Zur Kritik des Mentalismus in der Handlungstheorie - mit Blick auf die Rational-Choice-Theory
Philosoph Prof. Dr. Carl Friedrich Gethmann spricht in der Ringvorlesung des SFB „Kulturen des Entscheidens“
mittwochs 18.15-19.45 Uhr, Hörsaal F2, Fürstenberghaus, Domplatz 20-22
Zur Kritik des Mentalismus in der Handlungstheorie spricht der Philosoph Prof. Dr. Carl Friedrich Gethmann aus Siegen am Mittwoch, dem 13. Juli, in der Ringvorlesung des SFB 1150 „Kulturen des Entscheidens“. Der Vortrag mit dem Titel „Zur Kritik des Mentalismus in der Handlungstheorie - mit Blick auf die Rational-Choice-Theory“ beginnt um 18.15 Uhr im Hörsaal F2 im Fürstenberghaus (Domplatz 20-22).
Nach der Rational-Choice-Theory entscheidet sich rational, wer sich angesichts mehrerer Handlungsoptionen für diejenige entscheidet, die den höchsten Erwartungswert aufweist. Die auf dieser Grundintuition ausgearbeitete Theorie wird heute in vielen Bereichen der Ökonomik, der Soziologie, der Psychologie und auch der Ethik anscheinend erfolgreich eingesetzt. Obwohl die Grundintuition einfach und unschlagbar zu sein scheint, wirft sie bekanntlich eine Fülle von vieldiskutierten Problemen auf. Weniger diskutiert wird allerdings der in dem Ansatz der Rational-Choice-Theory unterstellte handlungstheoretische Mentalismus. Dieser liegt darin, dass die raumzeitliche Episode zwischen Wunsch und beobachtbarer Handlung in einen Teil zerfällt, der sich „in mente“ (Wunsch, Präferenz, Entscheidung) und einen solchen, der sich „extra mentem“ (beobachtbare Handlung) abspielt. Damit lädt sich die Konzeption die Schwierigkeiten des Mentalismus auf, unter anderem das Problem der mentalen Verursachung.
Im Anschluss an die klassische Kritik des Mentalismus durch Heidegger, Wittgenstein und Ryle soll im Vortrag unter Heranziehung eines pragmatischen Sprachverständnisses der Ansatz entwickelt werden, dass die sogenannten propositional attitudes sedimentierte Redehandlungen („ Performatoren“) sind. Entsprechend werden Wünsche als Aufforderung gegen sich selbst und Entscheidungen als Rechtfertigungen solcher Aufforderung gegen sich selbst rekonstruiert. Da Aufforderungen Prämissen und Konklusionen in „praktischen Syllogismen“ sein können und sich damit diskursiv kontrollieren lassen, verlieren Entscheidungen durch diese Rekonstruktion ihren okkulten Status. Die angebliche mentale Verursachung wird ersetzt durch eine regelgeleitete Handlungssequenz der drei (Rede-) Handlungsschemata des >Wünschens<, >Entscheidens< und <Ausführens / Unterlassens einer Handlung<. Eine Folge dieses Ansatzes ist die Einsicht, dass sich der Rationalitätsbegriff der Rational Choice Theory nicht auf trans-utilitäre Zwecke erstreckt. Ferner erlaubt dieser Ansatz die Substitution des (Schein-) Problems der mentalen Verursachung durch die Frage nach pragmatischen Indem-Verhältnissen.
Die Ringvorlesung des SFB 1150 „Kulturen des Entscheidens“ im Sommersemester 2016 findet mittwochs von 18.15-19.45 im Hörsaal F2, Fürstenberghaus, Domplatz 20-22, statt. Das Programm finden Sie hier.