Nina Wolff
Powered by Emotion? Inszenierungen kollektiver Erinnerungen in russischer Gegenwartsliteratur
Der russländische Diskurs um eine nationale Identität wird von der Emotionalisierung identitätsstiftender Momente russischer Geschichte geprägt. Er wird gesellschaftspolitisch von einer ideologischen Gedächtnispolitik angeführt, welche durch die Konstruktion einer kollektiven russischen Identität die eigene Macht stabilisiert.
Dieses Dissertationsprojekt untersucht, durch welche Emotionalisierungsstrategien zeitgenössische literarische Narrationen russischer Geschichte die Homogenität des hegemonialen Identitätsdiskurses durchbrechen oder rekonstruieren. Ausgehend von emotionspsychologischen Erkenntnissen, dass Affekte sowohl zur Gedächtnisbildung als auch zur Herausbildung von Identität beitragen, sind affektpoetische Ansätze ein grundlegender methodischer Schlüssel zur Analyse literarischer Gedächtnisnarrative. Im Zentrum der Arbeit stehen exemplarische Analysen russischer, literarischer Prosatexte aus der Zeit der "Putin-Ära", die identitätsstiftende Topoi der russländischen Geschichte verhandeln. Das vorläufige Korpus enthält Texte von Boris Akunin, Ilja Bojasov, Dmitrij Bykov, Viktor Erofeev, Andrej Gelasimov, Dmitrij Gluchovskij, Grigorij Rjazskij, Vladimir Sorokin, Andrej Turgenev und Ljudmila Ulickaja.
Fach:Russistik
Betreuer/innen:Prof. Dr. Alfred Sproede, Prof. Dr. Sophie Wennerscheid