Unsere Arbeitsgruppe forscht zur Kommunikation und Interaktion in Lehr- und Lernkontexten überwiegend im Kontext von Digitalisierung und im Hochschulkontext.
• Kulturelle Kompetenz und soziale Beziehungen beim kooperativen Argumentieren in der Schule
• Wissenschaft kommunizieren und verstehen
• Recherche und Nutzung wissenschaftsbezogener Informationen im Internet
• Kooperatives Lernen im Online-Diskurs
• Online-Tutoring und Human-Computer-Interaction
• Themenfeld Hochschullehre und Hochschuldidaktik
Kulturelle Kompetenz und soziale Beziehungen beim kooperativen Argumentieren in der Schule
Der Einsatz von Argumentation in kooperativen Kleingruppen im Unterricht ermöglicht in besonderem Maße die Aushandlung unterschiedlicher Perspektiven auf Themen des Alltags junger Menschen. Wie diese Prozesse eingeleitet und unterstützt sowie entsprechende Kompetenzen gefördert werden können, war der Fokus des von der EU im Rahmen des Horizon 2020-Programms geförderten Projekts DIALLS (DIalogue and Argumentation for cultural Literacy Learning in Schools). Unter anderem wurde ein Programm zur Förderung kultureller Kompetenz entwickelt, evaluiert und entsprechende Materialien langfristig verfügbar gemacht. Zusammen mit zehn Partneruniversitäten in neun Ländern wurde das Programm auch von unserer Arbeitsgruppe implementiert und beforscht. Darüber hinaus haben wir in diesem Rahmen die Rolle sozialer Beziehungen bei der kooperativen Argumentation untersucht.
Auswahl von Publikationen in diesem Bereich:
Brummernhenrich, B., Baker, M. J., Bietti, L. M., Détienne, F. & Jucks, R. (2021). Being (un)safe together: student group dynamics, facework and argumentation. In F. Maine & M. Vrikki (Hrsg.), Dialogue for intercultural understanding: placing cultural literacy at the heart of learning (S. 120–134). Cham: Springer. doi:10.1007/978-3-030-71778-0_9
Maine, F., Brummernhenrich, B., Chatzianastasi, M., Juškienė, V., Lähdesmäki, T., Luna, J., Peck, J. (2021). Children's exploration of the concepts of home and belonging: Capturing views from five European countries. International Journal of Educational Research, 110, 101876. doi:10.1016/j.ijer.2021.101876
Rapanta, C., Gonçalves, C., Pereira, J. R., Cascalheira, D., Gil, B., Morais, R., Čermáková, A., Peck, J., Brummernhenrich, B., Jucks, R., Garcia-Milà, M., Miralda-Banda, A., Luna, J., Vrikki, M., Evagorou, M., & Macagno, F. (2021). Multicultural classroom discourse dataset on teachers’ and students’ dialogic empathy. Data in Brief, 39, 107518. doi.org/10.1016/j.dib.2021.107518
Wissenschaft kommunizieren und verstehen
Wissenschaftliche Erkenntnisse sind Grundlage für zahlreiche persönliche und politische Entscheidungen. Wir erforschen, wie die Kommunikation über sog. socio-scientific issues (wie die Klimakrise oder der individuelle Umgang mit dem Coronavirus) durch Merkmale der Kommunizierenden und deren Kommunikationsverhalten, beeinflusst wird. Außerdem untersuchen wir Sichtweisen von Studierenden auf Wissenschaft, insbesondere im Bereich der Lehrer*innenbildung. Gestaltungsprinzipien für die Vermittlung wissenschaftsbezogener Informationen in Schule, Hochschule und der Wissenschaftskommunikation können abgeleitet werden.
