Grenzen des Pragmatismus
Kolloquium startet mit einem Vortrag über normgebundenes und problemlösendes Entscheiden in der Verwaltung
Ein Vortrag mit dem Titel „Grenzen des Pragmatismus. Normgebundenes und problemlösendes Entscheiden in der Verwaltung“ eröffnet im Wintersemester das Kolloquium des SFB 1150 „Kulturen des Entscheidens“. Der Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Seibel (Konstanz) beginnt am Mittwoch, 24. Oktober, um 18.15 Uhr im Raum JO1 des Hörsaalgebäudes Johannisstraße 4. Pragmatismus und Normbindung sind divergierende Entscheidungslogiken, die sich in der öffentlichen Verwaltung gegenseitig ergänzen und miteinander in Einklang gebracht werden müssen. Ohne Normbindung ist keine rechtsstaatliche Verwaltung möglich, also weder willkürfreie Herrschaft noch die verlässliche Aufgabenerledigung von Behörden. Ohne Pragmatismus aber und ohne die damit verbundene flexible und situationsangemessene Dehnung oder gar Verletzung von Regeln wäre die Verwaltung nicht handlungsfähig. Darauf bezieht sich Luhmanns bekannte Formel von der „brauchbaren Illegalität“. Im Vortrag wird erläutert, dass das eigentliche Problem nicht im Für oder Wider von Pragmatik und Regelbindung besteht, sondern in der mehr oder weniger ausgeprägten Fähigkeit des Führungspersonals der Verwaltung, Standardsituationen von Ausnahmesituationen und angemessenen Pragmatismus von der Notwendigkeit strikter Regelbefolgung zu unterscheiden. Erläutert wird dies anhand von zwei Fällen von Organisationsversagen in der öffentlichen Verwaltung, in denen diese Herausforderung nicht bewältigt wurde.
Vier Termine des aktuellen SFB-Kolloquiums laden im Wintersemester ein, sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem Thema „Kulturen des Entscheidens“ zu befassen. Die Vorträge finden an unterschiedlichen Wochentagen von 18.15-19.45 Uhr an der Johannisstraße (JO1) beziehungsweise im Fürstenberghaus (F2) statt.