde liegt der Arbeit ein weites Verständnis von Rhetorik als Kunst des Überzeugens, was die Annahme verschiedener, historisch sowie kulturell variabler, 'Rhetoriken' einschließt. Untersucht werden insbesondere die Geltungsbegründungen der verschiedenen Streitparteien, wobei die Arbeit hier einen besonderen Schwerpunkt auf den Gebrauch juristischer Metaphorik legt. Sie fragt grundlegend nach zweierlei: Einerseits danach, ob und wie der Begriff der Geltung für die Literaturwissenschaft operationalisierbar gemacht werden kann, andererseits inwiefern die Literatur im 18. Jahrhundert auf Rechtsbegriffe und -strukturen zurückgreift, um ihre eigene Geltung, das heißt insbesondere ihre Normativität, zu begründen.
Subproject C03: Literature as Property between Law and Culture
Supervision: Prof. Dr. Peter Schneck and Prof. Dr. Oliver Lepsius
Until Congress passed the first International Copyright Act in 1891, some described the US as a 'pirate nation'–no federal copyright protection existed for foreign works, which were reprinted domestically without an author's consent or financial compensation. German migrant, author and publicist Francis Lieber (1798-1872) was a prominent voice among those who rejected the federal stance on international copyright and lobbied for comprehensive protection of 'literary property'. This project carves out Lieber's standpoints concerning 'literary property' as well as national and international copyright through a systematic integrative analysis of his literary oeuvre. Lieber’s works are examined within a transnational context to discern the reception and synthesis of foreign viewpoints and to ascertain the origins of a decidedly transnational conceptualization of 'literary property'. Thus, the project offers a fresh perspective on the prevalence of natural rights and authors’ rights tendencies in the United States and generates a deeper understanding of the transnational influences that shaped the literary and legal discourse of the time.
Subproject A02: Literature and the Market
Supervision: Dr. Caroline Kögler and Prof. Dr. Corinna Norrick-Rühl
'Books are different', the UK Restrictive Practices Court ruled in 1962, sanctioning re-sale price maintenance as the exemption to a burgeoning system of free-market economy. The complex relationship between the economic drive of the literary marketplace and its products’ claim to artistic autonomy from any outer interference has led to perpetual debates about whether or not books and publishing should be protected from market forces, unlike other goods. My doctoral project explores how select works of literature reflect on how the anglophone literary marketplace materialises in laws and regulations. By extrapolating the main lines of legal arguments as they transition into literature, I argue that, not only is the literary marketplace extraordinarily resilient, but literature also reveals, in its involvement with its own modes of production or supposed destruction, a new creative drive.
Subproject C04: Show-Trials. Dramatizing the Law as Social Practice
Supervision: Dr. Kerstin Wilhelms
Seit mit der Selbstenttarnung des sogenannten "Nationalsozialistischen Untergrunds" im November 2011 die Existenz einer über ein Jahrzehnt lang unentdeckt gebliebenen rechtsextremen Terrorzelle bekannt geworden ist, haben sich die Theaterschaffenden in der Bundesrepublik in einer Vielzahl verschiedener Produktionen parallel zum realen Strafverfahren mit dem "NSU"-Komplex auseinandergesetzt. Die Inszenierungen bringen Recht auf die Bühne des Theaters, simulieren mögliche oder alternative Verläufe des Prozesses im Modus der Fiktion und befragen dessen Ergebnisse und Konsequenzen. Ziel dieser Studie ist es daher, in einer praxeologisch informierten Aufführungsanalyse von Inszenierungen des "NSU"-Prozesses zu untersuchen, wie Recht als Dimension des Politischen verhandelt wird, indem es Recht als Ergebnis menschlicher Handlungen und Verhandlungsgröße zur Schau stellt. Das Projekt zielt damit zugleich darauf ab, das Politische der Inszenierungen herauszuarbeiten und das Theater in seinem Verhältnis zum Recht zu befragen.