Publikationen in diesem Bereich:
Janssen, I., Hendriks, F., & Jucks, R. (2021). Face masks might protect you from COVID-19: The communication of scientific uncertainty by scientists versus politicians in the context of policy in the making. Journal of Language and Social Psychology, 40(5–6), 602–626. doi.org/10.1177/0261927X211044512
Kienhues, D., Jucks, R., & Bromme, R. (2020). Sealing the gateways for post-truthism: Reestablishing the epistemic authority of science. Educational Psychologist, 55(3), 144–154. doi.org/10.1080/00461520.2020.1784012
Vaupotič, N., Kienhues, D., & Jucks, R. (2022). Taking a stance on the role of nuclear energy to combat the climate crisis: how communication task and expert’s personal stance impact individuals’ intellectual humility and strategies for dealing with a complex topic. Educational and Developmental Psychologist, 39(1), 70–84. doi.org/10.1080/20590776.2021.2018916
Recherche und Nutzung wissenschaftsbezogener Informationen im Internet
Digitalisierung ermöglicht eine Teilhabe an wissenschaftlichen Erkenntnissen und selbstständige Informationsrecherche hierzu - unabhängig und auch ergänzend zu institutionellen Bildungsangeboten. Wie gehen Personen mit digitalen wissenschafts-bezogenen Informationen um? Wie ermitteln sie die Qualität von Informationen, die Motive der Kommunikatoren und wie gehen sie mit konfligierenden Informationen oder einseitiger Informationsdarstellung um? Im DFG-Graduiertenkolleg „Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt“ adressieren wir die Frage, wie bei der Informationssuche im Internet Einschätzungen zu Vertrauenswürdigkeit der Kommunikatoren und zur Glaubwürdigkeit der Informationen vorgenommen werden. Als Setting unserer Forschung wählen wir oft Gesundheits- und manchmal bildungswissenschaftliche Themen.
Auswahl von Publikationen in diesem Bereich:
König, L., & Jucks, R. (2019). Hot topics in science communication: Aggressive language decreases trustworthiness and credibility in scientific debates. Public Understanding of Science. doi.10.1177//0963662519833903
Brummernhenrich, B., & Jucks, R. (2019). „Get the shot, now!“ Disentangling content-related and social cues in physician–patient communication. Health Psychology Open, January-June 2019, 1-12. doi:10.1177/2055102919833057
Zimmermann, M., & Jucks, R. (2018). With a view to the side: You Tube's sidebar and You Tuber's linguistic style as hints for trust-related evaluations. International Journal of Human-Computer-Interaction. doi:10.1080/10777318.2018.1519165
Kooperatives Lernen im Online-Diskurs
Gemeinsames Lernen, in Zweierteams oder größeren Gruppen, wird durch Digitalisierung verändert. Zusammenarbeit beim fallbasierten Lernen in der Schule oder der Vorbereitung einer gemeinsamen Präsentation werden mittels Learning Management Systemen wie moodle z.B. im Chat oder mit gemeinsamen Dokumenten interaktiv und strukturiert digital unterstützt. Wir untersuchen Gelingensbedingungen für das Lernen im Online-Diskurs. Welche Effekte hat der gemeinsame Austausch über wissenschaftsbezogene Informationen im Vergleich zum individuellen Lernen? Wie verändert sich die Sichtweise der Einzelnen auf den Lerninhalt, wenn eine Fremdperspektive in der Kommunikation deutlich wird?
Im DFG-Schwerpunktprogramm „Wissenschaft und Öffentlichkeit“ haben wir zwischen 2009 und 2016 untersucht, unter welchen Bedingungen der Austausch im Diskurs und die angeleitete Kommunikation das Lernen der Beteiligten steigert.
Im seit 2018 laufenden EU-Projekt DIALLS (Dialogue and Argumentation for cultural Literacy Learning in Schools) werden Unterrichtsmaterialien zur Reflexion über die eigene kulturelle Identität mit Lehrkräften und in Klassen der Primar- und Sekundarstufe entwickelt und eingesetzt. Der Unterricht wird videografiert und die digitale, standortübergreifende Kommunikation der Lernenden in Bezug auf das Kommunikationsverhalten ausgewertet. Zum anderen bereiten wir eine Online-Plattform für Lehrkräfte vor, auf der der Austausch über die Lerneinheiten erfolgen soll.
