„Wo bleibt unsere Revolution?“ – Expressionistische Prosa von Autorinnen
Autorinnen expressionistischer Prosa wie Henriette Hardenberg, Claire Goll, Marie Holzer oder El Hor/El Ha sind im etablierten Epochenbild des Expressionismus kaum vertreten und wurden von der Forschung lange Zeit nicht beachtet. Dies wird ihrer tatsächlichen Präsenz im zeitgenössischen literarischen Feld jedoch nicht gerecht. Autorinnen partizipieren in expressionistischen Künstlerkreisen und Publikationsorganen und stellen signifikant weibliche Subjektkrisen in das Zentrum ihrer Prosa, wenngleich die künstlerische Bewegung personell und programmatisch männlich dominiert wird. Von der Beobachtung dieses Spanungsverhältnisses ausgehend stellt das Dissertationsprojekt die Fragen danach, wie sich Autorinnen im literarischen Feld der Avantgarde-Bewegung positioniert haben und welches avantgardistische Innovationspotenzial ihrer Prosa innewohnt.
Mit einem gendertheoretischen Zugang zielt die Dissertation darauf ab, das etablierte Bild des Expressionismus durch die Integration der Autorinnen und ihrer Prosatexte zu erweitern. Mithilfe eines kulturpoetischen Ansatzes soll zum einen das literarische Feld auf Geschlechterverhältnisse innerhalb der Avantgarde-Bewegung geprüft werden. Dabei werden insbesondere Formen von praktischer wie theoretischer weiblicher Autorschaft sowie von Netzwerken, Publikationsmöglichkeiten und Rezensionskriterien von und für Autorinnen herausgearbeitet. Zum anderen soll eine Analyse ausgewählter Texte, die weiblich codierte Themen wie Prostitution, Mutterschaft oder die Rolle der Frau im Krieg behandeln, aufzeigen, wie die Texte von Autorinnen die expressionistische Prosa um Motive und poetische Verfahren erweitern.
Betreuer*in: Prof. Dr. Moritz Baßler
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