Mitmachen oder helfen wollen?
Worum geht es?
In dieser Studie haben wir uns mit der Frage befasst, warum Kleinkinder helfen und welche Motive das Hilfeverhalten in diesem Alter steuern und beeinflussen. Es wird viel darüber spekuliert, warum Kinder bereits im Kleinkindalter helfen: wollen sie einfach nur dabei sein und mitmachen oder wollen sie wirklich helfen und die Aufgabe zu Ende bringen? Um das rauszukriegen, haben wir untersucht, ob Kinder in ihrem zweiten Lebensjahr weiter aufräumen, wenn die andere Person sich abwendet oder ob sie dann das Interesse verlieren, weil der soziale Kontakt unterbrochen ist. Eine Idee in der Literatur ist, dass Kinder im 2. Lebensjahr zunehmend prosozial motiviert sind und einen hilfreichen Beitrag leisten wollen, auch ohne direkten sozialen Kontakt.
Was wurde gemacht?
Als Teil einer größeren Studie haben wir Familien aus Münster zu uns ins Beobachtungslabor eingeladen als die Kinder 18, 21 und 24 Monate alt waren. Bei jedem Besuch wurde eine Aufgabe mit bunten Plastikbällen durchgeführt, die in eine Kiste eingeräumt werden sollten. Die Versuchsleiterin begann die Aufgabe und machte deutlich, dass sie Hilfe beim Einräumen benötigt. Sobald das Kind begonnen hatte mitzuhelfen, hat die Versuchsleiterin selbst die Tätigkeit unterbrochen und sich abgewandt, angeblich um etwas anderes zu erledigen. Die kritische Frage für uns war, ob die Kinder die Bälle auch allein weiter einräumen oder ebenfalls aufhören.
Das kam raus!
Die 18 Monate alten Kinder haben, im Vergleich zu den 21 und 24 Monate alten Kindern, nach der Unterbrechung weniger geholfen. Das Verhalten der Kinder lässt darauf schließen, dass die jüngeren Kinder ursprünglich durch die soziale Interaktion mit der Versuchsleiterin motiviert waren die Bälle einzuräumen – sobald die Versuchsleiterin die Tätigkeit unterbrochen hatte, haben auch die Kinder das Interesse verloren. Bei den älteren Kindern zeigte sich hingegen, dass viele Kinder auch ohne die Versuchsleiterin die Bälle weiter eingeräumt haben, was auf ein anderes grundlegendes Motiv schließen lässt: hier scheint es so zu sein, dass die Kinder die Aufgabe fertig machen wollen, wahrscheinlich um der anderen Person zu helfen. Alles in allem zeigt unsere Studie, dass vor allem bei jüngeren Kindern die Freude am sozialen Miteinander ein grundlegendes Motiv für Hilfeverhalten ist. Wenn die Kinder älter werden kommen weitere Motive hinzu, insbesondere das Motiv, anderen zu helfen.
Bei Interesse senden wir Ihnen die entsprechende Publikation gerne per Mail (beobachtungslabor@wwu.de):
Giner Torréns, M., Dreizler, K. & Kärtner, J. (2021). Insight into toddlers´ motivation to help: From social participants to prosocial contributors. Infant Behavior and Development.
https://doi.org/10.1016/j.infbeh.2021.101603
Wir bedanken uns recht herzlich bei allen Familien, die bei dieser Studie mitgemacht haben!