Auswahl von Publikationen in diesem Bereich:
Mayweg-Paus, E., & Jucks*, R. (2017). Conflicting evidence or conflicting opinions? Two-sided discussions contribute to experts' trustworthiness. Journal of Language and Social Psychology, Vol. 37(2) 203–223 doi:10.1177/0261927X17716102*shared first authorship
Thiebach, M., Mayweg-Paus, E., & Jucks. R. (2016). Better agree or disagree? – How taking perspectives impacts on critical thinking and argumentation. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie/ German Journal of Educational Psychology, 30(2–3), 133–149. doi:10.1024/1010-0652/a000174
Jucks, R., & Mayweg-Paus, E. (2016). Learning through communication. How arguing about scientific information contributes to learning (Special issue). Zeitschrift für Pädagogische Psychologie/German Journal of Educational Psychology, 30(2–3), 75–77, doi:10.1024/1010-0652/a000170
Online-Tutoring und Human-Computer-Interaction
Digitalisierung verändert die sozialen Rollen zwischen Lehrenden und Lernenden. Wir haben in den letzten Jahren Forschung zu der Frage betrieben, wie Lehrende verständlich und klar kommunizieren und dabei gleichzeitig die sozialen Anforderungen an die Kommunikationssituation adressieren. Wie höflich gehen Lehrende/TutorInnen mit ihrem Gegenüber um? Höflichkeit bezieht sich dabei auf den Umgang mit „face threatening acts“, d.h. Formulierungen, die Lernende in ihrer Autonomie einschränken oder die Wertschätzung der Person in Frage stellen.
Kommunikation und Interaktion im Bildungsbereich beinhaltet auch die Interaktion mit technischen Systemen. Aufbauend auf unserer Forschung zur Höflichkeit und zur Wirkung von Sprachassistenzsystemen möchte ich die Interaktion von Schüler*innen mit Technologien adressieren. Im Mittelpunkt steht die Technologienutzung durch Schüler*innen und Erwartungen an Technologien und Gelingensbedingungen für einen lernförderlichen Einsatz interaktiver Lernumgebungen. Systeme wie Classcraft, die die Rückmeldung von Lehrkräften an Schüler*innen in digitaler Form ermöglichen, sind hier ebenfalls in ihrer psychologischen Wirkung auf Schüler*innen zu adressieren.
Auswahl von Publikationen in diesem Bereich:
Jucks, R., Linnemann, G. A., & Brummernhenrich, B. (2018). Student evaluations of a (rude) spoken dialogue system: Insights from an experimental study. Advances in Human-Computer Interaction, 2018. doi:10.1155/2018/8406187
Brummernhenrich, B., & Jucks. R. (2016). "He shouldn't have put it that way!" How face threats and mitigation strategies affect person perception in online tutoring. Communication Education, 65(3), 290–306.doi:10.1080/03634523.2015.1070957
Linnemann, G. A., & Jucks R. (2016). "As in the Question, so in the answer?" - Language style of human and machine users affects interlocutors convergence on wording. Journal of Language and Social Psychology, 35(6), 686–697,doi:10.1177/0261927X15625444
Themenfeld Hochschullehre und Hochschuldidaktik
Im Themenfeld der Hochschullehre und Hochschuldidaktik adressiert unsere Forschung z.B. die Perspektiven der Lehrenden auf ihre Wissenschaft und das Verhältnis von Lehre und Forschung sowie digitalgestützte hochschuldidaktische Settings:
Päuler-Kuppinger, L., & Jucks, R. (2017). Perspectives on teaching: Conceptions of teaching and epistemological beliefs of university academics and students in different domains. Active Learning in Higher Education, 18(1), 63–76. doi:10.1177/1469787417693507
Hillbrink, A. & Jucks, R. (2019). ‘Me, a Teacher?!’ – Professional Role Identification and Role Activation of Psychology PhD Students. Studies in Graduate and Postdoctoral Education. doi:10.1108/SGPE-03-2019-0031
Riehemann, J. & Jucks, R. (2018). 'Address me personally and I forget the others' effects of language styles in a MOOC. Journal of computer assisted learning. 36, 6, 713-719. doi: 10.1111/jcal.12278