Über Religion entscheiden
Religiöse Optionen und Alternativen in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Christenheit
Religiöse Optionen und Alternativen in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Christenheit stehen im Mittelpunkt einer Tagung am SFB 1150 „Kulturen des Entscheidens“. Die Tagung mit dem Titel „Über Religion entscheiden“ vom 19. bis 21. Oktober wird organisiert von den Teilprojekten B02 Problematische Prozesse. Kritik und Reflexion der Entscheidungspraxis der mittelalterlichen Ketzerinquisition (ca. 1230-1330) (Leitung: Jun.-Prof. Dr. Sita Steckel) und B04 Wahrheitsentscheidungen und Zwang zur Positionierung: Die kommunikative Herstellung von Entscheidungsbedarf in der frühen Reformation (Leitung: Jun.-Prof. Dr. Matthias Pohlig).
Wie wurde in europäischen Kulturen der Vormoderne über Religion entschieden? Und welche Optionen standen zur Verfügung? Diese Fragen scheinen angesichts einer widersprüchlichen Forschungslage in mehrerer Hinsicht dringlich: Einerseits sprechen religionssoziologische Entwürfe der europäischen Vormoderne das Vorhandensein religiöser Pluralität und gar religiöser Entscheidungsoptionen nach wie vor gerne ab und reklamieren sie ausschließlich für die Moderne. Auch von Historikerseite wurde traditionell angenommen, dass erst mit der Entstehung verschiedener christlicher Konfessionen mehrere religiöse Entscheidungsalternativen gegeben waren. Andererseits gibt es entgegengesetzte Befunde aus dem Bereich des europäischen Mittelalters und der Frühen Neuzeit, die deutlicher in die interdisziplinäre Diskussion einzubringen wären. So ist in letzter Zeit die Vielgestaltigkeit spätmittelalterlicher „multipler Optionen“ für die religiöse Praxis (van Engen) sowie die „normative Zentrierung“ (Hamm) schon im Vorfeld der Reformation betont worden.
Die Tagung bringt daher internationale Experten aus der Mittelalter- und Frühneuzeit-Forschung zusammen, um über „Religiöse Optionen und Alternativen“ zu diskutieren. Aus der Perspektive der religiösen Entscheidungsoptionen und -alternativen soll nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden, Kontinuitäten und Brüchen zwischen spätem Mittelalter und Früher Neuzeit gefragt werden. Dabei wird sich ein klareres Bild dessen ergeben, was „Entscheiden über Religion“ in der europäischen Vormoderne bedeutete.