(C2-15) Zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Kulturelle und soziale Integration im Selbstbild türkischstämmiger Muslime in Deutschland
Angesichts der zunehmenden Pluralisierung des Religiösen in Deutschland stellt sich die Frage nach den übergreifenden Normen des sozialen Zusammenhalts sowie nach der Integration kulturell und religiös von der Mehrheitsgesellschaft differierender Bevölkerungsgruppen nicht nur auf der politischen und rechtlichen, sondern auch auf der sozialen Ebene. Um diese Ebene zu erfassen, ist der Blick auf die Einstellungen, Haltungen, Bewertungsmaßstäbe und Deutungsmuster der Bevölkerung erforderlich, da rechtliche und politische Regelungen nur in dem Maße zu greifen vermögen, wie sie auf gesellschaftliche Unterstützung stoßen, und häufig unter Berücksichtigung bestehender sozialer Spannungs- und Konfliktlinien entworfen werden. Aufgrund der Tatsache, dass diese Spannungslinien nicht selten zwischen Mehrheitsgesellschaft und religiösen bzw. ethnischen Minderheiten verlaufen, reicht es nicht aus, nur die entsprechenden Orientierungen der Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft zu erfassen. Vielmehr ist es angezeigt, auch die Haltungen, Situationsdeutungen, Wünsche und Abneigungen von Minderheiten sorgfältig zu analysieren. Das Projekt nimmt sich vor, diesen Fragen anhand einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage unter türkischen Muslimen in Deutschland nachzugehen.
Die forschungsleitenden Fragen lauten dabei unter anderem:
- Was verstehen die Muslime selbst unter einer geglückten Integration?
- Wie stellen sie sich die Einbindung in die Gesellschaft vor?
- Überwiegt eher das Bestreben nach weitgehender Assimilation, nach einer „selbstbewussten“ Integration unter Beibehaltung der eigenen kulturellen Identität oder lässt sich im Gegenteil eine Tendenz zur Segregation bzw. Abschottung erkennen?
- Über welche Integrations- bzw. Desintegrationserfahrungen berichten die befragten Muslime?
- Als wie integriert schätzen sie sich selbst ein (kulturell, sprachlich, politisch, in Bezug auf den Arbeitsmarkt usw.)?
- In welchem Zusammenhang stehen Erfahrungen mit der christlich (bzw. säkular) verfassten Mehrheitsgesellschaft zur eigenen religiösen Identität, zur Identifikation mit der nationalen Herkunft oder zur Zugehörigkeit zu einem bestimmten lokalen oder sozialen Umfeld? Welche Haltungen nehmen die Muslime in Bezug auf die normativen Grundlagen der westlichen Demokratie, im Hinblick auf die Prinzipien Freiheit und Gleichheit, der sozialen Gerechtigkeit, der Rechtsstaatlichkeit, der Trennung von Religion und Politik usw. ein?
- Welche Einstellungen lassen sich hinsichtlich der Rolle der Religion in der Gesellschaft (Verhältnis von Religion und Staat, Religion und Recht, Religion und Wissenschaft oder Religion und Erziehung) feststellen?
- Welche Orientierungen bestehen mit Blick auf die Familien- und Geschlechterordnung (Stellung der Frau, Familienformen, Erziehung der Kinder u.ä.)?
Das Projekt ist Teil der Arbeitsplattform E Differenzierung und Entdifferenzierung und der Koordinierten Projektgruppe Umgang mit Multireligiosität.