Subproject A03: The Law of Experiential Psychology. Pitaval as Literature of Social Milieu and the Law Court between 1750 and 1850
Supervision: Prof. Dr. Eric Achermann
Der französische Anwalt und Literat François Gayot de Pitaval publizierte im Zeitraum von 1734 bis 1743 juristische Fallgeschichten unter dem Titel Causes célèbres et intéressantes avec les jugements qui les ont decidées. Eine sehr erfolgreiche französischsprachige Neubearbeitung verdrängte bald nach Gayots Tod fast das Original und wurde zur Grundlage der meisten deutschen Übersetzungen. Die Dissertation stellt die Frage, wie in diesen Textausgaben Recht vergegenständlicht wird. Um diese Frage zu klären, werden ausgewählte Texte der causes célèbres auf ihren Aufbau und ihre narrative Strategie hin untersucht; auch der Adressatenkreis wird in den Blick genommen. Im Mittelpunkt stehen die ursprünglichen causes célèbres von Gayot die Pitaval, an ihnen lässt sich auch herausgearbeiten, wie zentral das Parlement de Paris und Gayots Selbstverständnis als Anwalt am Parlement für diese Texte ist.
Subproject A02: Literature and the Market
Supervision: Prof. Dr. Petra Pohlmann
Thesis submitted in November 2021 and published in May 2022.
Im Anschluss an das kritische Sondergutachten 80 der Monopolkommission aus dem Jahr 2018 zur deutschen Buchpreisbindung untersucht die Dissertation unter Berücksichtigung der historischen Verwurzelung des Themas und des Argumentationstopos für und gegen eine Preisbindung von Büchern, welche legitimen Schutzziele das BuchPrG eigentlich verfolgt, wenn der Zweck des Gesetzes nach § 1 S. 1 BuchPrG der "Schutz des Kulturgutes Buch" sein soll. In dem Zusammenhang beleuchtet sie den Schutzgegenstand des Gesetzes: Was ist ein Buch im Sinne des BuchPrG und warum? Die Dissertation überprüft die Geeignetheit des BuchPrG als Schutzinstrument. Sie betrachtet die ökonomischen Wirkungen einer vertikalen Preisbindung für Bücher und bezieht diese auf die erarbeiteten Schutzziele. Sie zeigt Alternativkonzepte und Gestaltungsoptionen zur Buchpreisbindung anhand eines Ländervergleichs mit Norwegen, Frankreich und Kanada auf und beurteilt auf diesem Wege die Erforderlichkeit des Gesetzes. Im Ergebnis hält die Dissertation die deutsche Buchpreisbindung für legitimiert: Der eigentliche Zweck des Buchpreisbindungsgesetzes liegt, so die Erkenntnis, in dem Schutz des öffentlichen Kommunikationsraums vor einer Vermachtung und einer Majorisierung von Meinungen. Das Gesetz entspricht damit den verfassungsrechtlichen Zielen der Kommunikationsfreiheiten und der freiheitlich demokratischen Grundordnung.
Subproject A02: Literature and the Market
Supervision: Prof. Dr. Corinna Norrick-Rühl
Miaïna Razakamanantsoa's research explores the different stakes at play when exoticism is mobilized in the publishing of translated literature. It analyzes the various shapes exoticism may take in the paratexts of literary translations and sheds light on how the use of exoticism, as a publishing and marketing practice, is delineated by the legal, economic, and social framework of the book industry. This project considers the publishing of four literary works translated into English and published in the United States between 2010 and 2018. It analyzes the paratexts of the original and translated editions of these works (e.g., design, title, blurb) and situates them within the structures of the publishing industry. Considering aspects like publishing laws (e.g., copyright, libels, false advertising) and other processes inherent to the industry (e.g., curation, rationalization, publisher’s network), it explores how exoticization behaves as a publishing practice. Ultimately, Razakamanantsoa's research discusses the dynamics involved in the global circulation of literature.
Subproject C02: Literature as Equity in British Cultural History
Supervision: Prof. Dr. Klaus Stierstorfer
Percy Bysshe Shelley closes his Defence of Poetry (1821) with the famous line "Poets are the unacknowledged legislators of the world." The history of this trope of the poet as legislator goes back to Cicero and Quintilian’s rhetorical handbooks as well as Horace’s Ars poetica (ca. 10 BCE). It first enters English literature in various early modern apologies for poetry. In the eighteenth century, Alexander Pope, Oliver Goldsmith and Samuel Johnson amongst others employ the trope and it reaches the height of its popularity during Romanticism.
Building on a history of the trope, I want to examine how authors used it as a means of self-stylization. An important dimension to this self-stylization is the negotiation of who is permitted to claim the title of poet-legislator. Famous examples of the trope are limited exclusively to the oeuvre of male writers. I intend to explore whether there are lesser-known texts, notably including texts by women, that employ variants of the trope or critically engage with it.
Subproject C01: Rhetoric. Law and Reasoning in Law and Literature
Supervision: Prof. Dr. Stefan Arnold, L.L.M.
