Hans Blumenberg – Namensgeber der Gastprofessur für Religion und Politik
Die „Hans-Blumenberg-Professur für Religion und Politik“ ist nach dem international viel gelesenen und interdisziplinär breit rezipierten Münsteraner Philosophen Hans Blumenberg (1920-1996) benannt. Hans Blumenberg war, nach Stationen in Hamburg, Gießen und Bochum, von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1985 Professor an der Universität Münster.
Mit seinen Veröffentlichungen trug er wesentlich zur Neubestimmung des Ortes der Neuzeit in der geschichtswissenschaftlichen und philosophischen Diskussion bei. Er stellte die damals vorherrschende Säkularisierungsthese in Frage, nach der theologische Deutungsmuster aus dem Mittelalter über den Umbruch zur Neuzeit hinweg im modernen Staat fortwirken.
In seinem Hauptwerk „Die Legitimität der Neuzeit“ plädiert Blumenberg dafür, die Entstehung der Neuzeit als Akt der humanen Selbstbehauptung gegen die theologischen Absolutheitsansprüche spätmittelalterlichen Denkens zu interpretieren. So prägte er, in kritischer Absetzung von den Philosophen Carl Schmitt (1888-1985) und Karl Löwith (1897-1973), entscheidend die geistesgeschichtlich argumentierende Säkularisierungsdebatte. Dies gilt als wichtiger Beitrag zur Theorie der historischen Periodisierung und zur Theorie der Moderne.
Der Philosoph befasste sich in seinen begriffs-, geistes- und philosophiegeschichtlichen sowie anthropologischen Studien auch mit der Interpretation von Mythen und Metaphern. So stellte er anekdotische und essayistische Betrachtungen über das Motiv des Löwen an. Die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff greift dieses Motiv in ihrem Roman „Blumenberg“ auf.
Der Wissenschaftler war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz, des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Mitglied der Senatskommission für Begriffsgeschichte und Mitgründer der Forschungsgruppe „Poetik und Hermeneutik“. Als junger Mann hatte er das Studium der Katholischen Theologie 1940 abbrechen müssen, da er im Nationalsozialismus mit Blick auf die Familie seiner Mutter als „Halbjude“ galt. Er studierte dann Philosophie, Germanistik und Klassische Philologie.