Lebenswerke. Zur Berufsautobiographie in der Gegenwart.
Der Beruf ist konstitutiv für die Selbst- und Autobiographie-Konstruktion. Dieser Beobachtung nachgehend untersucht die Arbeit populäre Autobiographien, die ein erhebliches Segment des Genres darstellen, bislang literaturwissenschaftlich aber eher vernachlässigt worden sind. Darin wird geprüft, was es für die autobiographische Textkonstruktion bedeutet, wenn der Beruf des Verfassers nicht – wie in literarischen Autobiographien – Autor, sondern Manager, Politiker, Künstler oder Wissenschaftler lautet. Das Projekt geht der These nach, dass sich das berufliche Selbstverständnis des Autobiographen/der Autobiographin in medialen, rhetorischen und narrativen Textverfahren widerspiegelt und damit sein/ihr Beruf konstitutiv für die Selbst- und Autobiographie-Konstruktion ist. Dazu werden zeitgenössische Autobiographien aus je vier Berufszweigen vergleichend untersucht. Zum Textkorpus gehören u.a. die Auto. Biographie des Unternehmers Ferdinand Piëch, die Selbstbiographie Winter im Sommer – Frühling im Herbst. Erinnerungen des Bürgerrechtlers Joachim Gauck, die Bekenntnisse der Künstlerin Nina Hagen und die Autobiographie Mit dem anderen Auge des Mediävisten Peter Wapnewski. Das Projekt zielt darauf ab, einen Genrebegriff für diese berufsspezifischen Ich-Konstruktionen zu entwickeln, die ‚populäre Autobiographie‘ zu konzeptualisieren und den Ghostwriter in die Autobiographiedebatte einzubinden.
Die Dissertation wurde 2019 bei Königshausen & Neumann veröffentlicht.
Fach: Germanistik
Betreuerinnen: Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf, Prof. Dr. Lut Missinne