Das Dissertationsprojekt untersucht die Rhetorik von Gerichtsentscheidungen des Europäischen Gerichtshofs, des österreichischen Verfassungsgerichtshofs und des deutschen Bundesverfassungsgerichts im Diskursfeld des Grundrechtsschutzes im europäischen Mehrebenensystem, um damit den Zusammenhang zwischen Persuasion und Institutionenakzeptanz aufzuzeigen. Der Untersuchung liegt die Prämisse zugrunde, dass Gerichte ein grundlegendes Interesse daran haben, mit ihren Entscheidungsbegründungen zu überzeugen. Auf dieser Grundlage wird die These überprüft, ob die Überzeugungskraft einer gerichtlichen Entscheidungsbegründung auch von einer (gelungen) rhetorischen Gestaltung abhängt. Im methodologischen Teil werden bislang in der Rechtsrhetorik noch unbeachtete Konzepte der Literatur- und Rhetoriktheorie konstruktiv für die rechtsrhetorische Methode fruchtbar gemacht. Die rhetorische Textanalyse umfasst die Untersuchung von argumentatio, dispositio und elocutio, erfasst und deutet also u.a. verwendete Topoi, Enthymeme und Stilmittel. Die hierdurch gefundenen Ergebnisse werden anhand rechtstheoretischer Einsichten reflektiert.
Subproject A02: Literature and the Market
Supervision: Prof. Dr. Gernot Sieg
Thesis will be submitted in May 2023.
Literature becomes, when traded as a commodity on book markets, an apt research object for economics. Based on the research questions of project area A, the role of (industrial) economics in its interdisciplinary relation to 'law' and 'literature' on the science level is first examined more generally. Furthermore, two specific ‘materialities’ of literature are focused: the (special) feature of books as experience goods and the time allocated to book reading. The experience-good character can mostly explain the sales success of eco-thriller "Der neunte Arm des Oktopus" (2020) by German CEO and brand-name author Dirk Rossmann during COVID-19, illustrating the unequal footing that books (can) have upon entry into the market. Finally, the dissertation empirically investigates differences in the (net) opportunity cost of reading with intrinsic as opposed to extrinsic motivations. Since the elasticity of demand for books are linked to the opportunity cost, its level provides important insights for the cross-subsidization argument regularly put forward in favor of fixed book prices.
Subproject C03: Literature as Property between Law and Culture
Supervision: Prof. Dr. Peter Schneck and Prof. Dr. Oliver Lepsius further information
In the legal field of nineteenth-century America there is a clear attempt to ensure and promote a common national culture and public domain through copyright. This attempt was marked by and based on distinctly contrasting arguments: on the one hand, this common culture was to be achieved through the heightened protection of the author's individual rights, and, on the other, through an expanded access to intellectual property by limiting individual rights. To explore this tension, this research project considers the time period between 1834 and 1909 – framed by the prominent U.S. Supreme Court decision Wheaton v. Peters (1834) and the U.S. Copyright Act of 1909 – and analyzes the legal cases which helped conceptualize U.S. copyright. The project focuses on how ideas of individual authorial rights and the common good, in the form of public rights and access to intellectual property, were interpreted and employed in attempts to create a unified U.S. copyright concept.
Subproject B02: How and Why Do Law Courts Quote? Citations and References in Decisions of The Federal Constitutional Court (Bundesverfassungsgericht) and the Supreme Court of Canada
Supervision: PD Dr. Lars Korten and Prof. Dr. Niels Petersen
Zur rhetorisch-argumentativen Stärkung ihrer Urteile ziehen Gerichte in etablierter Weise unterschiedlichste Quellen heran: Juristische Arbeit ist "durch und durch intertextuell" (Morlok 2015: 69). In ihrer explizitesten Form zeigt sich die Intertextualität des Rechts in Gestalt von Zitaten und Verweisen, unter denen sich einerseits rechtlich bindende Texte befinden, andererseits allerdings ebenso Texte, die keine rechtliche Autorität aufweisen. Besonders letztere werfen die Frage nach der Funktionalisierung von Zitaten und Verweisen in Urteilen auf. Beruhend auf der These, dass die Funktion einer intertextuellen Bezugnahme sich erst in der semantischen Interaktion mit ihrer textuellen Einbettungsumgebung entfaltet, nähert sich die geplante Untersuchung der Frage nach dem 'Warum' – am Beispiel des BVerfG und des SCC, zwei prominenten Vertretern unterschiedlicher Rechtskreise – mithilfe einer Modalisierungsanalyse: 'Wie' werden Zitate und Verweise eingebettet? Finden sich Spuren einer Epistemisierung von Fremdinhalten? Wenn ja, auf welche Epistemisierungsinstrumente wird zurückgegriffen und welche Rückschlüsse erlaubt der Einsatz dieser subjektivierenden Mittel auf die jeweilige Funktion?
