Entscheidungsfindung am byzantinischen Kaiserhof
Byzantinist Michael Grünbart über Zukunftsschau, Astronomie und Ratgeber
dienstags 18.15 bis 19.45 Uhr, Hörsaal F2, Fürstenberghaus am Domplatz 20-22
Über Ressourcen des Entscheidens am byzantinischen Kaiserhof spricht der Byzantinist Prof. Dr. Michael Grünbart am Dienstag, dem 8. November, in der öffentlichen Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ und des Sonderforschungsbereichs 1150 „Kulturen des Entscheidens“ der Universität Münster. Entscheiden gehörte zum Alltagsgeschäft des byzantinischen Kaisers, wie der Forscher erläutert. In seinem Vortrag will er darlegen, welche Ratschläge dem Herrscher etwa in Fürstenspiegeln oder der paränetischen Literatur „zum bedachten und ausgewogenen Entscheiden“ nahegelegt wurden, und welche Berater und prognostischen Techniken er zur Entscheidung heranzog. Der Vortrag „Göttlicher Wink und Stimme von oben. Ressourcen des Entscheidens am byzantinischen Kaiserhof“ ist ab 18.15 Uhr im Hörsaal F2 des Fürstenberghauses am Domplatz 20-22 zu hören.
Die öffentliche Ringvorlesung befasst sich im Wintersemester mit der Frage, wie von der Antike bis heute in Judentum, Christentum und Islam über Religiöses entschieden wird und wer dies in welcher Weise tun darf. Die Reihe untersucht auch die philosophischen, theologischen oder literarischen Diskurse, in denen religiöse Entscheidungen reflektiert werden, und auf welche Ressourcen dabei zurückgegriffen wurde. Es folgen Vorträge über juristische Entscheidungen im klassischen Islam, über die mittelalterliche Inquisition und die Antworten jüdischer Gelehrter auf Glaubensfragen, „Responsa“ genannt. Auch geht es um die Reformation in Westfalen, das religiöse Entscheiden in literarischen Texten und die Diagnose „Besessenheit“ durch zeitgenössische Exorzisten. (exc/ill/vvm)