Die Welt des postmodernen Romanhelden: Zwischen Selbstverwirklichung und Erosion der Persönlichkeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Figuration des Antiheroischen in Romanen immer mehr an Bedeutung gewonnen. Sei es in der deutschsprachigen Literatur mit Protagonisten in Romanen wie Stiller (1954) von Max Frisch und Alles andere als ein Held (1959) von Rudolf Lorenzen oder in der westafrikanischen Literatur mit Chinua Achebe (Things Fall Apart, 1958) und Amadou Kourouma (Les Soleils des Indépendances, 1968), die durch ihre antiheroischen Figuren (post)koloniale Realitäten in Afrika zu präsentieren versuchen, scheint das Antiheroische für postmoderne Verhältnisse, ästhetisch gesehen, passend zu sein. Es geht also um antiheroische Figuren, die im Strudel der Postmoderne und deren Krisen gefangen sind und in ihrem Innersten mit den gesellschaftlichen Verhältnissen wenig anfangen können. Identitätskrise oder innere Zerrissenheit dieser Figuren sind unmittelbar mit der jüngsten Zeitgeschichte und dem Weltgeschehen zu verknüpfen. Im Zentrum der postmodernen Romane – die für das Dissertationsprojekt ausgewählt wurden – stehen Antihelden oder antiheroische Figuren, die ein soziales Unbehagen empfinden und somit mit Identitätsproblemen konfrontiert werden.
Die Beschäftigung mit antiheroischen Romanfiguren der deutschsprachigen und westafrikanischen Literatur von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart kann behilflich sein, um neue Horizonte und Perspektiven in der Figuren- bzw. Romanforschung in der Literaturwissenschaft zu eröffnen. Die beiden erwähnten Literaturräume wurden ausgewählt, um unterschiedliche kulturelle Blicke über das Phänomen „Antiheld“ und dessen soziohistorische und ästhetische Implikationen gründlich und detailliert zu untersuchen.
Betreuer: Prof. Dr. Eric Achermann