Subproject A04: An Anthropology of Crime. On the Discursive Interferences between Poetics, Morals, Law and Medicine in German Crimes Stories of the 19th Century
Supervision: Prof. Dr. Andreas Blödorn
Literary, legal, and anthropological issues converge in both the person and work of the jurist, textbook author, and writer Jodocus Donatus Hubertus Temme (1798-1881). Following the sociological concept 'figuration' and based on the characters in Temme’s crime fiction, the dissertation seeks to model a analysis method from a sociosemiotic and systems theory base. Using the textual models, social and criminal anthropological patterns, as well as tendencies of judicial criticism will be outlined in Temme’s texts. With a look at the social discourse and media-specific conditionalities of Temme’s crime fiction in the literary system, this dissertation will also analyze processes and developments within the interrelated dynamization of law and literature, as well as the development of a narrative method for crime fiction in the nineteenth century.
Subproject B02: How and Why Do Law Courts Quote? Citations and References in Decisions of The Federal Constitutional Court (Bundesverfassungsgericht) and the Supreme Court of Canada
Supervision: Prof. Dr. Niels Petersen
Die Arbeit beschäftigt sich rechtsvergleichend mit nichtjuristischen Zitierungen in den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts und des Supreme Court of Canada. Sie analysiert gerichtliche Entscheidungen als mittelbaren Ausdruck des Selbstverständnisses von Gerichten aus der Beobachtungsperspektive und führt eine theoretische und eine rechtsprechungsanalytische Untersuchung der Zitierpraktiken beider Gerichte zusammen. Der theoretische erste Teil der Arbeit beschäftigt sich mit einem für die Rechtswissenschaften operationablen Begriff des Zitats und leitet anschließend her, dass Unterschiede in den Zitierpraktiken beider Gerichte unter anderem durch divergierende Autoritätskonzepte erklärbar sind. Sie beschäftigt sich dabei mit der Autorität von Gerichten und der Autorität durch Zitate. Anschließend setzt sich die Arbeit mit Typologien des Zitats in gerichtlichen Entscheidungen auseinander. Der dritte Teil besteht aus drei Unterkapiteln, die exemplarisch drei verschiedene Typen von nicht-juristischen Zitierungen erörtern: literarische, religiöse und philosophische Zitate. Insbesondere werden dabei verschiedene Funktionen von nicht-juristischen Zitierungen anhand einzelner Zitatarten herauspräpariert, kontextualisiert und kategorisiert.
Subproject B01: Literary Forms of European Legal Culture in Poland, Russia and the Ukraine. Research on Law and Literature of Central- and Eastern-European Societies in Comparative Perspective
Supervision: Prof. Dr. Alfred Sproede
Der Rechtsnihilismus ist eine Haltung, die viele Formen annehmen kann. In Ländern mit einer stabilen und ausgeprägten Rechtskultur manifestiert sich diese häufig als eine Atrophie der Werte, die der ständig wachsenden Bedeutung des Rechts im sozialen Leben entgegengesetzt ist. In den ehemals unter sowjetischem Einfluss stehenden Ländern Ostmittel- und Osteuropas ist der Rechtsnihilismus hingegen deutlich greifbarer. Eine massive Abwertung des Rechts, die Auferlegung einer ausländischen Gerichtsbarkeit und der verbreitete Eindruck, das Gesetz sei lediglich ein Instrument der Behörden zur Unterdrückung der Bürger*innen, haben ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Gesetz und der Rechtsstaatlichkeit hinterlassen und deren Entwicklung in vielen Länder (u.a. Russland )– wie sich neuerdings verstärkt zeigt, auch etwa in Polen – negativ beeinflusst. Die Dissertation untersucht am Beispiel Polens, inwiefern Literatur als Medium rechtsnihilistischer Phänomene fungieren kann. Neben einschlägigen Werken aus dem 19. und 20. Jahrhunderten werden dafür insbesondere auch gegenwartsnahe Texte herangezogen, so dass sich eine Querschnittperspektive über mehrere Epochen und die mit ihnen verbundenen literarischen Strömungen wie auch Rechtssysteme ergibt.